2006/2007:
2.5.: Was am Ende blieb, waren zwei manchmal kopflose Könige und eine Dame, die zwar zurückkehrte, aber auch nichts Wesentliches mehr ausrichten konnte.
3.5.: An diesem Abend waren Peter Gabriel und Phil Collins kaum mehr voneinander zu unterscheiden (akustisch).
4.5.: Der Bauch nimmt den Atem, obwohl die Lunge sich doch an ganz anderer Stelle befindet.
5.5.: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx(freiwillige Selbstkritik)
6.5.: 790 Vögel wohnen auf keinem Baum.
7.5.: Wer andern eine Bremse flickt, kommt nicht unbedingt selber schneller zum Stehen.
8.5.: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx(freiwillige Selbstkritik Nr. 2)
9.5.: Die Zeichnung eines Berges stellt keinen Kopfschmerz dar.
10.5.: Der kleine König kannte fast alle Wege in seinem weitläufigen Reich – und wenn die Zeit einmal zu knapp war und er nur 3-4 Schritte laufen konnte, dann konnte es vorkommen, dass er vor lauter Wut und Unausgeglichenheit auch schon mal den Gärtner windelweich prügeln ließ.
11.5.: Ein Bauch ist ein Bauch und keine Unordnung.
12.5.: In unbekannter Gegend vergeht die Zeit langsamer als bei Dunkelheit (Notbush City Limits als Melodie und Pretteln City Grill als Text: das ist Basel, wie es kaum einer kennt).
13.5.: Nicht alles, was in der Kunsthalle hängt, kann auch ein Waldorfkind von ganz alleine.
14.5.: Eine Wanne von wonnig warmem Wasser tröstet nicht über jeden Mangel an Geld.
15.5.: BILL GATES NICHT GUT!
16.5.: Die Zeit, die man im Wald verloren glaubt, findet sich manchmal zuhause auf dem Nachttisch.
17.5.: Udo Lindenberg und Wolfgang Amadeus Mozart hatten am gleichen Tag Geburtstag – nee, stimmt nicht: Mozart war dann doch schon im Januar.
18.5.: Luxus ist ein Kopf voll eigener Gedanken.
19.5.: Verbesserung – Verböserung…
20.5.: Die Leute aus der Stadt kommen mir nicht in meine Wohnung!
21.5.: Ein Wurm darf sich nie zu sicher fühlen (Wurmzucht naßmachen!)
22.5.: Auch ein Fluchtversuch, der aussieht wie ein Fluchtversuch, ist möglicherweise ein Fluchtversuch.
23.5.: Auflösen und Ablösen und Erlösen – Ablösen und Auflösen – Erlösen und Ablösen und Auflösen.
24.5.: Wenn Führerscheine nur bei Mindestvoraussetzung eines bestimmten Intelligenzquotienten vergeben würden, ginge es auf unseren Straßen wesentlich kultivierter und gesitteter zu: Philosophen on the road – man kann aber davon ausgehen, dass dieser Satz so nicht zu halten ist.
25.5.: Es bleibt ein Dauerregen, der gefallen wäre, auch wenn er uns damit hätte eine Freude machen können.
26.5.: Auf dem Land zu leben ist eigentlich nix für alte Menschen.
27.5.: Während wir in aller Seelenruhe unseren Kaffee trinken, wurde die Stadt von Katholiken überschwemmt, die z.T. an den Haken von Baukränen in großer Höhe hingen: um Gott näher zu kommen oder um eine bessere Aussicht zu genießen: man weiß es nicht.
28.5.: Die restaurierte Sekretärin befindet sich noch immer auf der Ladefläche des LKW, der geöffnet dastand auf einem Schulhof unter einem kaltblauen Sonntagnachmittaghimmel bei Kaffee, Kuchen und Wein wie bei Hänsel und Gretel etwa eine Stunde nördlich von hier.
29.5.: Das lange Warten auf einen Spaziergang führt nicht unbedingt zu einem längeren Weg, der dann zurückgelegt werden kann.
30.5.: Denkmal für den unbekannten Dosenbiertrinker – Denkmal für den unbekannten Amokläufer.
31.5.: Ältere Herren mit Schwerkraftproblemen und gerne junggebliebene Damen mit Lockenprachtfrisuren, die sich zum Himmel hin orientieren, sollten keine Filme besuchen, in denen kaum gesprochen wird – auch, und gerade dann, wenn es dabei um Gott geht.
1.6.: Die Schwalben fliegen dicht.
2.6.: Die meisten Autofahrer fliegen nicht dicht über dem Wasser, um damit ihrer Lebensfreude Ausdruck zu verleihen.
3.6.: Jemanden auf den letzten Drücker zu überholen, um als erster dann an der roten Ampel zu stehen, hat etwas spermatoides – mit dem kleinen Unterschied, dass weder rote noch grüne Ampeln mit einer Eizelle irgendetwas gemein haben, der Vereinigungsprozess also per se zum Scheitern verurteilt scheint.
4.6.: Mit ganz langsamen Bewegungen den Berg.
5.6.: Bundesagentur für Hinrichtungen: Betrachten Sie sich nicht als Delinquent, sondern als Kunden!
6.6.: Aus viel Lärm um einen Nebel wird nicht immer eine Wolke, aber aus viel Lärm um einen Wind wird auch nicht immer ein Sturm.
7.6.: Man stelle sich Federballspieler vor, die sich bewegen wie die Schwertkämpfer in den Filmen wie etwa Tiger and Dragon.
8.6.: Die Erinnerung an eine bestimmte Bewegung ist im Körpergedächtnis verankert und ist auch nach längerer Zeit noch abrufbar – die Bewegung selbst aber hinkt dem nach Jahren aber möglicherweise ein wenig hinterher (immer einen halben Schritt zu spät in der Nähe des Balls…)
9.6.: Wenn ich mich entscheiden dürfte zwischen spontanem Männergesang (achromatisch) und Autohupen: der Gesang.
10.6.: Die Leute schmücken ihre Autos mit Deutschlandfähnchen – dass sie ihrer Autos überhaupt mit etwas schmücken: dort beginnt schon der Fehler!
11.6.: Aus einem Garten kann mit wenig Aufwand ein Urlaub werden.
12.6.: An Kühen kann man getrost und ungefährdet entlangschreiten.
13.6.: DIE DATEI HAT IMMER RECHT!
14.6.: Die vielen Autos mit den seitlich montierten Deutschlandfähnchen könnten auch ein anderes Wort illustrieren: Fahnenflucht.
15.6.: Die Brezelverkäuferin sagt Guten Tag zu den Brezeljüngern, die sich bisher nur spärlich zeigen: trotz des sonnigen Wetters scheint es noch kein guter Tag für Bekehrungen.
16.6.: Es fehlen noch 48!
17.6.: Jetzt fehlt keiner mehr – das ist aber nicht der Grund für eine Beschäftigung mitdem Nichts.
18.6.: Den Holzweg eingeschlagen, geht es ein längeres Stück bergan, um dann in einer Abfahrt zu enden (wie auch kaum anders erwartet).
19.6.: Reden über Alkohol kann ganz schön ernüchternd wirken.
20.6.: Reisebericht: Aachen versuchte sich vor uns zu verstecken, doch schlußendlich wollte uns die Stadt vor lauter Freude dann nicht mehr rauslassen.
21.6.: An der Autobahnraststätte sitzt ein dicklicher Mann mit Rucksack & kurzen Hosen auf einer Bank, scheint nirgendwohin zu gehören und auf seinem weißen T-Shirt steht in schwarzen Buchstaben das Wort: GASTGEBER.
22.6.: Mit zunehmender Lebensdauer erfolgt eine stetige Verkürzung der Frustrationsspanne.
23.6.: Zwei Pupillen unterschiedlicher Größe sehen schönes Wetter trotzdem in gleicher Entfernung.
24.6.: Nach fünfzehn Minuten zwei Schreie – am Ende sogar ein Feuerwerk.
25.6.: Hitze gönnt den Schlaf.
26.6.: Es gibt Orte, wo man die Bewohner nicht nochmal abends zum Joggen um den See rausschicken sollte, macht einfach einen schlechten Eindruck.
27.6.: Die Anreise hatte sich gelohnt: wir kamen uns sogar richtig nützlich vor!
28.6.: Zur Saarbrücker Inszenierung von Dürrenmatts Alter Dame: Eine Anspielung auf die griechische Tragödie sollte eine Anspielung auf die griechische Tragödie bleiben:
29.6.: Der erste Schreck über die Anzahl der vergeudeten Stunden wird etwas gemildert durch die Vorstellung der unverhofften Anhäufung von Bargeld.
30.6.: Kann man sich vorstellen, dass bei einer unverhofften Niederlage die Stimmung wieder umschlägt und plötzlich alle ihre Deutschland-Fähnchen an kollektiven Feuerstellen verbrennen (public burning)?
1.7.: Die Gräfin hatte sich am Vortage auf ihre ganz eigene Art im Ton vergriffen, was sie dazu bewog, einen Gong mitzubringen, mit dem man vortrefflich schönere Klänge erzeugen konnte.
2.7.: Auf dem Kopf stehend wäre alles von Anbeginn an gut geworden.
3.7.: Im See auf dem Rücken schwimmend, Ohren unter Wasser, über einem blauer Himmel mit einem zunehmenden Mond und zwei wegfliegenden Flugzeugen.
4.7.: Auch Salat zieht im Wasser stetig nach unten.
5.7.: In zehn Minuten wird Berlin sein.
6.7.: Es ist ein Leichtes, sich im Fernsehen zum Affen zu machen.
7.7.: Es duftet nach Wärme, Sommer und Schweiß ist besser als es duftet nach Winter, Kälte und Scheiß.
8.7.: Um 12 Uhr wird die Arbeit eingestellt (wohin wird sie eingestellt, warum wird sie eingestellt, warum wird sie nicht entlassen?)
9.7.: Ein Abend mit schwimmenden Pilzen und weißem Gesteinsstaub, der, zu kleinsten Partikeln zermahlen, geduldig jeden Witz erträgt.
10.7.: Sowas soll, darf und kann es nicht geben: Regen direkt über dem Aldi-Markt!
11.7.: Kreissprecherin ist ein schöner Beruf, trotzdem es am Anfang ziemlich gewöhnungsbedürftig ist, nie auch nur einen einzigen geraden Satz sagen zu dürfen: Kündigungsgrund!
12.7.: Zwei fallende Kugeln (2 typische Fälle von Erdanziehungskraft) beenden einen glücklichen Tag, indem sie ein Glas Wasser derart vom Nachttisch befördern (in vereinter Kraft), dass das Glas mit dem Boden auf den Boden, sprich: aufrechten Hauptes am Fuße des besagten Nachttisches landet, allerdings um 2/3 seines Inhaltes erleichtert: also: nix mit HALBVOLL oder HALBLEER.
13.7.: Sich trotz täglicher Arbeit in einem Gefühl permanenten Urlaubs zu befinden – das ist die Quelle steten Glücks (bestimmt nicht von Lao Tse, auch nicht von Diogenes: geh mir aus dem Urlaub!)
14.7.: Was sind ihre Adresse, was ist ihre Adressen?
15.7.: Aus einem Kugelgrill, der aussieht wie ein Fußball, kann man mit wenig weißer Farbe auch einen Grill herstellen, der aussieht wie eine Kuh und somit einen direkteren Bezug zu seinem Verwendungszweck hat.
16.7.: „Warum so und nicht anders“ wäre auch ein schöner Ausstellungstitel.
17.7.: Wenn man in einem Traum jemandem noch eine Rechnung zu bezahlen hat, darüber dann aber wach wird, sollte man das Geld dann nicht doch spätestens nach dem Frühstück überweisen?
18.7.: Mach dir keine Sorgen, entsorge dich (entsorge dich unser…)
19.7.: Beim Entsorgen einer Leiche in einen Bienenstachel getreten, d.h. kurz vor Schmerz am Boden gekniet und dann Zähne zusammengebissen und weiter gemacht.
20.7.: Die Leere des Tages besteht in der anhaltend brüllenden Hitze: mit dem Kopf unter Wasser wird es ein wenig leiser.
21.7.: Im Baumarkt umherzurennen und sich gewahr zu werden, dass man selbst zu dieser Spezies Tier gehört, die man hier beobachten kann: kein Grund anhaltender Freude.
22.7.: Spontanes Schwimmen kann zu unvorhersehbaren Verwicklungen führen.
23.7.: Ganz viele Menschen aus dem hohen Norden singen im tiefen
Süden einen einzigen Buchstaben: und es handelt sich dabei keineswegs um ein „ü“.
24.7.: Worin besteht der Unterschied zwischen gutem Qualm und schlechtem Qualm.
25.7.: Seit Tagen war der Mond verschwunden.
26.7.: Schnee sehen und schwitzen.
27.7.: Direkt am See gibt es einen Parkplatz, wo abends die Autos stehen und direkt daneben die Campingstühle mit den Leuten drauf, die nicht zum See gehen, ihn vom Parkplatz aus noch nicht mal sehen, aber trotzdem feiern: fast ein DRIVE-IN-SEE.
28.7.: Besser lyrisch als mürrisch.
29.7.: Hetze durch Putzen.
30.7.: Fast auf den gleichen Tag wie im letzten Jahr spielte dieselbe Kapelle nicht mehr ganz so frisch.
31.7.: Der Mann, der im Aldi-Markt kurz vor der Kasse fast seine kompletten Einkäufe wieder aus dem Einkaufswagen ausräumt und steif und fest behauptet, jemand anderes habe ihm die Sachen da hineingetan und dies sei ja die eigentliche Schweinerei…
1.8.: Was wirkt bedrohlicher: 1 großer Vogel oder 361 kleine (oder der Gedanke an die noch zu zahlenden Steuern im Verhältnis zu den zu erwartenden Einnahmen?)
2.8.: Vor genau einem Jahr hätte man diesen Satz nicht genauso schreiben können, nein: er hätte gewiss anders lauten müssen!
3.8.: Einen zerbrochenen Spiegel kann auch das tapferste Schneiderlein nicht mehr hinbiegen.
4.8.: Putzen putzen PUT – ZEN: es wird von Blut erzählt und ein Salat gegessen.
5.8.: Das Flugzeug, das eingebuddelt war, konnte auf dem viel zu kleinen Flughafen der Stadt (mitten in der Stadt, man kann es sich gar nicht eng genu vorstellen) erst starten, nachdem wir der viel zu stark geschminkten Frau die Schminke abgewischt hatten: allein im Abteil, das Flugzeug noch voller Sand, warteten wir auf das Unheil.
6.8.: Wenn man im Fernsehn (oder im Original) die Rennradfahrer (Straße) sieht, denkt man nie daran, dass die tatsächlich alle um Jahre jünger sind, als man selbst.
7.8.: Klara Diehl: immer ein gutes Geschäft!
8.8.: Sterne oder Löcher im Himmel.
9.8.: Müde allein genügt nicht.
10.8.: Wenn jemand auf einen Wecker guckt, ist es nicht immer die Uhr, die erschrickt.
11.8.: Bevor die Reise losgeht müssen wir alles im Bauch haben, damit kein Nachbar etwas finden kann.
12.8.: NA – HOST; FERN – HOST
13.8.: Wenn man Aegypten Ägypthen nennt, kann es sein, dass es bald keine Kreuzworträtsel mehr geben wird (wird Afrika mit p oder mit b geschrieben?: weder noch!)
14.8.: Ich wollte ein Bild mit einem konzentrierten Gesicht machen – aber da war kein Gesicht.
15.8.: Der frühe Angler fängt mit Wurm.
16.8.: FITFESCH – FETTFISCH
17.8.: Zigarettenstummeln liegen im Sand und sagen kein Wort – deshalb heißchen sie ja auch Stummeln (und nicht etwa Murmeln z.B.)
