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6. Juni um 20 Uhr im Kino 8 1/2 – Film und Eröffnung der Veranstaltungsreihe mit kleinem Umtrunk
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„ein über alle Maßen trauriger Herbst“ – Kafkas Gruftwächter-Fragment
Franz Kafkas einziger Dramentext sowie die umgebenden Prosa-Skizzen als theatrales Hör/Schau-Experiment mit Text, Bildprojektionen und Klang
In der Inszenierung von Ralf Peter, mit der Musik von Daniel Osorio und den Zeichnungen von Klaus Harth. Zum 100. Todestag Franz Kafkas wird diese Aufführung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kafka_100“ wieder aufgeführt werden.
Eine wunderbare Gelegenheit, für alle, die es damals verpasst haben, oder die es unbedingt noch einmal sehen (und hören!) wollen.
Kafka war ein großer Theater- und Kinofreund. Nur einmal hat er aber selbst versucht, ein Stück für das Theater zu verfassen. Es ist ein Fragment geblieben. „Der Autor brach das Experiment nicht nur ab; er behauptete sogar, wie sein Freund Oskar Baum überliefert, das einzige ,Nicht-Dilletantische an dem Stück‘ sei, dass er es nicht vorlese.“ (Silke Scheuermann in der FAZ).
Trotz allem Fragmentarischen, trotz einem merkwürdigen Bruch der Handlung in der Mitte des Stücks, ist das alles Kafka durch und durch.
In der Inszenierung von Ralf Peter, bei der Musik und Stimmen vom Band kommen und nur die szenenischen Bühnenanweisungen life gesprochen werden, die Handlung vor allem über die Zeichnungen vorstellbar wird, ist das Publikum mittendrin in einem Gesamtkunstwerk aus Ton, Bild und Spiel. In seinen Tagebüchern schreibt Franz Kafka über den Entstehungsprozess einer Erzählung: „Es scheint hoffnungslos, dass dieser neue und noch unfertige überall empfindliche Organismus in der fertigen Organisation der Welt sich wird erhalten können … Allerdings vergißt man hiebei, daß die Novelle, falls sie berechtigt ist, ihre fertige Organisation in sich trägt, auch wenn sie sich noch nicht ganz entfaltet hat…“
Das gilt auch mit Sicherheit für diese Gruftwächter-Inszenierung, Fragment hin, Fragment her.
Bildtechnik: Klaus Harth, Ralf Peter
Tontechnik: Daniel Osorio
Licht- und Bühnentechnik: Florian Layes
Idee, Regie, Dramaturgie, Bühne: Ralf Peter
Aufführung am 8.6.2024 im Rahmen der Veranstaltungsreige „Kafka_100“. 20Uhr im TiV.
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9.6. 17Uhr
Galerie [SALI E TABACCHI]:
Eröffnung der Ausstellung „kafka_100“
geöffnet mo und mi 16-18 Uhr und nach Vereinbarung
(mit Arbeiten von Kathrin Brömse, Jörn Budesheim, Gudrun Emmert, Stephan Flommersfeld, Klaus Harth, Monika Hau, Albert Herbig, Vera Kattler, André Mailänder, Joni Marriot, Meret Preiß, Volker Schütz und Sig Waller)
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Kafka am Abend.
Wenn man am Abend endgültig entschlossen zu haben scheint, zu Hause zu bleiben, den Hausrock angezogen hat, nach dem Nachtmahl beim beleuchteten Tische sitzt und jene Arbeit oder jenes Spiel vorgenommen hat, nach dessen Beendigung man gewohnheitsmäßig schlafen geht, wenn draußen ein unfreundliches Wetter ist, das das Zuhausebleiben selbstverständlich macht, … und wenn man nun trotz alledem in einem plötzlichen Unbehagen aufsteht, den Rock wechselt, sofort straßenmäßig angezogen erscheint, weggehn zu müssen erklärt, es nach kurzem Abschied auch tut, …wenn man sich auf der Gasse wiederfindet mit Gliedern, die diese schon unerwartete Freiheit, die man ihnen verschafft hat, mit besonderer Beweglichkeit belohnen, …dann ist man für diesen Abend so gänzlich aus seiner Familie ausgetreten, wie man es durchdringender durch die entferntesten Reisen nicht erreichen könnte. Verstärkt wird es noch, wenn man zu dieser Abendzeit einen Freund aufsucht, um nachzusehen, wie es ihm geht.
Oder einen Buchladen, in dem man dann Sätze zu hören bekommt, von denen man dachte, dass man sie bereits alle gekannt hat.
Die Regisseurin Corinna Preisberg vom DreilandTheater, die Autorin Daniela Daub aus Wiesbaden und der Zeichner Klaus Harth entnehmen Sätze und Sentenzen aus Kafkas Werk, aus Erzählungen und Tagebüchern und collagieren das alles u.a. mit Bezügen zum Hier und Jetzt.
Besuchen wir Franz Kafka an diesem Abend als einen Freund und sehen nach, wie es ihm geht.
Am 11. Juni 2024 um 19 Uhr in „der buchladen“ im Nauwieser Viertel.
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