18.8.: Ganz viel nix machen.
19.8.: Der Retter kommt zu Fuß, ist aber nicht in der Lage, die alte vertrocknete Pisse der anderen komplett wegzuriechen.
20.8.: Edeka ist scheiße, Aldi ist geil, Norma geht!
21.8.: Am Abend sich 1/4 des Tagesverdienstes genießenderweise in einem Speiselokal in den Schlund zu schieben: das freut nicht nur den Wirt.
22.8.: An- und Verkauf: Gedanken zu Höchstpreisen, zahle sofort.
23.8.: vierfünffünfsieben: vierfünfsiebensechs: viersechsfünfsieben: vierfünfsechssieben: eine Zahl führt zum Glück und wurde schon dreißigtausendmal eingetippt und ebnete den Weg zum Erfolg: und dann plötzlich weg und vergessen und kein Herankommen mehr im Hirn: und dann plötzlich wiedererkannt und gelesen und gedacht: vierfünfünfsieben: aha: nie wär ich da wieder dran und draufgekommen.
24.8.: Ein Gewitter im vertrauten Wald.
25.8.: Wenn man sich Regen anhört, kommt man dem, was man weißes Rauschen nennt, recht nahe, aber man hört dann doch Regen, weil auch bei schlimmsten Wolkenbrüchen immer noch ein bis zwei Tropfen fehlen, um 1 wirklich einwandfreies weißes Rauschen zu erzeugen.
26.8.: Ohne Luft ist auch der schönste Wald ein Nichts.
27.8.: Ich bewege mich nicht, denn ich sitze im Haus, aber mir fällt auch kein Regen auf den Kopf, denn ich sitze im Haus.
28.8.: Kann nicht aber will nicht – will nicht aber kann nicht!
29.8.: Will nicht oder kann nicht!
30.8.: Der Regisseur erzählt nur eine Geschichte, die ich glauben kann oder nicht, anstatt dass er mir eine Geschichte erzählt, bei der ich am Schluß nicht mehr weiß, was ich glauben soll oder nicht.
31.8.: Hängt am Hänger, hallt in der Halle, zuckt im Zug, bäumt sich am Baum.
1.9.: Man kann seine eigenen Bilder klauen, ohne dass das irgdenjemanden interessiert!
2.9.: Die perfekte Beherrschung der Form führt zur Heilung.
3.9.: Areal und Arsenal haben einen Bruder: Arenal heißt dieser und arbeitet als Zahnpasta.
4.9.: Saarländische Orte: fahren sie von Stinkenbert über Bilderstock nach Märchenweiler und von dort zum heiligen Wald: gehen sie nicht über Landesweiler!
5.9.: Ein Rohr mir einem „R“ draufgemalt: ERROR
6.9.: Noch ein „T“ vor das Ganze: Terror
7.9.: hArthBasel
8.9.: knallharthbasel – knallharthcorebasel – knallhartchorbasel – schonwiederkopfwehvonzuvielarbeitscheiße
9.9.: wir sind wieder wer: ich bin wieder was
10.9.: Man stelle sich vor: ein ganz normaler Laubwald und plötzlich darin eine Erscheinung: ein einziger Baum in komplett strahlendem Weiß (in einem Nadelwald ginge dies natürlich auch: jedes einzelne Nädelchen: weiß!)
11.9.: Im rheinfränkisch-saarländischen Heimatdialekt geht folgendes Bilderrätsel: ein Rohr mit einem angeklebten Haar ist dann ein Horror.
12.9.: Man stelle sich jetzt vor: „über allen Wipfeln ist Ruh'“ dargestellt vermittels einer Ansammlung von Gegenständen.
13.9.: Ob die Abschaffung des Buß- und Bettages auch nur einen einzigen Arbeitsplatz geschaffen hat, spielt keine Rolle: als nächstes wird am Urlaub geknabbert und dann führen wir die Kinderarbeit wieder ein!
14.9.: Ein Pflegeheim mit dem Namen SEID GETROST ist schon schlimm – wie sollte man es aber auch anders nennen, SEID BEUNRUHIGT etwa?
15.9.: Das Klavier ist so groß, dass man darin herumlaufen kann: wir laufen und klopfen auf Tasten und Holz und alle möglichen Teile und spielen dabei ein wildes Stück von Chopin.
16.9.: Die eigenen Füße in Bronze gegossen.
17.9.: H.C. Artman konnte auch ein Dichter sein, ohne dass man je ein Wort von ihm gelesen hat.
18.9.: Nina Hagen ist der Arno Breker der Punk Szene.
19.9.: Kunst kommt von künstlich (klar: keine sonderlich originelle Erkenntnis, aber Kishon wäre vielleicht damit geholfen gewesen, wenn man ihm hätte helfen können ).
20.9.: Wäre Leonardo da Vinci ein Vogel gewesen, hieße das Bild wahrscheinlich: der letzte Abendwurm.
21.9.: Hast du draußen schon alles durchwüstet – will sagen: durchforstet?
22.9.: Da hatten Sie aber einen schlimmen Umfall, zu dem Mann, der auf der Straße lag.
23.9.: Jeden Tag nur einen Satz schreiben zu dürfen, ist manchmal ganz schön garstig, auch, wenn einem an anderen Tagen dafür schier garnix einfallen will.
24.9.: enttäuschende Projektionen – projizierte Enttäuschungen – projektierte Enttäuschungen
25.9.: Von der Anzahl der Ausrufezeichen lässt sich nicht auf den Grad der Erregung schließen!!!!!!!!!!!!!!!
26.9.: etwas mehr Geduld, bitte
27.9.: Versteck dich hinter dem Schrank, damit ich dich besser finden kann!
28.9.: Es gibt Leute, die bis heute noch nie eine Frühschicht gemacht haben, einem aber Vorhaltungen machen, wenn sie selbst dann abends länger arbeiten.
29.9.: Ein großer, unglaublich häßlicher und schwarzer Hund mit dem Namen Ratenzahlung: er wird gepflegt, gebürstet, steht vor der Tür und bellt trotzdem.
30.9.: Kühe, die bis auf’s Blut gemolken werden, gehen zum Geburtstag und treffen dort auf einen Franzosen mit Goldkettchen, geföhntem Haar und Ohrring und goldener Uhr und was man sich noch alles so vorstellen kann: sobald man aber weiß, er ist Elsässer, denkt man an Tomi Ungerer und alles ist viel viel sympathischer.
1.10.: Kunstszene und Kunstzähne – ein verteufelt großer Unterschied!
2.10.: Für alle 10.000 kann man mit 57 rechnen!
3.10.: Kaum geht man vor die Tür, erlebt man was: manchmal muss man aber erst gar nicht aus dem Haus, z.B. bei Überschwemmung im Hausflur gilt auch das bereits als Erlebnis.
4.10.: Das kleine Hormon kam, sah und siegte.
5.10.: Ein Zimmer, das so groß wird, dass man daneben kaum noch Platz hat, und das sich darüberhinaus auch noch im Ton vergreift, muss zurecht gestutzt werden auf Normalmaß, damit es in die Ecke passt und sich schämen kann.
6.10.: Alle Menschen werden müder!
7.10.: Letztens ein Mißverständnis im Radio: statt kein Verzicht auf Urananreicherung: kein Verzicht auf Korananreicherung.
8.10.: Es gibt in Rheinland-Pfalz keinen Ort, der Heiligenschein heißt.
9.10.: Die Kamikaze-Fliegen, in der noch feuchten Ölfarbe auf dem Himmelbild klebend, gingen nicht in die, sondern auf der Kunstgeschichte ein.
10.10.: Ob man es erlauben sollte, dass sich die Leute gegenseitig die Köpfe einschlagen, wenn es ihnen denn ein tiefes Bedürfnis sein sollte, Unbeteiligte dabei allerdings versprochen unbeschadet lassen?
11.10.: Die Rolling Stones waren mit 30 schon alte Säcke.
12.10.: Bruce und Brucenella, Adam und Efeu, Tatjana, Ulf und Ute
13.10.: Telewittchen.
14.10.: Der Tag begann ziemlich verkehrt: die Wolken lagen schon morgens schlapp auf dem Boden…
15.10.: Die Stadt lullt dich ein mit ihren Häusern und vor der Bäckerei stehen die Menschen Schlange (oder sollte man sagen „die Männchen“?)
16.10.: Eine Regenwolke, die sich einfach nicht bewegen will wie eine Regenwolke.
17.10.: Dem Hund hängt das Gebiß beim Laufen aus dem Maul heraus.
18.10.: Hündchen, Zweimalinternet, Marlene und Geschirr.
19.10.: Die Wuppertaler Busbetriebe sollte man zukünftig nicht mehr unterstützen!
20.10.: Die Tankstelle des Vergessens (na super…)(=Neues von der PIN-Nummer)
21.10.: zu Francis Bacon: Der Manierismus beginnt dort, wo einem nix mehr einfällt und man sich zu sehr auf das bereits Gewesene verlässt.
22.10.: Plötzlich und unerwartet mit dem Fahrrad an der Stelle zu sein, von der man letztens noch dachte: hier möchte ich für mein Leben gern mal mit dem Fahrrad sein…
23.10.: Ist abends im Dunkeln Ruhe zu haben genauso schön, wie nachmittags in strahlendem Sonnenschein?
24.10.: Manche Leute sitzen so fett hinter ihrem Lenkrad, dass sie noch nicht mal mehr eine Kurve fahren können.
25.10.: Manche Gedanken erscheinen wie eine leicht ins Dreidimensionale gebogene weiße Fläche mit dunklem Rand, schräg gestellt und verquer zur Masse der anderen Gedanken – und auch mit größter Mühe lassen sie sich nicht zu den anderen hinabbiegen.
26.10.: Picasso hatte am fünfundzwanzigsten Geburtstag und nicht am sechsundzwanzigsten.
27.10.: hellblöd – dunkelblöd – mittelblöd
28.10.: Nebel verdeckt die Sicht auf den Wäscheständer: das hilft auch nicht dabei, die wahren Probleme wirklich zu lösen (gib‘ mir Schokolade und ich kau‘ dir was vor).
29.10.: Über Fidel Castro im Radio: motorische Störungen oder notorische Störungen?
30.10.: Wer nix wird, wird verwirrt.
31.10.: so wird es kommen: wenn man in den Himmel kommt, wird dort auf einer verschlissenen Couch ein kleines Männchen sitzen, Schnautzbart, fettige Haare, alter 70er Jahre Adidas-Trainingsanzug (dunkelblau mit weißen Streifen), die Flasche Bier vor sich, die Glotze läuft: und das ist dann dieser Gott, den man sich immer irgendwie anders vorgestellt hat (hoffentlich hat er wenigstens eine Fernbedienung… )
1.11.: Eine Dagmar in Punk-Version und eine Dagmar in Sekretärinnen-Version: beide haben rote Münder und gezupfte Augenbrauen (wie ist der Plural von Dagmar: Dagmen?)
2.11.: Im Schwimmbad: nichts als schwimmende Kaffeekränzchen und einen hypernervösen Motorsportler, den es ins Wasser verschlagen hat.
3.11.: Eigentlich sollte es eine Gisela werden, wurde dann aber doch eine Erika.
4.11.: Entweder kommt da einer, der spinnt, oder es ist einer, den ich kenne (oder beides…)
5.11.: Wenn schon der Foto-Automat am Bahnhof zum ungewollten Intelligenztest wird…
6.11.: Ein Rotkehlchen hat einen Propeller und ein Hubschrauber nicht.
7.11.: Klassische Filmbewertungsstufen: dafür würde ich jederzeit wieder Geld ausgeben – den würde ich mir ein zweitesmal durchaus mal wieder ansehen wollen – den würde ich mir kein zweites mal wieder ansehen – für einen Billigfilmabend ganz in Ordnung – muss man nicht gesehen haben – da tut es mir um das Geld leid (Tom Tykwers und Bernd Eichingers „Parfüm“ ist für einen Billigfilmabend ganz in Ordnung, mehr als 4,- Eur sollte man aber nicht ausgeben müssen).
8.11.: In Amerika haben die Demokraten das Capitol erobert: Amerika wird weiterhin Amerika bleiben.
9.11.: Wittgenstein für Sekretärinnen: wovon man nicht schweigen kann, darüber muss man sprechen.
10.11.: Wenn man Rudolf Steiner mit dem Auto zur Schule gefahren hätte, würde es heute die ganzen Waldorfeltern nicht geben, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren.
11.11.: Trotz einer anstrengenden Woche ein lockerer Hals.
12.11.: Die meisten Videokünstler sind und bleiben Zeitdiebe.
13.11.: mirnichtsdirnichts – mirwasdirwas
14.11.: SCHWEBEN – NORWEGEN
15.11.: Heute morgen so sehr darüber gefreut, dass wir schon Donnerstag haben und die Woche bald vorbei ist und dann gemerkt, dass ich bereits so viel arbeiten musste, dass ich denke: es ist schon Donnerstag, dann habe ich gemerkt: es ist erst Mittwoch (Müdwoch): zuviel Arbeit macht die Woche langsam.
16.11.: WIDMEN – WEISEN
17.11.: Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es auch wieder heraus (->: „Kuckuck!“ ->: „Arschloch!“ )
18.11.: Bei einem Eintrittspreis von 26,- EUR kann man nicht einfach so spontan beschließen, in ein Konzert zu gehen, beispielsweise: ein Preis von solch stolzer Höhe verlangt Vorfreude, wochenlange Vorfreude am besten: diese ist sozusagen im Preis mit drin und will nicht verschwendet werden.
19.11.: Eine Aussicht, die links und rechts verbaut ist durch eine dichte Hecke: ein schlauchartiger Blick auf eine – an sich – freie Landschaft (mit Gegenwind dann auch noch); frei und unfrei gleichermaßen.
20.11.: Eine Dose in kräftigem Schwarz und ein Engel in zartem Grün.
21.11.: Es ist gar nicht so einfach, eine Versicherungsgesellschaft ernst zu nehmen, die schreibt, man solle sich „noch in 2006“ einen Garantiezins sichern -: in einer Zahl kann man nix tun, es sein denn, man ist englisch.
22.11.: Der Engel des Wurstbrotes.
23.11.: Ich schnarchtete und träumtete ich sei ein Musiklehrerer.
24.11.: Wenig Anstrengungen im Vorfeld, ein schlimmer Nachmittag und dann doch noch einen unlockeren Hals.
25.11.: In jeder Schlagzeile über Baselitz kommt das Wort „Kopf“ vor oder „auf den Kopf stellen“ – dabei hat er die Welt nicht auf den Kopf gestellt, sondern einfach nur umgedreht (oder müsste es heißen: noch nicht einmal umgedreht? )
26.11.: Bolsternang: so unvorstellbar ruhig: man hört dort nachts noch nicht einmal die Kühe schnarchen (siehe auch Eintrag 29.11. )
27.11.: Wankelgemütlichkeit.
28.11.: Der Blick von oben über die Landschaft: und fast so typisch für das Allgäu wie die Wiesen: die kleinen aufsteigenden weißen Rauchwölkchen überall, als würde man sich von Ort zu Ort auf diese Art verständigen wie früher die Indianer bei Karl May.
29.11.: Eine Kurklinik mit dem Namen Überruh, als sei dies eine Steigerung von etwas (Ruhe macht glücklich – Überruhe macht glücklicher – über allen Überwipfeln übe ich Überruhe überaus gerne aus ).
30.11.: Zwei ziemlich gleich unerträgliche Menschen, die sich im vollbesetzten Zug zufällig gegenübersitzen – niemals zuvor begegnet – (Mannheim – Homburg): Stoff, aus dem sich Eskalationen basteln lassen.
1.12.: Die Mutter, die mit ihrem ältesten Sohn und dessen Freunden zusammenleben will, die eine Blaskapelle bilden, statt mit ihrem Mann, der nur ein einzelnes Saxophon spielt und langsam blasend seine Tage zählt.
2.12.: Freude durch Zukunft.
3.12.: Bei dem Haus handelt es sich um den Tagungsort der hochangesehenen Vereinigung der Freunde der Symmetrie.
4.12.: Es geht nichts und es kommt nichts.
5.12.: Ein totes Auto und die Häuser, in denen wir nicht gelebt haben.
6.12.: Auf einem merkwürdig kleinen Flughafen verpasse ich dreimal hintereinander das Flugzeug aus banalsten Gründen, die Ticket-Verkäuferin denkt, sie könne nach dem ersten Andrang Pause machen und schwatzt mit ihrer Kollegin vom Parfümgeschäft und lässt sich nicht überzeugen, mir doch rechtzeitig ein Ticket zu verkaufen, ich komme nicht rechtzeitig vom Klo und dergleichen, das vierte Flugzeug kommt und kommt nicht (alle Stunde fliegt hier eines von Dänemark nach Saarbrücken) – wir werden mit dem Bus auf eine Art Aussichtsturm transportiert und es geht das Gerücht, alle bisher abgeflogenen (und von mir verpassten) Flugzeuge seien abgestürzt, während wir immer noch nachhause wollen und auf das vierte warten und sich die Frage aufgedrängt, haben wir jetzt überhaupt noch den Mut zu fliegen, rufe ich laut aus, dass ich drei abgestürzte Flugzeuge verpasst habe aus banalsten Gründen und das müsse ein Zeichen sein und wenn ich jetzt mit dem vierten Flugzeuge fliegen dürfe (Gott liebt mich!!! ), dann wird mit Sicherheit nichts passieren; das Flugzeug kommt dann irgendwann, wir fliegen alle mit und kurz vor der Landung kommt der Co-Pilot bei uns vorbei und erzählt uns was von Pilot und Co-Pilot, die im Streit aufeinander geschossen haben, weshalb die ganzen Katastrophen passiert seien, wir landen sicher und bemerken, dass unser Flugzeug recht klein ist und einem etwas größeren schwarzen Auto ähnelt (es bleibt anzumerken, dass sich der Flughafen auf französischem Boden befindet und dort Straßenbahnen fahren).
7.12.: Denkschmalz.
8.12.: …ob aus einem Bißchen auch ein Biß wird?
9.12.: Man muss in einem Zimmer auch die Arme ausstrecken können, sonst ist es kein Zimmer.
10.12.: Je kleiner das Auto, desto stärker dehnt sich die Zeit, besonders im Winter.
11.12.: Raus mit der Sprache – rein mit der Sprache!
12.12.: Die Suche nach dem großen Gelb.
13.12.: Vogelkrippe.
14.12.: Knetegard, hilf!
15.12.: Der Boden des Balkons ist kein Skizzenbuch!
16.12.: Generell wird zuviel geredet.
17.12.: In zwei sehr unterschiedlichen Büchern am selben Tag fast den gleichen Satz gelesen, bei dem, nach dem Genuss zweier sehr unterschiedlicher Getränke, ein sahnig weißer Schaum auf der Oberlippe zurückbleibt (die beiden Autoren sind fünfzehn Jahre voneinander entfernt ).
18.12.: Rotsehen am Nachmittag und Rot Sehen am Abend.
19.12.: Die Leute vergessen ihre Telefonrechnung und beschweren sich darüber dann bei der Telefongesellschaft.
20.12.: Ich esse ein Butterbrot und denke an ein Haus: wir können durch das Fenster der alten Wohnung sehen, obwohl wir sie bald verlassen werden: ein interessantes Phänomen.
21.12.: Kleinere Sünden werden in der Regel sofort bestraft, größere erst gegen Abend (und an einem solchen Tag haben sowohl Frank Zappa als auch Reinhard May Geburtstag).
22.12.: Kleine gelackmeierte Tiere stehen am Stock im Garten.
23.12.: Er fürchtete den Früchtetee.
24.12.: Es gibt eine Grenze für Kritik.
25.12.: keine Beobachtungen – keine Gedanken…
26.12.: Ein Speisefisch schwimmt zuguterletzt auf meinen Teller – ich vergesse, wie ich heiße, und lange heißhungrig zu: der Fisch lacht mich an, wie man so sagt, obwohl es sich, im großen und ganzen gesehen, nicht um meine eigene Vergangenheit handelt.
27.12.: Margarine ist sehr viel besser als Migräne.
28.12.: Jennifer Klopetz und der Latrino-Lover.
29.12.: Nachts hatte ich den Auftrag, Töne meines besten Freundes von einem kleinen Abspielgerät aus über ein Kabel in einem Garten in der Nachbarschaft einer bestimmten Pflanze in Endlosschleife abzuspielen: die anderen fühlten sich genervt und in ihrem Lerneifer gestört; jedoch: wer wollte das schon wissen (es sollte aber gesagt werden, dass es sich um einen sehr gepflegten Garten handelte).
30.12.: An einem Abend, an dem selbst die Schauspieler merken, dass sie in einem lausigen Stück spielen, machen anschließend fahlgeschminkte Demonstranten auf ihre zerfallenden Häuser aufmerksam (und noch was: in dem Stück spielt eine Blaskapelle eine Komposition, die es auch von Miles Davis auf Platte gibt – und heute morgen beleuchtet die Leselampe am Bett eine auf dem Beistelltisch liegende Miles Davis CD derart, dass sie von dem reflektierenden Licht an die Decke projiziert wird und quasi als aufgehende Sonne den neuen Tag begrüßt – gottseidank war es nicht auch noch just die CD mit besagter Komposition, das wäre dann doch ein wenig zuviel des Guten gewesen) .
31.12.: Der Schatten einer selbst.
1.1.: fairsager
2.1.: Ein Makler sollte wissen, dass man nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen kann.
3.1.: Wenn man sich nicht mehr so viel anguckt, kann man bald auch selbst wieder was sehen.
4.1.: Der Busfahrer konnte an einer zu engen Stelle einer Kurve (es ging innerorts bergauf – links und rechts Einfamilienhäuser) mit seinem Gelenkbus nicht mehr weiter und hat daraufhin die Fahrgäste gezählt: zuwenig Männer, erklärte er uns, wären mehr Männer in dem Bus gewesen (mindestens zehn), hätte er die Berechtigung gehabt, einige der Häuser zu schrammen, um weiterfahren zu können; bei weniger als zehn männlichen Fahrgästen sei ihm das aber untersagt (wir mussten den Bus also verlassen und unser weiteres Glück zu Fuß versuchen).
5.1.: Jede noch so widerborstig scheinende Linie in den Blättern Paul Klees ist kontrolliert bis in das kleinste Zittern, alles ist bis ins kleinste Detail vermessen und abgewogen, nichts zu schwer.
6.1.: Das blinkende Licht am Ende der Kiste, die auf den Namen „bedürftig“ hört.
7.1.: Die Frage bleibt, ob Strawinsky so komponiert wie Paul Klee gezeichnet hat (ach – m – – – mhm – ach m aha m -mhm – ach ).
8.1.: Eine Entzündung des Selbstwertegefühles, hervorgerufen und ausgelöst durch das unbedachte Anwenden eines ungeeigneten Ordnungsprinzipes.
9.1.: Das ist nicht mehr als gerächt.
10.1.: Im Fernsehen gibt es manchmal solche Sätze, wie z.Bsp.:“Wie konnte das nur passieren?“
11.1.: Darf man über Journalisten lachen?
12.1.: Jesus Maria Rilke
13.1.: Sollte man davon ausgehen, es habe etwas zu bedeuten, wenn man den ganzen Tag lang Kisten gepackt hat und abends in geselliger Runde die unbeugsame Lust verspürt, sich über den Tod zu unterhalten?
14.1.: Ein Berg, der von einem etwas höheren Standpunkt aus betrachtet aussieht wie plötzlich eingeebnet; Wolken, bei denen es aus diesem Blickwinkel gleich viel mehr auffällt, dass sie unten immer flach und fast wie abgeschnitten wirken (und nach oben immer schön hellweiss und rund gewölbt)(warum ist das eigentlich so?)(man stelle sich bei Berg hier allerdings nix alpines vor, da wird das wohl kaum funktionieren, eher gewölbte Hügellandschaft, ca. 400m über Normalnull).
15.1.: Allerdings und die vierzig Räuber.
16.1.: Es gibt Tage, da ist es besser, man hat keine Idee.
17.1.: Fersehen ist Vogelverdummung!
18.1.: Nicht Ruhe vor dem, sondern Ruhe während des Sturmes: fast wie bei der Ölkrise 1973 ist kaum jemand unterwegs.
19.1.: mundtot – todmüde – mundtod –
20.1.: Hormonöoparty – völlig unhormonöo
21.1.: Sonntag: Es gibt nur einen einzigen Weg, den man hier gehen kann: die Aussicht ist gut, links und rechts steht alle paar Meter ein Pferd, auf das es ausgiebig regnet: der Mann pfeift, das Pferd kommt, der Hund bellt, keine Nadel fällt vom Baum.
22.1.: Keine Macht für Christian B., Christian G. und Christian S.!
23.1.: Charme – Scham
24.1.: Von der Luft, die man eigentlich atmen wollte, erwürgt zu werden (und nachts das Licht anzuschalten, damit der Raum größer wird).
25.1.: Massenmedien – Massenmädchen
26.1.: Geteilter Humor ist halber Humor.
27.1.: Intelligenz für alle!
28.1.: Erinnerungen sind der Tod – (mein Herz ist dick).
29.1.: Wir machen uns fett für die Zukunft.
30.1.: Das VERLIER – VERLIER Prinzip (oder: die Prinzessin auf dem Kartoffelpürree).
31.1.: Die neueste Folge aus der beliebten Vorabendserie: Was hat ihr Chef eingentlich früher so gemacht?
1.2.: Wintersport wird langsam zur Hallensportart: Der neue Papst sieht ein wenig anders aus, als man ihn in Erinnerung hat, aber er läuft treppauf (in zügigem Tempo) und auf mancher Stufe hält er inne, um an der Wand etwas zu betrachten (ob ein Bild oder einen Fleck bleibt unklar); er trägt ein merkwürdig hellleuchtendgraues Toupet auf der vorderen Hälfte des Schädels – eine junge Frau in hellweissem Kleid (unterknielang) begleitet ihn im Hintergrund laufend (man hat sie sich mit blondem lockigen halblangem Haar vorzustellen, ansonsten eine hellhäutige Version von Naomi Campell – allerdings ohne die modisch derzeit unverzichtbaren dickwülstigen Lippen. )
2.2.: sich glücklich sprechen – sich unglücklich sprechen
3.2.: Eine staubige Matratze fliegt vom Balkon des zweiten Obergeschosses: ein weiterer typischer Fall von Erdanziehungskraft; ebenselbiger Balkon schien von oben gesehen immer höher, als man von unten aufblickend dachte.
4.2.: Ein kleiner Hund wird als Störenfried empfunden und von zwei größeren, eigentlich friedlich aussehenden, mit den Zähnen gepackt und abmahnend scharf gebissen: es ist ein Leichtes, sich den Genüssen des Sozialneides hinzugeben, sich an Ungerechtigkeitsbeklagungen zu laben, sich ansonsten aber dem duckmäuserischen Geschwindigkeitsrausch eines FIAT hinzugeben.
5.2.: ein kleinwurstiger Mann: ein geringwurstiger kleinfügiger ein geringfügiger kleinwurstiger eine kleine geringe Fügungswurst – alles in allem: strampelnd und darniedertretend die umgebende Umgebung in aller geringfügigen Wurstigkeit: ich weiss, dass ich weiss und milde grinsend.
6.2.: Solange man nichts tut, wirkt es am besten.
7.2.: Präsentiere dich in zehn Minuten: zeige 10.000 Bilder in zehn Minuten!
8.2.: Dran denken, die Trendsportart Power-Sitting in der Öffentlichkeit gewinnbringend zu lancieren.
9.2.: eine spätwissende Frühgeburt
10.2.: Ich ziehe in eine WG und bewohne dort drei winzige Zimmer, in denen man noch nicht einmal ausgestreckt liegen kann: in dem mittleren dieser drei Zimmer befinden sich drei Klos, die von allen anderen benutzt werden, aber mir macht das nichts.
11.2.: Ich entdecke noch vor dem Einschlafen einen indischen Elefanten, der einen kleinen Fernseher auf seinem Rücken trägt.
12.2.: Strahlende Gesichter nach einem gelungenen Buffet!
13.2.: Dieselbe Geste wie vor genau einem Jahr, einmal morgens und einmal abends, ohne es zu beabsichtigen: das ist wahre Kontinuität.
14.2.: Warum kann man sich Frank Zappa eigentlich immer nur haarig vorstellen?
15.2.: Der Traditionalist: Bäume im Wald und Schnee im Winter und bleib mir nur vom Hals mit deinen Schränken!
16.2.: Manchmal hilft nur Schlaf über die Müdigkeit hinweg.
17.2.: totgeredet – lebendiggequasselt
18.2.: Sich aus dem Bett quälen, um etwas zu tun, um dann beschimpft zu werden, genau dieses nicht getan zu haben: sie erkennen die große Weisheit des Zimmers gerade in dem Moment, wenn sie den Blick von der Tapete Richtung Decke lenken!
19.2.: Dass es ein ganz besonderes Lebensgefühl vermittelt, wenn man sein ganzes Leben von Anbeginn an immer wieder nur auf rote Ampeln trifft, ist derweil eine Binsenweisheit; kann aber jemand, der sich durch jedwede Regel gegängelt fühlt, jemanden verstehen, der an jeder roten Ampel stehenbleibt?
20.2.: Ich besuche eine ehemalige Freundin, die in einem kleinen Appartment in einem Hochhaus lebt, und schon beim Blick aus dem Fenster merke ich, dass irgendetwas anders ist: irgendwie scheint alles militärisch kontrolliert – auch ich gerate in Verdacht, denn es klingelt am nächsten Morgen an der Tür: ein Mann mit einem dunklen Anzug und dunklen, leicht gelockten Haaren kommt herein und verhört mich – schließlich ruft er den sogenannten „Schlächter“, der mir ein kleines, scharfkantiges Messer an die Halsschlagader hält, um die Wahrheit meiner Aussage zu überprüfen.
21.2.: Ob Chinesen Zimmer (Decken) weiss streichen – bzw. weiss gestrichene Wände und Decken schön finden?
22.2.: Die Betrachtung eines Schrotthaufens kann von mindestens zwei Seiten aus erfolgen.
23.2.: Sein Werk wurde in exzeptioneller Weise von anderen vorweggenommen.
24.2.: leiner eiser und
25.2.: Politiker zeigen sich den Vogel, den sie vorher mit einem Spaten selbst eingegraben haben: Tiersymbolik.
26.2.: Es ist schon interessant, dass der Regisseur des deutschen oscar-prämierten Filmes „Das Leben der Anderen“ den Namen Florian Henckel von Donnersmarck trägt; das ist ein wenig subtiler als France Gall, geht aber in dieselbe Richtung.
27.2.: gepickselt
28.2.: Der Pizzabäcker in seinem Laden stand gestern um 19Uhr05 in der absolut identischen Haltung (vornübergebeugt, das Telefon zwischen linker Schulter und linkem Ohr eingeklemmt – scheinbar unbeweglich – scheinbar eine Bestellung entgegennehmend) am selben Platz wie heute (allerdings bereits um 18Uhr35).
01.03.: „Er lachte, um seinen Geist aus der Knechtschaft seines Geistes zu befreien“, dieses Zitat nachmittags gelesen und doch: was nutzt das, wenn es abends dann doch schmerzhaft auf die Glatze regnet?
02.03.: Bis zur Unkenntlichkeit entzückt.
03.03.: Hustensand.
04.03.: Das Zimmer im Studentenwohnheim ist so klein, dass man hineinkriechen muss.
05.03.: Ich will blau, aber niemand kommt und bringt mir welches.
06.03.: Schon wieder ein Tag: als hätten wir nicht gestern bereits einen gehabt.
07.03.: Privatkuchen in Deutschland auf dem Vormarsch!
08.03.: Kühlranken und Herden sind jeweils kaum ein Unterschied oder nur minimal.
09.03.: dieser Aushalt st ein ahrdienst
10.03.: ein plötzlicher Brotaufstrich
11.03.: Aushalt Stein Fuhrdienst
12.03.: Der kleine Mann kommt, guckt wie Honecker und erklärt, dass Sich-Hinsetzen Frauensache sei, er selbst habe selten gesessen, wann auch…(und: warum auch…)
13.03.: Zwei Frauen sitzen sich im Gespräch gegenüber und sehen aus wie eineiige Zwillinge, selbst die blonden, im Sonnenlicht schön schimmernden Härchen an den Unterschenkeln schimmern gleich schön: das Fernsehen bringt solche Paare zum Gespräch zusammen, eine davon halbprominent (etwa im Range einer Moderatorin des Südwestrundfunks, Bereich Kultur), die andere unbekannt, Privatmensch, aber beide, wie gesagt: wie eineiige Zwillinge -: man unterhält sich angeregt (der Privatmensch stellt auffallend mehr Fragen als umgekehrt), alles in allem eine interessante Idee…später, beim Versuch, mit einem kaum zu beschreibenden, barhockerähnlichen Gestell einen Berg hinunterzufahren, komme ich ins Trudeln und verliere hoffnungslos jederlei Halt.
14.3.: Auch in seiner Geburtsstadt kann man sich zu spontanem Tun hinreißen lassen.
15.3.: Ratlosigkeit über das abendliche Grün.
16.3.: Die Schnitzelfresser kommen am Donnerstag!
17.3.: Schmerzkeks.
18.3.: Darmwal.
19.3.: Ich atme und du erschrickst.
20.3.: Zum Geburtstag der kleinen Mutter gab es einen kleinen Wasserkessel – und wir gedachten später am Abend dann auch noch der Mutter der kleinen Mutter, die, ganz klein, sogar fast unvorstellbar war.
21.3.: Vielleicht hat Elias Canetti recht und man muss Stacheln, die einem zugefügt wurden, dann doch irgendwann an andere weitergeben, um sie endlich loswerden zu können, und so mag ein Schweigen dann doch unterschiedliche Gründe haben, um schlussendlich dann doch ungewollt zum gleichen Ende zu führen.
22.3.: Unter einem Pseudonym ein großer Kritiker werden.
23.3.: Ich war ganze zwei Tage im Kindergarten und habe nicht das Gefühl, dass ich das jetzt alles irgendwie nachholen müsste.
24.3.: Für viele Menschen könnte man sie gut gebrauchen: die Dumpfabzugshaube.
25.3.: Pflanzen anzen in Arten; schön durchaus, aber was ist mit der Vorbereitung?
26.3.: Aprilnasen.
27.3.: Es läuft etwas ab und kostet Zeit (Zeit kosten, das Gegenteil: Zeit verdienen?).
28.3.: Der achtundzwanzigste Schmerz.
29.3.: Wir kotzen selbst (hier wird noch selbst gekotzt).
30.3.: Spätestens gegen halb 5 war das Sprechzentrum empfindlich gestört – und wir mussten trotzdem noch aushalten bis kurz nach 6.
31.3.: Ingrid Steeger hat direkt am 1. April Geburtstag: was sagt uns das?
1.4.: Vor lauter Aufregung war die Wärmflasche bereits ganz kalt geworden.
2.4.: Eine Landschaft, die vertraut ist und doch gleichzeitig fremdelnd überwältigt – ein Erschöpfungszustand, der einem nicht vertraut ist und doch gleichzeitig fremd und überwältigend.
3.4.: Das erste Insekt im Auge für dieses Jahr: typisch Kerbtier allerorten.
4.4.: ALDI informiert; nicht die einzigen, die einen ständig informieren, aber: gottseidank und leider.
5.4.: Mit meiner Großmutter, die schon geraume Zeit tot ist, war ich auf zwei Feste eingeladen, eines in Frankfurt und eines in Schwäbisch-Gmünd, beide am selben Abend; ich war dabei, die Fahrkarten am Bahnschalter zu organisieren, bis ich kurz vor der Abfahrt gemerkt habe: man kann nicht zuerst nach Frankfurt, dort ein bißchen feiern und anschließend abends noch nach Schwäbisch-Gmünd.
6.4.: Es hat durchaus bereits immer etwas Entwürdigendes, wenn man an seinem Geburtstag zur Chefin gebeten wird (durch eine dritte Person übermittelt), um eine Tafel Merci Schokolade (soll wohl symbolisch sein) überreicht zu bekommen; übertroffen werden kann das aber desweiteren dadurch, dass einem ab jetzt durch eine dritte Person ebenselbige jährliche Tafel des Dankes überreicht wird, im Auftrage der Geschäftsleitung sozusagen, anbei eine Grußkarte mit vorgedruckten Unterschriften ebendieser (nicht dass man auf den persönlichen Händedruck besonders Wert gelegt hätte, aber ein semiotisches Grundwissen sollte man einer Geschäftsleitung durchaus anraten)…
7.4.: Die Radiosprecherin meinte, an Pfingsten hätten alle plötzlich viele Sprachen gesprochen und Jesus sei als Taube zurückgekehrt (der Sender nennt sich Deutschlandradio Kultur…)
8.4.: Ostern: Auf dem Klo gesessen und in Karl Jaspers „Die großen Philosophen“ gelesen und dann eine Wurst gelegt, die dem Zeichen für Pi verdächtig ähnlich sah.
9.4.: Der Tag, an dem ich abends Pestalozzi war.
10.4.: Kleine Reise: Aus eigener Kraft eineinhalb Stunden von der Arbeit nachhause laufen und dabei eine schöne Aussicht genießen: das verschafft ein bleibend befreiendes Gefühl (Vertrauen in die eigene Kraft).
11.4.: Gelb ist ausgerutscht und sollte blau werden.
12.4.: Morgens geht der Hund alleine spazieren und abends kommt die Nachbarin und bietet fünf Betten an (incl. fünf frischer Zahnbürsten), falls man mal nicht im eigenen Haus schlafen möchte.
13.4.: Ein Mann, den man eher in einer Amtsstube vermutet oder allerhöchstens den Beruf des Mathematikers zugetraut hätte, sitzt auf der Bühne und zetrümmert mit seiner Tuba Stücke von Jimi Hendrix.
14.4.: Bei der dritten Frage, wieviele Sorten Forsythien es gebe, vier, acht oder neun, bereits gescheitert (ich hatte mich für neun entschieden, da ich dachte, es müsse viele Forsythien geben; die richtige Antwort war aber: neun).
15.4.: Mietmenschen.
16.4.: Mietarbeiter.
17.4.: Es gehört schon eine gewisse Portion Dummheit dazu, wenn jemand berühmt werden will.
18.4.: Es gibt Schriftsteller, die sind gleichzeitig auch kundige Leser, und es gibt wahrscheinlich auch Schriftsteller, die sich für das Geschreibsel der Konkurrenz nicht allzu sehr interessieren, um sich nicht ablenken zu lassen oder warum auch sonst, gleichwie: kann man sich vorstellen, dass Günter Grass im Garten sitzt und seinen Dostojewskij liest?
19.4.: Vielleicht sollte man seinen Hund siezen: verlassen sie sofort das Fahrzeug und gehen sie geradewegs in den Wald hinein, kommen sie nicht vom Weg ab und machen sie nicht hier auf die Wiese, die ist nur für spielende Kinder gedacht.
20.4.: Wenn Sie so Sex haben, wie Sie parken, bekommen Sie nie einen rein, schrieb ein freundlichen Anwohner auf einen Zettel an der Windschutzscheibe; wieso wusste er (?), dass es sich nicht um eine Parkende handelte?
21.4.: Ruhe du nur: eines Tages ruht auch deine Uhr.
22.4.: Die Antwort kann nicht immer klüger sein als die Frage.
23.4.: Die Leute werden immer weniger.
24.4.: Alter Satz und immer wieder zutreffend: Es gibt Tage, da möchte ich nicht mit mir tauschen wollen!
25.4.: Du bist du, weil du deinen Hund erkennst (für Gertrude Stein).
26.4.: Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich höherer Intelligenzquotient nicht unbedingt automatisch linear auch in einem höheren Einkommen auswirkt (die Amis…) – umgekehrt wird es aber fast sogar ein wenig interessanter: auch intelligente Menschen sind nicht unbedingt dafür geboren, ihre Finanzen unter kontrollierter Beobachtung zu halten, auch sie können schludrig sein; trotzdem: was für aberwitzige Erkenntnisse, beweist doch gerade die amerikanische Geistesgeschichte, dass die Reichsten auch die Klügsten sind!
27.4.: Ich wäre gerne zehn Kilo dümmer!
28.4.: Tankstellen sind ebensolche Jammerlappen wie Ärzte oder andere Gewerbetreibende – früher war klar: Tankstellen sind Wegelagerer und haben es auf das Ausnehmen von Autofahrern abgesehen (siehe auch F.K. Waechter); heute jammern sie sich solidarisch, kleben kleine Schildchen an die Zapfsäule, dass von jedem verkauften Liter Benzin 83 Cent an den Staat fließen – komischerweise bleiben die Angaben auf diesen Schildchen unverändert, auch wenn der Benzinpreis schwankt…, jedenfalls sind Tankstellen jetzt deine Freunde und der Staat ist der große Feind.
29.4.: Ludwigsharfen.
30.4.: lebe dich nicht, sorge!
1.5.: Medienaktivisten vertuschen eigentlich nur ihr schlechtes Gewissen.
2007/2008
2.5.: Populärstern
3.5.: Wenn Du ein Bild malst, das den Titel trägt „user generierter content“ und es enthält nichts als die gelb aquarellierte Silhouette eines Vogels und du streichst Lack drüber, damit es schön glänzt und es ihm auch ansonsten an nichts mangelt, und die Fliegen fallen ein und kleben an dem Lack fest und werden zu Bestandteilen des Bildes, könnte man diese Fliegen dann nicht user nennen und content gleichermaßen?
4.5.: Überlieger.
5.5.: Der Dozent sprach, es hätte gestern niemand eine Frustration verabredet, worauf sie entgegnete, man könne eine Frustration nicht verabreden, was im Auditorium große Zustimmung hervorrief, nein, das könne man überhaupt nicht; man nennt dies auch: ohne Not aus einem Wust eine Wurst machen.
6.5.: fraglos glücklich
7.5.: Es gibt einen Unterschied zwischen wuselig und zerstreut (aus einem Wust eine Wurst machen fällt dann umso schwerer)
8.5.: unbärbel
9.5.: Bauchfrei im Büro hieß eigentlich rauchfrei im Büro; männliches Büropersonal, das sich dieser Maxime unterziehen müsste: das wäre eine interessante Vorstellung.
10.5.: wandelnder angewandter Darwinismus
11.5.: Das Gedächtnis, sorgfältig in Scheiben geschnitten, nebeneinander gestapelte Wurstscheiben, die keinen Kontakt mehr untereinander zulassen.
12.5.: Zwei Männer, sich in minderer Intelligenz vermutend, hauen sich die manieristische Phase Hegels um die Ohren.
13.5.: Kann man mit so vielen Erinnerungen vollgestopft sein, dass man daran stirbt?
14.5.: Sperrmüll kann das Laufen von Schlittschuh verhindern und einem dadurch auf ewig das Schleppen von großen Dingen verleiden.
15.5.: wieder sagen wider sachen
16.5.: Fast alles falsch: der neue französische Präsident Sarkotzi erhellt den Kot für die Atomsprengköpfe.
17.5.: Eine Uhr mit Geschwür und eine Personenwaage mit Geschwür: beide gehen eine Viertelstunde vor, bzw. 25 kg.
18.5.: Man hat mir über einem bestehenden Schiff ein größer wirkendes Schiff gebaut, teilweise sogar ganze Decks betoniert, und ich bin mit dem Auto zur Bushaltestelle gefahren (Parkplätze waren dort immer frei) – habe den Bus aber trotzdem verpasst (oder war es doch eine Straßenbahn?).
19.5.: Aus Pedanterie und Penetranz entsteht Pedanz.
20.5.: Flugzeuge sind die Schnecken des Himmels.
21.5.: Die von vielen gefürchtete Gräfin kam mit einem kleinen Plastikbeutel zum Sammeln der angebotenen Kuchenstücke.
22.5.: Viele Gehälter sind nichts mehr als reine Schmerzensgelder.
23.5.: Der Einzug der Querverbindung durch elegante Techniker.
24.5.: Der Zoo bin ich!
25.5.: Linneus geht durch die Welt, aber man sieht ihn gar nicht richtig.
26.5.: Und so saßen sie eine ganze Weile und taten nichts und der Herr sah, dass es gut war.
27.5.: Es kann nicht das Ziel sein, einen Preis zu bekommen; es kann nur das Ziel sein, dass ein Preis nach einem benannt wird.
28.5.: Eine Stehparty, auf der alle ständig umherwandeln, keiner sitzt, alle ruhelos unterwegs scheinen: eine Stehparty des Vertriebenenverbandes.
29.5.: vorausheulender Gehorsam.
30.5.: Der untapfere Schneider strickt sich einen Pullover aus den Haaren, die er sich sonst normalerweise über die Glatze kämmt.
31.5.: Es gibt keine Stadt namens Ehrfurcht.
01.06.: Benno Ohnesorg hatte keinerlei Chance, sich Sergeant Pepper von den Beatles anzuhören.
02.06.: Bei manchen Männern sitzt die Sonnenrille auf der Glatze, als sollte sie die Frisur ersetzen.
03.06.: Yussuf Katze Stephan
04.06.:Frühe laute weibliche Pubertät am Bahnhof in Neunkirchen morgens um halb 8.
05.06.: Die Präzisierung des Hundewollzwingers führt zu einem Besuch nur der erwünschten Gäste.
06.06.: Christina Weiss hält ihre Antrittsvorlesung über Oskar Pastior, bei aller Sympathie: irgendswie scheint mir das auch nicht zu passen.
07.06.: Im Kreisverkehr auf die Bremse treten regt den Kreislauf an.
08.06.: Der Anfang war anfänglich zu früh und deshalb vielleicht bereits ein schließlicher Schluß in den Ofen.
09.06.: In der Zeitung das Foto vom im Rollstuhl sitzenden Landrat, der sich mit anderen zeitgenössischen Honoratioren zuprostet, derart geschickt fotografiert, dass die anderen dem in der Mitte des Bildes platzierten Landrat die Bierkrüge direkt vor den Kopf halten.
10.06.: Denkerbauch.
11.06.: BELGIER – BEGIER
12.06.: Partizipation – Partypizzasituation
13.06.: „Es scheint gestern ein guter Tag für uns alle gewesen zu sein“, spricht der junge Mann am Bahnhof in sein Telefon, und es klingt, als hätte er sich diesen Satz irgendwo im Fernesehen aufgeschnappt.
14.06.: Himbeeren – Herbeeren – Himbert – Herbert
15.06.: Eine Straßenabsperrung, auf der der Name „Balsam“ geschrieben steht…
16.06.: Fettecke – Puddingschulter
17.06.: 95 Spatzenhirne für Otmar Hörl.
18.06.: Zebra wisch und weg.
19.06.: Morgens um 7 machte er stets einen sehr aufgeweckten Eindruck.
20.06.: (Euer) Hochwürgen.
21.06.: Sozialabnutzung.
22.6.: Kapitalabnutzung bei Opa Ursel, aber alles free willy, sprich free willy Selbstaufgabe (Opa Ursel ist der Hochtaunus Greis).
23.6.: Wir versichern Sie auch im Individualitätsfall!
24.6.: Vorlass – Nachlass – Vorlast – Nachlast: Aphenstall!
25.6.: Die zu Boden gehende Mohrrübe war kein typischer Fall von Erdanziehungskraft: sie war einfach noch nicht tot genug, um im Kochtopf zu landen.
26.6.: Wir gehen zurück ins Haus, weil es jetzt doch etwas dunkler und unheimlicher zu werden scheint; der Hund jagt einer Katze nach, ich drehe den Kopf nochmals zu ihm hin und sehe, wie er von vier weiteren Katzen, die sich hinter ihm angeschlichen haben, bedroht wird: ich rufe noch, um ihn zu warnen…
27.6.: Aphenpumpe – Ideentempo – Kopftoch
28.6.: Früher hatte ich auch noch eine Armbanduhr – wenn man jünger ist, hat man ja auch noch mehr Zeit.
29.6.: kjlz u elkjhfd t khjjh (kilz und ekelhaft zu heftig)
30.6.: Aus dem rechten Auge siehst du, wie eine Frau beim Überqueren der Straße bäuchlings auf den Boden gefallen ist und Passanten bemüht sind, sie wieder aufzurichten, ihre Gehhilfe steht rechts daneben, während der Krankenwagen, der dich eben noch überholt hat, weiter vorne links an der Straßenbahnhaltestelle stand, und diese Frau wohl nicht der eigentliche Grund seines Kommens war – abends dann auf dem Land dann jagd ein Geländewagen den Feldweg hinab mit einem Anhänger, aus dem laut und vernehmlich ein Schaf brüllt.
1.7.: Die Vögel blühen und die Bäume zwitschern und
2.7.: hjdfhfu hghjgzusdfgh hjgh jhjkhg (ein Ündchen und ein Öderchen)(ein Hündchen undoder ein Höderchen)(ein Höderchen ist geplatzt): klhkj! (juchhu!).
3.7.: In einer Aufführung in unserem Dorf muss ich über den Dorfplatz gehen und in einer Solorolle „Des Menschen Fleisch, es ist wie Gras“ singen – eine große Ehre und etwas, was ich gerne singe, wobei ich aber denke, meine Stimme sei zu dünn und der Aufgabe nicht gewachsen.
4.7.: Herz und Portmonnaie trainieren, um das Hirn zu erreichen.
5.7.: Hirn und Portmonnaie trainieren, umd das Herz zu erweichen.
6.7.: Wenn du deine Beobachtungen verlierst, weil du den Staub siehtst und du denkst, du musst ihn wegmachen, dann vergeht die Zeit schneller als geplant und es wäre besser, du würdest den Staub beobachten und ihn zur rechten Zeit wegwischen, aber irgendwann muss er schon weg, beobachtet oder nicht, das ist alles sehr schade und kann sogar sehr schädlich werden.
7.7.: Den Mann ohne Geburt darf man nicht zu stark zwicken, sonst fängt er an zu quietschen.
8.7.: Wer passt hier zu wem eben gelesen als verpasst hier zu wenn.
9.7.: Die Wenigsten denken gerne schnell.
10.7.: Die Annahme der Annehmlichkeit kann angenommen sein.
11.7.: Die Bahnhofshalle ist ein Panoptikum und du stellst dir deinen Chef vor, wie er hier sitzt und auf den Zug wartet und sich die Leute anguckt, und du stellst dir deinen Chef vor, wie er sagt: hier war ich ja schon Ewigkeiten nicht mehr – ja: warum sollte er auch?
12.7.: schinken bellt – schinken bellt – schinken all dem weg – ich gewinn das große geld – und springe von dem steg
13.7.; Wir haben auf einfachen Gegenständen einfache Rhythmen geklopft, Schlüsselbünde geschüttelt etc., und es hat Spaß gemacht, obwohl wir uns gesagt haben, dass wir doch gar keinen richtigen Rhythmus halten könnten, kam nachher jemand von draußen und hat gemeint, es sei superklasse, wir sollten auf gar keinen Fall aufhören, die Massen seien begeistert und am Toben und kaum noch zu bändigen (ich vergaß zu sagen, dass wir in einem kleinen Raum saßen und unser Konzert nach draußen ins Freie übertragen wurde).
14.7.: Ein Idyll: Nachts ein Feuerwerk (vereinzelte Raketen) und dann ein Großeinsatz der Feuerwehr und Krankenwagen und Polizei und dann -ganz in der Ferne – ein Männerchor, der ein Geburtstagsständchen bringt: wenn ich den erwische, denkt man, um den Schlaf gebracht und den vor lauter Ballerei durchgedrehten Hund beruhigend, aber der nächste Gedanke gemahnt einen dann doch zur Vorsicht: was, wenn es sich um den Geburtstag des Feuerwehrhäuptlings und Ortsvorstehers handelte und man hat sich offizeill beschwert und man kommt in die Velegenheit, dass es einmal bei einem selber brennt…?
15.7.: Ein Mann mit Geh-Hilfe, ohne Gehilfen, einen Schritt vor den anderen setzend, morgens um 8 Uhr, drei Kilometer vom nächsten Ort entfernt.
16.7.: ein Abendrad – die Abendradwendung
17.7.: Spurkatzen (groß und steinern): das ist Luxemburg, Stadt.
18.7.: eine Portion Schach
19.7.: Auf der Toilette des Unterlindenmuseums in Colmar steht sowohl in englisch als auch französisch jeweils, dass man die Toilette so verlassen solle, wie man sie wieder vorzufinden wünsche; nur in deutsch steht: verlassen Sie die Toilette sauber.
20.7.: Die Abwesenheit der Markierungen und das Zudrücken in Gedanken lassen das Angesicht in gleicher Weise strammstehen.
21.7.: Fliegende Fische können auch mit Ballons, grinsen nicht und bringen keine Bratwurst.
22.7.: Manche bekommen 1 Auto geschenkt – manche können Munsik machen.
23.7.: Grüner Salat mit Pfeffer: man könnte also meinen, dass es dies zu Essen gab: stimmt aber nicht; der komplette Tag war weit entfernt von grünem Salat mit Pfeffer – das beschreibt rein garnichts und führt nur in die Irre.
24.7.: Schwer sein, aber sich leicht fühlen.
25.7.: Leicht sein, aber es schwer fühlen.
26.7.: Schwer sein und es leicht spüren.
27.7.: Ich begrüße Sie – immer; ich Sie dagegen: oder!
28.7.: Enbüsche.
29.7.: Ich hau dir auf die Augen, Kleines.
30.7.: Fotokrampfieren.
31.7.: zeitnah – ortsfern – tagesnah – ortskern
1.8.: In diesem Teil der Welt waren alle Dinge zwölf Jahre alt.
2.8.: türbödög
3.8.: Rauchender Mann mit dicken Waden und dicken Füßen morgens um acht am Bahnhof.
4.8.: Der Mond, den man nachts vermisst hatte, tauchte tagsüber auf.
5.8.: Der Haarschopf auf Alfred Guldens Kopf sieht immer verdächtig gleich aus.
6.8.: Das Haus, wo das Musikgeschäft war, in dem ich meine Klarinette gekauft habe, dessen Inhaber aber schon vor Jahren aufgeben musste, und der sich selbst als praktizierender Musiker den Vornamen Pete gegeben hat, wird gerade abgerissen; mir fiel es auf, als ich heute abend daran vorbeilief.
7.8.: Wir spekulierten darüber, wie anders es doch in Europa geworden ist, seit man, ohne an der Grenze angehalten zu werden, einfach von Land zu Land fahren kann (wenn auch durch das Fehlen des Geldumtausches mancherorten doch ein wenig an Fremdheit eingebüßt worden ist), um schließlich bei der Abfahrt von der Schengener Brücke (haargenau dort, kein Witz!) eine halbe Stunde lang im Stau zu stehen, bloß weil alle (außer uns) in Luxemburg baden wollten.
8.8.: Die größten Erfindungen der Menschheit: das Fahrrad, der USB-Stick, die Brotschnitte, geschäumte Milch.
9.8.: Nachts befindet sich mehr in meinem Kopf als tagsüber.
10.8.: Er ruht in sich wie ein Stück Buddha.
11.8.: einfach: nur
12.8.: Die Männer, die am frühen Sonntagmorgen an den Verstrebungen der Strommasten montiert sind, betonen auf ihre ganz eigene Art die Weite der sie umgebenden Landschaft; fast wie bei Giacometti verändert sich das Gefühl für den Raum, für die Weite der Landschaft und für die Entfernung zwischen den einzelnen Masten, für ihre Höhe und für das sie umgebende Grün.
13.8.: Die Geschlossenheit der Überzeugungen der örtlichen Lokalitäten verringerten die Lust auf die Feier des Jahrestages – aber dummerweise nicht bei allen.
14.8.: Der Traum von der nichtangezogenen Handbremse und dem Auto, das wie ein Schneeball den Berg herunter und durch die Haustür eines Anwesens rollt und dort dann stecken bleibt; dieser Traum lässt den Gedanken erahnen, dass auch andere schuldig werden, sobald sie das Haus verlassen.
15.8.: Manchmal ist es aber auch besser, das Haus zu verlassen, um keine Schuld auf sich zu laden.
16.8.: Wir könnten dies machen und jenes und derjenige hätte bestimmt auch noch Interesse usw. usf. – schlußendlich wird dir aber nur eine Telefonnummer in die Hand gedrückt und du musst dich um alles selbst kümmern.
17.8.: Die Männer mit ihren Strommasten sind seit heute morgen wieder in der Gegend – knapp eine Woche ist vergangen, und so machen sie mit ihren Gerätschaften auch auf den Zeitraum aufmerksam.
18.8.: Milchpferd
19.8.: Birkenheinz
20.8.: Moralchristus
21.8.: Zentralabitur – Peripherabitur
22.8.: Was für den einen ein Weg, ist für den anderen bereits eine Strecke.
23.8.: Der Proletarier im Esoterikladen.
24.8.: Documentarische Stuhlzeichen und die Ungereimtheiten des Reichstagsbrandes waren die beiden Auffälligkeiten dieses Tages.
25.8.: Spülen ist nicht saugen, säug nicht mit den Spülkindern, spül nicht mit den Säugetieren.
26.8.: Gehzwerg – Stehriese.
27.8.:Wir müssen nicht draußen bleiben, dürfen aber auch nicht aufsteigen, währenddessen jemand anderes von seinen Bremsversagensträumen erzählt: auch schrecklich.
28.8.: Bei lebendigem Leib eingeschlafen.
29.8.: Fingernägel wie bei den spanischen Gitaristen: links an der Hand kurze Fingernägel, rechts an der Hand lange Fingernägel zum Anschlagen der Seiten, daran kann man sie erkennen die Gitaristen, es sei denn, sie sind Linkshänder, aber Spanier sind sie dann auf jeden Fall.
30.8.: Es stand geschrieben an einem aufzugebenden Laden in einer aufgegebenen Straße in der ehemaligen Innenstadt: GeschäftSauflösung – wir finden: eine Sauflösung ist keine Lösung!
31.8.: Die Axt der Verweigerung.
1.9.: Was ist das Gegenteil von einem Aktivitätenplaner: ein Passivitäts…???
2.9.: Minutenform
3.9.: Antrag auf Eigengeldumwandlung
4.9.: Der Papiersicherheitskalender zeigt uns Bilder von kleinen freien Radikalen und großen unfreien Konservatoren, allesamt ohne Freugabeln.
5.9.: Freugabeln und Freugaben.
6.9.: Ich eiltete, um einer Vermessung nahezukommen, und diesbehüflich verlor ich mein Lineal gerader Weise dortselbst.
7.9.: Mach mal einen Satz mit FOLDENENDEN.
8.9.: Mach mal einen Satz mit FOLGENENENEBEMDEM.
9.9.: Wenn man irgendwo mal nicht gewesen ist, hat man auch nicht unbedingt was verpasst; früher war das anders.
10.9.: Coco Lorez: die kleine mexikanische Non- und Unsinns-Tänzerin.
11.9.: coated -> beschissen; uncoated -> angeschissen; ISO-coated -> gleichmäßig beschissen
12.9.: Einfach so nach Saarbrücken gefahren und keine Ansichtskarte geschrieben.
13.9.: Hinzugehen und sehenden Auges dabei mitzuhelfen, die Kollegin, die einem zu dem eigenen Job verholfen hat, aus dem ihren hinauszuekeln, damit sich die eigene Tätigkeit von einer Halbtags- in eine Ganztagstätigkeit verwandelt, während man auf der anderen Seite betont, dass man nicht mit Billigfliegern fliege, weil dort die Beschäftigten ausgebeutet würden, einmal wöchentlich in der Frauenbibliothek arbeitet usw. usf. und sich dann noch wundert, dass einem nicht zum Geburtstag gratuliert wird (wenn auch nicht von vielen), naja, so ist das wohl heutzutage…
14.9.: Ich bin der beste Arbeitsgeber.
15.9.: Ein springen von Ort zu Ort zu Ort führt zu sichtbarer Vernachlässigung.
16.9.: Ein Stehenbleiben am selben Ort ohne unnötiges Hüpfen führt deutlich zu einer verbesserten Konzentration.
17.9.: Die Männer der Bäuche am Straßenrand wie Geschlechtsteile zum gegenseitigen Vergleich in die Luft gestreckt.
18.9.: Bei der Wiederbelebung führen wir Montage und Demontage aus.
19.9.: Legen Sie jetzt uns.
20.9.: Rechnen Sie mit einem Zahn zu!
21.9.: Der sich bückende Uhrologe, der vor dem Unterleib des Patienten kniet und lauthals Richtung Hosenlatz plärrt, ob man ihn denn verstehen könne…
22.9.: Die fünf Fesselballone über der abendgrünen Landschaft, leicht wellig gehügelt, fliegen zum Teil tiefer als die Wanderer auf dem Berg und stoßen ab und an tiefe Seufzer aus, damit sie wieder ansteigen können, um den nächsten Anstieg zu nehmen; so stelle man sich wohl eine über Land ziehende Ritterschar vor.
23.9.: Ich lernte im Supermarkt eine junge Dame kennen, es muss in einem Ort im Osten gewesen sein, kann aber auch sein, dass wir verabredet waren, jedenfalls lud sie mich ein zu sich nachhause und es war uns beiden klar, dass da irgendwas am knistern war; in ihrer Wohnung saß jedoch im Halbschatten ein unsympathischer und glatzköpfiger und oberkörpertätowierter junger Mann, der sich als der Vater ihres Kindes herausstellte – man pflegte Konversation, niemand wusste, was er eigentlich in der Wohnung der jungen Dame sollte, sie und er unterhielten sich ohne mein Zutun, während ich auf der Fensterbank eine Maschine entdeckte, die andauernd weisse flache Rauschgiftplatten herstellte, was mich irritierte, die Wohnung der beiden befand sich in einem ehemaligen Laden, so dass die Fenster sehr groß waren und man neben all dem anderen Nippes und Dekomaterial die Herstellung der weißen Rauschgiftplatten doch auch von außen prima sehen können musste (man muss sich diese Maschine wie eine Art kleiner Radierpresse vorstellen) – nungut: ich musste ein wenig von diesem Rauschgift durch die Nase schniefen, wo ich doch generell, naja, aber der Höflichkeit halber, oder vielmehr, um den Unsympathen nicht von Anfang an gegen mich einzunehmen…aber was hatte ich von der ganzen Sache?
24.9.: Der Mann mit dem Vernachlässigungsbauch kommt etwa eine Stunde zu spät zu dem Vortrag über die Ursprünge des Islam, stellt seine Plastiktüte mit leeren Bierdosen und altem Brot auffallend raschelnd in eine Ecke, geht direkt an dem Vortragenden vorbei auf die andere Seite des Auditoriums zu einem freien Platz, um dort mit der Hand zu fuchteln, wieder ruhig zu werden, um später in einer zweiten Plastiktüte, die er mit zum Platz genommen hat zu kramen, um uns dann mit der mitgebrachten Waffe alle zu erschießen.
25.9.: Wenn in Island jemand am Fluchhafen steht und lauthals flucht und in Berlin Schönefeld zum Beispiel auch jemand, nennt man denn das bereits eine Fluchverbindung?
26.9.: Der Kreislauf wurde dermaßen angeregt, dass er ganz verwirrt im Kreise lief: nee, das ist doof…
27.9.: Die Nüsschen-Maschine: eine Plexiglasscheibe, hinter der ein Mensch platznehmen kann, darin zwei Öffnungen, durch die er seine Hände in daran montierte Schutzhandschuhe stecken kann; damit kann er dann Nüsschen in einer davor stehenden Schale greifen und ertasten – in den Mund stecken geht aber nicht, siehe: Glasscheibe.
28.9.: Glasscheine.
29.9.: Mit fremden Menschen an einem Tisch sitzen und im Belauschen der Gespräche in den Alltag von Fahrradfahrern und Rahmenwissenschaften hinabzusteigen oder von den philosophischen Tiefen des Bambusanbaus zu hören: jeder seine eigene Welt.
30.9.: Männer-Bauch-Typologie: Es gibt Bäuche, die man sich angefressen hat, um sich die Welt auf einem gewissen Abstand zu halten: in den Raum kommen, bauchvoraus, die Hände in den Hosentaschen und erst mal sehen, was es denn hier so gibt: was haben Sie denn hier so anzubieten, aha, jaja, hmhm…
1.10.: Ein Hund, der eigentlich ein Kursteilnehmer ist, vor dem ich mich nicht drücken kann (bei den anderen konnte ich wenigstens noch die Fenster dicht machen), zu dem ich mich hinknien muss und jemand ruft mir zu: Sie müssen sein Vertrauen gewinnen, dann wird schon nichts passieren!
2.10.: Wie würde Fernando Botero ein Modell mit Anorexia malen?
3.10.: Auf dem Berg finden sich die Anhaltspunkte für ein fortgeschrittenes Dasein auf dem Weg zum Blick ins Thal.
4.10.: Vögel sterben früher.
5.10.: Ahr ist tot eles, oh nazis!
6.10.: In seiner Saarbrücker Ausstellung kommt es einem so vor, als wenn Moritz Götze versuchte, auf seiner Melodika Mozart zu blasen (und es ihm auf interessante Weise gelänge).
7.10.: Metzgermeister Hündchenfleisch.
8.10.: Ein abendliches Fahren über eine Fläche, die in einer gewissen Entfernung in einer hellbläulichen Zickzackwand endet und im Gegenlicht erscheint, durch Städtchen, die man für gewöhnlich noch nicht mal aus der Bierreklame kennt, weil sie nämlich keine Bierreklame brauchen (!): das kann einen ein wenig mit der Welt vereinen, und wenn man dann am Schluss sogar noch pünktlich ist, bleibt zu wünschen kaum noch etwas offen: darauf essen wir eine Wurst.
9.10.: Sensi-Billy.
10.10.: Vor der Begegnung hatten sich beide denselben Satz überlegt; doch nur einer konnte ihn zuerst aussprechen.
11.10.: Minimiezer.
12.10.: Zwei gelbe Punkte, die sich schnell durch den Wald bewegen: das nennt man dann Sport.
13.10.: Ich habe minigemiezt, oder ich habe geminimiezt, oder wäre es nicht eh besser zu maximiezen als der absolute Maximiezer statt des absoluten Minimiezmuses.
14.10.: Einen Raum am Rande der Wahrnehmung zu haben, aber trotzdem wahrgenommen werden zu wollen, das Richtige tun und das Falsche wollen oder umgekehrt?
15.10.: Chaim Soutine hat immer wieder dasselbe Bild gemalt, auch wenn die Sachen unterschiedliche Landschaften, unterschiedliche Personen, unterschiedliche Fleischstücke darstellen – auf Dauer wird’s ein wenig fad; Morandi dagegen hat immer dieselben Gegenstände und Landschaften abgebildet, aber immer wieder ein neues Bild gemalt – das ist der ganze Unterschied.
16.10.: Ein Spazierweg, abseits des sonst üblichen; plötzlich tun sich Welten auf mit Menschen, die Flugzeugmodelle durch die Lüfte jagen, sich dort regelmäßig zu treffen scheinen und einem völlig überraschenden regen Autoverkehr auf dieser abseitigen Strecke, mitsamt einem Mercedesraserarschloch in gesetztgraumeliertem Alter – bis gestern noch völlig ungewusst.
17.10.: Eine Beilage der Saarbrücker Zeitung trägt den schönen Titel VIVENDO – Die Lust am Leben: der Vorteil von Olivenöl, wie oft man seinen Zahnarzt aufsuchen sollte und drei Seiten Autoteil – sowas schafft nur die Saarbrücker Zeitung (aber wahrscheinlich stimmt das leider überhaupt nicht…, dass nur die das schafft, meine ich…)
18.10.: Schlagenzeug.
19.10.: Bauchkuchen.
20.10.: In einer Ausstellung in einem Ort namens Blankenstein hängt ein Bild, das den Titel tragen könnte: Miles Davis erschießt Stephan Balkenhol, es heisst aber leider: TeDeum.
21.10.: Balthus ist nicht der Maler kindlicher Laszivität, also auch nicht der Vorläufer heutiger Kinderpornographie, sondern eher ein französicher Edward Hopper der dreißiger Jahre, in die falsche Zeit gefallen und mit der etwas nervenden Tendenz, Köpfe zu groß und Füße zu klein zu malen.
22.10.: Der Tod durch Hirnblutung ist wahrscheinlich noch unerträglicher als der Tod durch einen Autounfall.
23.10.: Der Plüschotherapeut und sein Psychsofa.
24.10.: Denkebbe.
25.10.: Nicht fünfzehn Minuten berühmt zu sein, sondern jeweils zehn Sekunden lang der Anlass für einen schnellen Entwurf, was sich aber auf Dauer in den Köpfen festsetzt und unvergesslich bleibt.
26.10.: Auch Picasso und Hillary Clinton haben sich per Geburtsdatum nur knapp verpasst (was den Tag angeht): Picasso gestern, Hillary Clinton heute.
27.10.: Das Balthus-Urteil muss noch einmal revidiert werden: Es kommt ganz stark darauf an, welche Auswahl von Bildern man wahrnehmen kann und darf; für die Auswahl in der Kölner Ausstellung gilt der Eindruck vom 21.10. – betrachtet man sich allerdings in einem entsprechenden Kunstband eine andere Auswahl, dann bleiben zwar Köpfe zu groß und Füße zu klein, aber der Eindruck einer gewissen geschmacklosen Schlüpfrigkeit bietet sich verstärkt, ebenso wie vieles an fragwürdiger malerischer Lösung.
28.10.: Die ersten acht Chinesinnen erscheinen, in roten Buisiness-Kleidern gewandet, locker springend auf der Bildfläche: Kommunismus im Chanel-Look: wir hüpfen in modischen Stiefeln für die Gleichheit der Mitschwestern.
29.10.: Eine alte Fernsehshow im Stile eines Wolfgang Spiers, falls sich noch jemand erinnert, allerdings von einer unbekannten Moderartorin geleitet und das Besondere: wir stehen alle im Wasser in einem Nichtschwimmerbecken, die Kandidaten halten sich an den Händen zusammen mit der Moderatorin, wir, die Zuschauer, stehen am Beckenrand und direkt neben uns fängt einer zu singen an und sieht aus wie eine Mischung aus Bernd Clüver und Udo Jürgens und wie sie alle hießen, aber wir wissen es ganz sicher: es ist Udo Jürgens himself.
30.10.: Mein Ohr ist dunkel.
31.10.: Meine Nase ist hell.
1.11.: Allerheilnicken.
2.11.: Man fordert nicht „Wurstbrot für alle!“, wenn man selbst ein kleiner unverbesserlicher Nimmersatt ist.
3.11.: Momente der Verdunklungsgefahr im eigenen Hirn, wenn man kaum noch nach draußen blicken kann, nichts erkennt und sich dem Brummen hingeben muss – man denkt an diese Momente Monate später und kann sie sich noch nicht einmal mehr vorstellen – bei all der inzwischen gewonnenen Klarheit.
4.11.: Bei zehn Chinesinnen sollte man es belassen: zehn Chinesinnen ohne Kontrabass.
5.11.: Frühmorgendlich stehen die Menschen auf ihren Balkonen und den Tag Widerzukäuen, der noch nicht richtig begonnen hat, lassen dir, wenn du Glück hast, einen unwilligen Gruß zufallen, den du von der Straße aufhebst oder auch nicht, und dabei warten sie doch eigentlich nur auf den Bäcker, der mit seinem Bäckerauto schon um die Ecke biegt.
6.11.: Heute biegt sich keiner, aber am Bahnhof, dort wo sich die beiden Laternen auf der Brücke zunicken, dort sitzen sie und beugen sich leicht nach vorn.
7.11.: eine weile oberlinks, direkt nebeneinander: Trennschnitt
8.11.: Du hast geschwitzte Haare.
9.11.: Der letzte im Wasser verlässt das Becken später, aber genauso nass, wie er gekommen ist, nur ein wenig schlechter hörend, warum?
10.11.: Der blonde Mann in der Reihe vornedran wackelt genervt und heftig das ablehnend, was ihm zu Ohren kommt; ich finde das unangenehm, er geht mir selbst mit seinem Getue auf den Nerv, es wirkt ein wenig affektiert und überheblich und ich frage mich, was es ist, was mich an ihm nervt, denn inhaltlich muss ich ihm absolut recht geben.
11.11.: Ich treffe auf einen Chinesen, der sagt: wenn einer etwas lernen will, dann muss er es oft wiederholen – er sagt dies nur ein einziges mal, weshalb?
12.11.: weshalb – wesgans: weshalp – wesganz.
13.11.: Orkanen: geniert & gelungen, geherzt & gehirnt
14.11.: Astrid Lindgren und Horst Janssen hatten am selben Tag Geburtstag: ein Widerspruch?
15.11.: Konnte man vor dem Ausbruch der Romantik romantisch sein?
16.11.: Das kleine, etwas gedrungene Männchen, dessen ganzer Inhalt den Weg ins Freie findet nur durch das Pusten durch ein dem nicht angemessen erscheinendes dünnes Rohr: David Krakauer im nahen Frankreich.
17.11.: Mayricka Röckröck und der Pilzpapst im Fußgeschäft.
18.11.: Das Kännchen der Isolation.
19.11.: Schweizperlen (rinnen von den Bergen herab).
20.11.: Wer will die Anrufungen beantworten, oder sollten wir das alles maschinell tun?
21.11.: Falzfuß.
22.11.: Je mehr man sich mit etwas beschäftigt, desto größer werden die Bedürfnisse; am besten beschäftigt man sich also mit gar nichts.
23.11.: Als ich geboren wurde, erinnere ich mich noch ganz genau, stand da am Fußende des Bettes ein kleiner, freundlicher Herr, der mir versprach: von nun an geht es gercht zu! – was sich in der Zukunft und bis dato auch tatsächlich bestätigen sollte.
24.11.: Gestern hat man mir ein Stück von meinem Kopf abgeschnitten; ein weißes, großes Pflaster klebt darauf und man könnte denken, es handele sich um eine Schußwunde – den Leuten werde ich aber erzählen, man sei dabei, mir eine Art Hirnkatheter zu legen, weil zuviel drin ist, was rausmuss.
25.11.: upgradel & downhansel
26.11.: Zwischen Tür und Angel hat man versucht, mir einen halben Tag wegzuklemmen, was auch gelang – ich muss mir etwas einfallen lassen und darf zukünftig nicht mehr so gutmütig sein.
27.11.: Den Freitagmorgen nehme ich mir bereits am Mittwoch-Nachmittag.
28.11.: Wer uns nicht will, der hat uns nicht ferdient.
29.11.: Am Montag werde ich erfahren, ob ich gutartig oder bösartig bin.
30.11.: Der Hund leuchtet blinkend in der Nacht.
1.12.: Virtuosität ist langweilig.
2.12.: Feenuß.
3.12.: Erinnerung an den Dienstag der letzten Woche: der Bus, auf dem groß geschrieben das Wort PAUSE stand, der mich aber trotzdem von der Straße fegen wollte und anschließend der LKW, hinter dessen Frontscheibe ein Bildband über VanGogh eingeklemmt war, oder war es in umgekehrter Reihenfolge: erst VanGogh und dann fast der Tod durch PAUSE?
4.12.: Der Schlaf ist nicht der Bruder des Todes, sondern der Bruder des Gedankens.
5.12.: Phil Wachsmann und Martin Blume: An einem Abend mit vielleicht mal grade zwölf Minuten spannender Musik hören wir die altbekannten Versatzstücke improvisierter Musik der letzten 30 Jahre; darf man diese Spielweise maniriert nennen, oder mariniert?
6.12.: Den Bart über die Nase bis direkt unter die Augen gezogen, die Augenbrauen korrentk sitzend: so erscheint der diesjährige Nikolaus.
7.12.: Wir rennen durch die Nacht und kaufen ein Haus auf schwedisch.
8.12.: In der Bücherwand verschwinden und mit den Beinen strampeln und rote Haare haben und ein prognates Kinn, während die Kleine auf Knien betend nach vorne rutscht und der zu dünne Amerikaner in Frauenkleid und Stöckelschuh auf der Bank sitzt und „I feel pretty“ singt, nicht zu vergessen die gelenkigen schwarzen Würmer, die auch mal als Affen die Wand hochklettern oder dort als gotische Figuren verharren und die Kampfszenen auf der Bühne beobachten (und all die anderen sollte man auch nicht vergessen) .
9.12.: Steh mich auf!
10.12.: Ein sehr länglicher Tag.
11.12.: Demolat.
12.12.: Ich komme zurück und rieche plötzlich wie ein Orangenbäumchen, dabei dachte ich nur daran, wie ich damals in voller Fahrt die Hand ausgestreckt habe…
13.12.: Man kann jetzt auch einen Katheter ans Hirn legen lassen.
14.12.: Forme deine Gedanken zu einem Klecks Senf, den du auf die Wurst schmieren kannst auf dem Brot namens: das-macht-mir-alles-nix-aus: Guten Appetit!
15.12.: Der Laden heisst halb deutsch, halb englisch BACK FACTORY: das schöne daran: ein Engländer würde dann wohl ZURÜCK-FABRIK übersetzen, was ja auch irgendwie hinkäme.
16.12.: Wir können nicht an der Krankheit zupfen, auf dass sie wie Butter zergeht.
17.12.: Nach dreizehn Jahren kriegt er dich doch: der große alte Chef – nun selbst dreizehn Jahre älter – ruft dich an und bittet dich (oder fragt dich oder befiehlt) erneut nach einer weiteren Nachtschicht.
18.12.: zurren und zapfen – zähen und zinken: bild bin isch wisch.
19.12.: Ein Würstling.
20.12.: Ich bin auch schuld für das, was andere tun.
21.12.: Schwatzplatten und Schnabelthiere.
22.12.: Der kleine Kunstleer –
23.12.: Der kleine Kunstvoll.
24.12.: Wir können kochen und essen und trinken – wie so viele andere auch.
25.12.: Rotkraut wird Schwarzkraut und stinkt laut.
26.12.: Die Unverhältnismäßigkeit der Amateure.
27.12.: Im Auto sitzen und durch den Nebel fahren und kaum etwas zu sehen außer Weiß und sich warm und unbehaglich fühlen gleichermaßen.
28.12.: Die Ungemütlichkeitspumpe am Arbeitsplatz.
29.12.: Urban Hettich als Skispringer in der Nachkriegszeit durfte beim Fliegen noch beide Arme nach vorne reissen.
30.12.: Newton in Dürrenmatts Physikern, dargestellt auf dem Laientheater, gut umgesetzt das ganze, aber bei Newtons Outing, es habe ihn eine Menge Anstrengung gekostet, als Agent die deutsche Sprache perfekt zu erlernen, muss man angedenk der saarländisch typischen sch-Schwäche doch innerlich ein wenig grinsen – aber sonst wirklich perfekt.
31.12.: Das Schlagzeug als Therapiewerkzeug gegen Koordinationsprobleme.
1.1.: Les Irreparables wird der Name unserer neuen Experimentalband sein: erstmal ein Plakat, dann die Musik.
2.1.: Ich war eine ungedachte Sozialaufreibungswurst, oder eine unbedachte?
3.1.: Eine Tür, die offen bleiben soll, aus ihren Angeln zu heben, ist eine kluge Idee – jetzt muss noch noch die Scheinfrage Fahrmich! abgeschafft werden.
4.1.: Tür auf und Tür zu und plötzlich stehen in der Küche eine Menge schlechtgelaunter Menschen, die eine Wand gegen den Lärm abdichten wollen und die Kritiker kommen gerannt und sprechen: Du gehörst hier nicht dazu!
5.1.: Als Werbung für eine Versicherung oder Sparkasse oder wasauchimmer: ein Ohrensessel, auf dem sich die Buchstaben des Wortes ALTERSVORSDORGE tummeln – die Vorstellung wäre auch schön, die Buchstaben tuemmelten sich, aber man könnte es nicht gleich lesen – auch schön die Vorstellung, was wäre, wenn sich die Buchstaben fläzten.
6.1.: Ich besuche einen kleinen Laden, der einer blonden Frau mit Kurzhaarfrisur gehört, die sich als ehemalige Mistudentin entpuppt, die früher längeres dunkles Haar hatte, und die ich immer ein wenig doof und unerträglich fand; jetzt bietet sie in ihrem Laden auf einem an der Wand hängenden Zettel Kurse an, die sich mit einem Metier befassen, mit dem ich mich bestens auskenne (ob ich bei ihr dann noch ein weniges an Lebensmitteln gekauft habe weiss ich nicht mehr so genau…)
7.1.: Der Papst wohnt in meinem ehemaligen Elternhaus, das jetzt umgebaut wurde, und in das ich wieder einzuziehen gedenke; er wird dort nicht wohnen bleiben, gibt aber Tipps und dabei bin ich noch nicht mal katholisch.
8.1.: Was ist der Unterschied zwischen einer Fichte und einer Tanne, gibt es einen Unterschied zwischen zwei umgeworfenen Sofas und zwei Zelten, wenn dies auf der Wiese geschieht?
9.1.: Die interessante Genugtuung über die Nachricht einer Krampfader in der Kniekehle einer Sechzehnjährigen.
10.1.: Wertwicklung.
11.1.: Die Ankündigung der Kündigung wegen Zunahetretens trat zunehmend und überraschend nah.
12.1.: Drei Leute mit viel zu vielen Armen halten eine einzige Wasserwaage und nur einer kennt sich aus und weiß, wo in dieser Stadt oben und unten ist.
13.1.: Doppelädler.
14.1.: Man sollte darüber ernsthaft nachdenken, Eröffnungsreden zu halten.
15.1.: Begrifffest.
16.1.: Beim Filmfestival wünscht man uns eine „Gute Projektion“ – sind wir mal froh, dass wir nicht beim Psychiater sind.
17.1.: Er wollte sein Leben teilen – offen blieb aber die Frage, in wie viele Stücke.
18.1.: Die Menschen werden künstlich angestaut.
19.1.: Brillen mit und ohne Durchblick.
20.1.: Wie immer stellt sich die Frage, ob so etwas wie ein Wettbewerb auf kultureller Ebene überhaupt eine sinnvolle Veranstaltung ist.
21.1.: Ratenzahlung heisst ja nicht: rate mal, ob gezahlt wird.
22.1.: Der gutaussehende junge Mann mit den langen Haaren war ich, auch wenn sonst niemand auf diese Idee kam.
23.1.: Für dein Alter bist du ganz schön typisch.
24.1.: Stell dir vor, im Ramadan dürfte man nur husten, wenn es dunkel ist.
25.1.: Ein älterer Mann mit weißer Hose, im Neunziggradwinkel vornüber gebeugt, versucht mit großer Ausdauer einen Stein aus dem Pflaster seiner Einfahrt zu entfernen, als müsse er dies in diesem Leben noch unbedingt erledigt bekommen.
26.1.: 42 Beschreibungen des Wolkenwahnsinns (durch Arno Schmidt) und die große Thematisierung des „kann-ich-auch“-Gedankens.
27.1.: Die Sängerin versucht bei dem Auftritt durch eine rohrförmige Verbindung von einem Raum in den nächsten zu kriechen, wobei eigentlich klar ist, dass sie dort nicht durchpassen kann – und es kommt natürlich so, wie es kommen muss…
28.1.: Ein heimatloser Hund schleicht durch Wälder und Wohnstuben, während die Engländer die Angewohnheit haben, alles, auch Gemüse auf dem Markt, fein säuberlich in Papier zu verpacken; man bekommt dort hübsche Pakete mit merkwüdigen Knollen drin und hat keine Ahnung, was man wirklich kaufen wird, dafür aber ist es günstig (ein Spiralblock A4 beispielsweise bekommt man – allerdings unverpackt – für gerade mal 50 Cent).
29.1.: Markige Sprüche von schwabbeligen jungen Menschen.
30.1.: Ich habe nie daran gezweifelt, dass es die Mondlandung tatsächlich gegeben hat.
31.1.: Jaguar Februar Schmerz
1.2.: Alles ist politittisch, aber davon werde ich erst übermorgen erfahren.
2.2.:Man weiss jetzt nicht, ob das proletenhafte Gebahren eine Vertuschung der Distinguiertheit darstellen soll oder die Distinguiertheit die proletenhafte Natur überdecken soll oder die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt, jedenfalls möchte man von ihr nicht unbedingt einen Arbeitsplatz vermittelt bekommen.
3.2.: Apercüß.
4.2.: Ich fahre mit dem Auto den Berg hoch und denke noch, scheiße, dass ich schon so lange keinen Sport mehr gemacht habe, denn ich muss ganz schön in die Pedale treten, um dort hochzukommen, komme aber, und hänge sogar noch den Hintermann ab, immerhin einen echten Allgäuer und überrasche dann noch jemanden in der Badewanne.
5.2.: Wenn man sich nicht mehr richtig erinnert und die Französin wichtiger wird als der Matsch, aus dem man mit dem Auto nicht mehr rauskam.
6.2.: Rinneradio: Klarinettentöne sind eingefärbte Luft.
7.2.: Der neue UNICEF Vorsitzende Schlagihnbreit und sein Vorgänger im Amt Garnix: genauso hab ich es ihm Radio gehört.
8.2.: Die Frage nach dem Geld ist nicht die Frage nach dem Inhalt.
9.2.: Für die psychosomatischen Fachleute: Wir können nicht agieren und sprechen und bekommen es also an den Kehlkopf…
10.2.: Man muss nicht alles veröffentlichen und man muss aber auch nicht alles kritisieren.
11.2.: Auf dem Platz im Zug eine Briefmarke aus Kambodscha gefunden; darauf sind Katzen abgebildet, die miteinander spielen (Wie heisst die Währung in Kambodscha und wieso denkt man nicht sofort an Katzen, wenn man an dieses Land denkt?) – ein paar Plätze weiter hinten unterhalten sich eine Mann und eine Frau in breitestem Dialekt über modernen Chorgesang.
12.2.: Manchmal Reichts-Kandinsky (der neue Kritikerpapst am Malerhimmel).
13.2.: Gestern abend wurde aus Piet Mondrian immerhin eine gut verkaufte Ersatzlösung.
14.2.: Marktforsch.
15.2.: Ladenforsch und Discounterdepress.
16.2.: Der Mond hängt relativ früh am Himmel, bereits gegen 13Uhr40 wurde er gesehen; es ist kalt und abends sehen wir dann kleine hölzerne Gestalten, unbeleuchtet, aber die meisten mit Rädern unten dran.
17.2.: Die Frau sieht aus wie eine Seeräuberin, aber weder ihr Begleiter noch sie selbst sind irgendeiner Sprache mächtig.
18.2.: Wie kann man ohne Jacke wegfahren (aber auch mit Jacke ist man vor Erkältung kaum verschont gewesen…)
19.2.: Du denkst, es müssen sich Backsteine in deiner Nase befinden, die dich am Atmen hindern – und es stimmt, nachts beim Schneuzen um 3 kommen die ersten wieder heraus.
20.2.: Der Zauber des Meerettichs wirkt dort, wo das Salz von alleine nicht hinkommen kann.
21.1.: Du spuckst den Rotz auf die Straße und von hinten nähert sich ein Schatten, von dem du dann recht schnell merkst, dass es doch dein eigener ist, der dich überholt.
22.2.: Wir haben dich zwar schwer vermisst, soll heißen: alles war ganz großer Mist, doch eigentlich nicht unbedingt, dass du hättst hier sein sollen…es war auch ganz schön ohne dich und wäre auch mit dir großer Mist gewesen, sprich: an dir hing’s nicht.
23.2.: Es gibt Menschen, deren Schädelbreite in etwa ihrer Hüftbreite entspricht – das ist interessant; wenn sie dir dann allerdings erzählen, dass sie früher dick und rund gewesen sind, wird die Sache doch ein wenig mulmig und unangenehm.
24.2.: gelungen – geniert – geherzt – gehirnt, besser aber, zumindest anders: geniert – geherzt – gehirnt – gelungen.
25.2.: Morgens steht der Rolladen ein wenig offen, es ist noch dunkel, aber man kann schon die Wiese hören.
26.2.: Darf ich dich auch in den Arm nehmen, obwohl die Kamera nicht dabei ist, oder ist dir das unangenehm?
27.2.: Ein guter Leerstellplatz: Ich fahre mit dem Zug an meinem Haus vorbei (er fährt absichtlich langsam) und kann durch ein großes Fenster ins Badezimmer blicken und sehe dort eine Bekannte auf dem Klo sitzen und weiß, dass nicht jeder weiss, wo sich dieses Fenster befindet, aber. wer weiss, der kann sehen; der Zug fährt weiter und ein anderes Mal bin ich im Zug eingeschlafen, und er fährt wieder langsam und ich öffne langsam die Augen und sehe die Birkenreihe und die Häuserreihe auf der anderen Seite der Gleise, dort wo dieses Haus steht, und ich erkenne die Stelle sofort und schlafe weiter, ohne den Kopf zu wenden – ein vertrautes Gefühl stellt sich trotzdem ein.
28.2.: verschwinden – verschwenden
29.2.: Die aus der Änderungsschneiderei gekommene Hose sitzt perfekt, produziert aber unagenehme Bißwunden am rechten Unterschenkel – und wir hatten alle schon die Bettdecke im Verdacht!
1.3.: Eisschweiß.
2.3.: Russland hat sich einen neuen Putin gewählt.
3.3.: Ich bin kein Schisser, sondern die Mona Lisa des real existierenden Rechtsstaates, schwarz, spitz und schwarzweiss.
4.3.: Ein stumpfer Mensch, der den Vorsitz einer Versammlung führt, gebraucht an allen möglichen Stellen seiner gesprochenen Beiträge „jenachdem“, an Stellen wo es passt und natürlich auch an Stellen, wo es nicht passt, je nach dem wie einen Rettungsanker, an dem er je nach dem Halt sucht auf der stürmischen See seines je nach dem Nervosität zu nennenden Grundzustandes.
5.3.: genusstur
6.3.: Genussstarre.
7.3.: Beim Schwimmen immer soviele Bahnen ziehen, wie es dem eigenen Lebensalter entspricht und von Bahn zu Bahn sich erinnern an Dinge, die man zur entsprechenden Zeit erlebt hat.
8.3.: Baden-Baden ist ein verkleinertes Wiesbaden, nicht nur sprachlich.
9.3.: Dunkel ist nicht gleich trüb, wenn wir auch bisher immer davon ausgegangen waren.
10.3.: Wir waren der Chor und hatten einen morgendlichen Auftritt in einer großen Oper; die meisten waren krank und wir waren sowieso nur acht oder zehn, man konnte sich also kaum verstecken, und wir saßen da und wussten, keiner von uns kennt dieses Stück, das da nun gleich aufgeführt werden soll.
11.3.: Ein Tag der überraschenden Freiheiten, getrübt nur durch morgendliche Gefangenschaft.
12.3.: Der Lob über die Perfektion einer Ausführung schlug abrupt um in die Entdeckung eines gravierenden und peinlichen Fehlers ebendieser Ausführung: Was nutz es also, dass das Komplizierte stimmt, wenn gleichzeitig das Einfache und Offensichtliche falsch gemacht wurde?
13.3.: Nachnominierungsüberraschungsfreude.14.3.: Im Schuppen war an diesem Abend mehr los als im Haus.
15.3.: Sie kehrten zu viert zurück, obwohl noch nicht einmal ein einziger wusste, ob er in dieser Nacht noch einmal wiederkommen würde.
16.3.: Mit den Armen schlenkern und sich trotzdem schnell, gleitend und elegant fortzubewegen.
17.3.: Nur noch eine dunkle Erinnerung: quasi U-Bahnen, die man sich als lange, verwickelte, helle Stoffbahnen vorstellen kann, die sich durch die Tiefe winden, sie man sich wiederum als eine Art unterirdischem Weltall vorstellen muss; es windet sich, und uns gelingt es nicht, von einer Stoffbahn in die andere zu gelangen, obwohl wir doch eigentlich dringend umsteigen müssten.
18.3.: Drei blinkende Lampen, von ihrem Geruchssinn geleitet, bleiben stehen, laufen, bleiben stehen, laufen.
19.3.: Der Zug fährt durch die Nacht und ich denke noch, dass ich gerne mit dem Zug nachts unterwegs bin, wenn es auch morgens schwierig ist, beim Sonnenaufgang einen müden Kopf zu haben – nichtsdestotrotz: mein Abteil wird von außen bewacht; immer wenn ich aus dem Fenster sehe, gehen Wachen auf und ab und machen einem ein gutes Gefühl.
20.3.: Manche sehen mit sechzig genauso aus, wie sie sich bereits mit dreißig bewegt und benommen haben; da passiert nichts plötzlich, alles dies ist ein bleibender Stillstand.
21.3.: Hemmungsriten.
22.3.: Pforzheim ist das Saarbücken von Karlsruhe.
23.3.: Schlimmschlamm.
24.3.: Übelmorgen.
25.3.: Vollgestern.
26.3.: Vergutschlechtern (Gegenteil von Verschlimmbessern).
27.3.: Gutruhn Schlechtruhn Mann Thias Frau Thias.
28.3.: Gute Laune trotz zunnehmendem >Einfluss der Erdanziehungskraft.
29.3.: Dehnmut.
30.3.: Oh die Zeugs, oh die Seen!
31.3.: Schutzschürze, schmutzgestürzt, ohne.
1.4.: Unternehmer, unternehmt was!
2.4.: Wenn jemandem das Lernen leicht fällt, könnte dies vielleicht damit zusammenhängen, dass er viel Platz in sich hat, wenig durch eigene Interessen strukturiert ist, bereit ist, in eine bestimmte Form gebracht zu werden, und umgekehrt, Menschen, die innerlich ziemlich viel mit sich zu tun haben, weniger formierbar sind, schlechter lernen können?
3.4.: Der Fisch, der nach nichts schmeckt und durch langsame Absenkung der Wassertemperatur stressfrei getötet wird, ist das zweite Lebenswerk des Menschen, der lange im Ausland leben musste, weil der Staat sein System der Betriebsfürhung nicht kapierte; jetzt soll aus dem Fisch Wurst gemacht werden, die nach Wurst schmeckt und nicht nach Fisch (DIE Gelegenheit für die Araber, die bisher keine Würstchen essen durften, weil aus Schwein gemacht – wir nehmen mal an, dass das die Rettung des arabischen Ernährungsproblems darstellen wird…)
4.4.: Im Radio ein kurzes Interview zu einem Symposion an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz zum Thema „Wie werden wir altern“; die Redakteurin im Studio sprach mit Prof. Alt – und das war nicht gelogen…, nur: so langsam sollte man sich bei der Vorgaukelung von Welt ein wenig mehr Mühe mit den Namen geben, ist das nicht schon ein wenig sehr dreist, hätte man ihn nicht wenigstens Jung nennen können, oder das Seminar in Altenburg stattfinden lassen?
5.4.: Der Bär wird zum alter ego des Fahrrad fahrenden Mannes: er spricht aus, was er sonst nur wegstrampelt.
6.4.: Smalldog.
7.4.: Mützekatze.
8.4.: Es gibt Menschen, die außer eigenem Geld nichts haben.
9.4.: Können Sie das für mich weiterleiden?
10.4.: Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn man sich diese ganzen amerikanischen Filme anguckt, kommt einem das Land doch reichlich unwirtlich vor, und man hätte wenig Lust, dort leben zu müssen – vielleicht machen die das ja mit Absicht?
11.4.: Ein Stück, das nicht ganz so komplex und neu und umwerfend in seinen Bildern und Erfindungen ist, merkt man sich vielleicht auf Dauer sogar besser, zumindest, was die Details angeht.
12.4.: Das bildhauerische Tun ist ein völlig anderes.
13.4.: Katharina ist der bessere Robert, was erstens vorher nicht zu vermuten war und zweitens bei der Überfülle an Material dann doch etwas ist, an das man sich gerne klammert.
14.4.: Die beiden LKWs auf der Straße parken sehr verschroben und ohne Grund vor unserem Schuppen und man kann zwar, wenn man vorsichtig ist, zwischen beiden hindurchgehen, aber für den sogenannten Durchgangsverkehr besteht da eher keine Chance; egal, der hintere LKW setzt sich plötzlich in Bewegung, er hat Baumstämme geladen, und stößt zurück und fährt rückwärts in unseren offenen Schuppen, klar, weiss ich doch, er hat das Recht, sich auch dort den ein oder anderen Baumstamm mitzunehmen, die unserem Schuppen zum Teil aber als Eckpfeiler oder Stütze dienen, ich räume noch schnell die Kabel aus dem Weg, damit nicht alles zu Bruch und Dalles geht.
15.4.: Schminkstiefel.
16.4.: Die Rückkehr der Füße meines Vaters als Mittel, das man sich auf die Glatze schmieren sollte.
17.4.: In Neunkirchen, wo früher einmal die Kneipe TÖFTÖF war, befindet sich jetzt ein Beerdigungsinstitut „In aller Stille“; und während die dicken jungen Frauen der Stadt mutig sind und sich als Würste tarnen, sieht der Mann auf dem Parkplatz im Auto direkt neben uns aus wie Ghandi – der Schnurrbart macht’s und das Gesicht – doch zuerst denkt man, Ghandi habe überlebt und kaufe nun incognito die Sachen seines täglichen Bedarfs bei uns, warum auch nicht, er braucht ja nicht so viel.
18.4.: Bereubusch.
19.4.: Entwurf für ein Denkmal für den Vorplatz der Oberfinanzaufsicht.
20.4.: Marburg thront über der Stadt während in Rotenburg an der Fulda die Feuerwehr haargenau weiss, wie sie sich aufzustellen hat.
21.4.: Bachfuss.
22.4.: Aus einem Plattenbau rauszugucken ist allemal besser, als auf einen draufzugucken und aus einem Plattenbau rauszugucken ist allemal besser, als auf einen draufzugucken.
23.4.: Die Welle als Wald und Frosch.
24.4.: Franz Liszt sieht in seinen späten Jahren ein wenig aus wie Pierre Briece, hat aber eindeutig die bessere Musik gemacht.
25.4.: Das Panoramamuseum in Bad Frankenhausen ist weithin über der Landschaft sichtbar; so könnte man sich ein gerade gelandetes realsozialistisches Ufo vorstellen – von innen allerdings
26.4.: Carls Zeitzwerge in Jena.
27.4.: Paul Goyard ist fünf Jahre jünger als Picasso, zeitlebens relativ unbekannt geblieben, hat aber die besseren Zeichnungen zu Buchenwald gemacht.
28.4.: Werner Tübke sinniert über die Völkerschlacht.
29.4.: Charlotte Roche ist die Johanna Meese der Literaturszene.
30.4.: Die Wiese ist die Burg des Mittwochs.
1.5.: frisch gepetzte Sterne.
2009/2010
2.5.: Das Geräusch des fallenden Rolladens mischt sich mit dem Geräusch des herannahenden Autos; danach lang anhaltende Stille, die einen immer wieder überrascht.
3.5.: Fussfalten.
4.5.: Festhalteleiden und Fluchtleiden.
5.5.: Ein Kleid aus den Buchstaben der Innovation.
6.5.: Können sollen wollen.
7.5.: Da ist mir ein Revue passiert (worden).
8.5.: Manche Menschen wollen einfach keine Boote vor den Berg gemalt haben und ich will auch nicht, dass sie es tun).
9.5.: Nach dem Essen ist vor dem Essen.
10.5.: Auf dem morgendlichen Weiher kurz nac h acht Uhr ziehen die Enten Kondensstreifen hinter sich her.
11.5.: Muttermalstageli.
12.5.: L U X U N S.
13.5.: Die Empfangqualität des Radios dadurch verbessert, dass ich etwas Butter auf der linken oberen Ecke des – wie nennt man das: wo man die Sender und Frequenzen lesen kann, dieses entsprechenden Fensters eben – auf der linken oberen Ecke dieses Fensters leicht zerrieb und schmelzen ließ.
14.5.: Ein Mann mit Hand erscheint mir noch kurz vor dem totalen körperlichen Zusammenbruch und macht alles ein wenig weniger schlimm.
15.5.: Zwei Wehs: eines mit und eines ohne Knick.
16.5.: Ein doppeltes Weh.
17.5.: Gestern komplizierte Bewegungen auf fließendem Gewässer, heute morgen: keinerlei Auswirkungen; abends allerdings: plötzlich einsetzender Schlaf.
18.5.: Dumpfbeutel.
19.5.: Tarnwaffel.
20.5.: Ein Mittwoch wie ein Samstag.
21.5.: Manchmal treffe ich meine Mutter nur zufällig im Wald.
22.5.: Die Katze erinnert mich an den ältesten Sohn, vor dem Napf sitzend und dich anguckend und nachher verschlafend auf dem Sofa scharrend.
23.5.: Für diesen Tag hätte man eigentlich noch einen Lieferschein gebraucht (nur wem hätte man ihn ausliefern solen?)
24.5.: wir wissen weder aus noch ein, der chef der wird zuhause sein, wir müssen es einfach wagen, wir müssen ihn trotzdem fragen, was er weiss, so‘ n scheiss, weiss nur er…
25.5.: MAIKLING.
26.5.: undringend.
27.5.: Über die Brücke fährt ein unverhofftes Rad, während durch’s Gebüsch eine Überraschung humpelt.
28.5.: Pflegedienerin.
29.5.: Das Verschwinden von vereinzelten Dingen kann zu weniger Schlaf führen.
30.5.: Weimar wurde einer Autobahnraststätte eindeutig und spontan vorgezogen.
31.5.: Eine runde Ecke kann zu einem angestrengten Gesicht führen.
1.6.: Junge reifberockte Damen erklimmen einen grasbewachsenen Abhang am Völkerabschlachtdenkmal und sehen dabei aus wie zu groß geratene Schmetterlinge.
2.6.: Die Stadt Naumburg an der Saale gilt es, trotz Dom, als räuberisch veranlagt, abzulehnen.
3.6.: Erschöpfung beginnt im Enddarm.
4.6.: Manchmal wundert man sich selbst, wieviel man sieht.
5.6.: Die Krümmung der Zeitachse durch plötzliches Wiederverschwinden hatte, für den Tag als ganzes gesehen, nichts Entscheidendes gebracht.
6.6.: Im dritten Geschäft finde ich einen kleinen Kasten, in dem man Geräusche verstauen kann.
7.6.: Die Helfer kommen derart früh, dass es fast schon keine Hilfe mehr ist.
8.6.: Übersichtsleiter.
9.6.: Das Erstaunen darüber, dass auch Kondensstreifen am Himmel vom Wind weggeblasen werden, nicht anders als die Wolken auch; trotzdem wirkt es merkwürdig, Wolken sind ja mehr oder minder amorphe Formen, zwei wegwehende fast parallele Kondensstreifen sind ein Fall aus der Geometrie.
10.6.: Menschen können krankhaft sprechen.
11.6.: Die FDP hatte hier Wahlplakate, wo beispielsweise ein verdreckter Fussballtorwart abgebildet war, der Kopf mit einem Passbild eines FDP-Kandidaten überdruckt (:Wir kämpfen für Sie!) – heisst das nun: Wir sind der Kopf und die anderen machen sich dreckig?
12.6.: Auloten.
13.6.: Die Franzosen stürzen derzeit in einen Film, der den Titel C’est la vie trägt; wenn dies aber das Leben ausmacht, was dieser Film zeigt und wie er es zeigt, dann möchte man sofort von der nächsten Brücke springen: so vorhersehbar, so sterbenslangweilig, nichts berührt einen wirklich und nichts ist wirklich schlimm, denn wir sind ja alle eine Familie und halten zusammen.
14.6.: Um 5Uhr45 Kaffee gekocht danach ieder ins Bett gegangen und um 8Uhr30 aufgestanden, einen Text geschrieben, Blogeinträge geschrieben, gegen 10 Uhr Rasen gemäht, Linoldrucke gedruckt, nachmittags Lust gehabt, auf der Wiese auf dem Stuhl zu sitzen und zu lesen, allerdings sind junge Menschen gekommen, die den Rasen wieder langgezogen haben und in der Küche kochen wollten, was mir zuviel war, deshalb gegen 16 Uhr auf’s Rad gestiegen und zu einer Bank gefahren, von wo aus man den Schaumberg ganz nahe sehen kann, davon eine Zeichnung gemacht und fast zwei Stunden gelesen, zurückgeradelt und unterwegs Lust auf Schinkenbrot mit Äpfelchen bekommen und ebendies zuhause dann gegessen.
15.6.: Die geringfügigere Variante von einem Masterplan ist nach neuester Universitätsreform dann ein Bachelorplan?
16.6.: Endbeere.
17.6.: Woran denken wir, wenn wir an den 17. Juni denken: an den Sprung des jungen Soldaten über den Stacheldraht beim Mauerbau oder an garnix (bei diesen beiden Alternativen dann doch vielleicht besser an garnix, oder?)
18.6.: Gleißend hell kann man sich wohl als Gegenteil vorstellen, unangenehm, blendend, modern, nur mit Sonnenbrille zu ertragen, aber: lichtgrau (eine Freude für’s Auge!)(vielleicht)…
19.6.: Die deutsche Rentenversicherung Abteilung Saarland ist jetzt 365 Tage im Jahr rund um die Uhr zu erreichen: und kaum einer scheint mehr zu fragen warum und wozu ist dies notwendig (kostet das nicht einfach nur unnötiges Geld?)
20.6.: Vor zehn Jahren Tausend, in der Erinnerung bleiben bei den Menschen Hundert: da könnte man eine logische Formel draus entwickeln?
21.6.: Wenn Du tanken gehtst drück‘ Pause.
22.6.: Auch ne schöne Idee: die Bezahlung einer leitenden Kraft beginnt erst ab dem Moment, wo zum erstenmal jemand auf ihrem Telefonanschluß angerufen hat.
23.6.: Auf den SPD-Plakaten für die Landtagswahl im Saarland haben sie den Spitzenkandidaten Heiko Maas jetzt mit einem Dreitagebart abgelichtet (vor Jahren hatte ich mal ne Zeichnung von ihm gemacht mit dem Titel: „muss der sich schon rasieren?“ : wenigstens der Dreitagebart verleiht ein wenig Profil und bringt den Wind, der an den glatten Wangen entlangströmt, ein wenig zum Rauschen.
24.6.: In halblangen Hosen für Menschen männlichen Geschlechtes sehen dünne Beine immer noch einen Tick dünner aus, Haare dran und oben eine Flasche Bier in den überflüssigen Kopf geschüttet, yeah!
25.6.: Unterschiedliche Menschen bewegen sich alle zusammen in einem Raum, in dem sich jeder von ihnen auch schon ganz alleine bewegen durfte: ein interessantes Experiment.
26.6.: Ja, wie denke ich eigentlich „Blau“, ich alter Angeber?
27.6.: Um 12 Uhr mittags mit der verpflichtenden Arbeit fertig zu sein ist ein herrliches Gefühl: komme jetzt, was da wolle (aber ja nicht. wer da wolle!)
28.6.: Jetzt weiss ich auch, warum ich das Wort „Mucke“ nicht mag: es klingt zu sehr nach Spucke.
29.6.: Ab ins Egal!
30.6.: UNFREU.
1.7.: Mein Alter erschreckt junge Menschen, während draußen die Sonne trieft.
2.7.: Ein Gesicht wird sich ähnlich und wieder fremd, aber es bleibt, im Grunde, völlig unangetastet.
3.7.: Eine Verschmierung ruft Freude hervor, obwohl sie eigentlich erschrecken sollte.
4.7.: Ein Schauspieler singt und sieht sich überhaupt nicht ähnlich dabei.
5.7.: Meine Monde sind kleiner als deine Monde.
6.7.: Das gepflückte Gelb wird zu einem öligen Rot.
7.7.: Der Käse dieser Freundschaft ist gegessen.
8.7.: Anhaltende Irritation über eine Überdrehtheit.
9.7.: Füße (genauer: Zehen) in Nylonstrümpfe erinnern ein wenig an Obst in Gelatine auf Tortenböden.
10.7.: Wir haben eine merkwürdige Wohnung gemietet, wo sich über dem Wohnzimmer noch ein weiterer Raum befindet, was ja schön wäre, wenn ich ihn sehen könnte, aber man kommt nur dahin, indem man an einer Vorrichtung hochklettert, in der man jeweils den großen Zeh in ein kleines Loch steckt, sich hochdrückt und sich gleichzeitig mit den Händen an einer Stahlstange hochzieht: bei der Vorstellung, mein ganzes Gewicht auf meine großen zehen zu verlagern wird mir alleine schon schlecht.
11.7.: Ein Hund, der sich das umgeschnallte Blinklicht ganz von alleine anschaltet, trotzdem den Weg im Dunkeln nicht finden will.
12.7.: Der Einundzwanzigjährige, der sich beim Durchschreiten der Tür sofort in einen Zehnjährigen verwandelt.
13.7.: Der Mond als Problem der Punktefotografie.
14.7.: Im Regen stehend Regenbilder malen: die Grenzen der Kontrolle.
15.7.: Am sonnigen See sitzen und Büroarbeit erledigen: warum tut man das nicht öfter?
16.7.: falsch verstandenes Hungergefühl
17.7.: Imer mehr Fälle von Schweigegrippe in Deutschland (leider nicht…)
18.7.: Die Doppelbedeutung des Wortes: MAST.
19.7.: Ein absolutes Mast.
20.7.: Ein Schautrauriger.
21.7.: Wer überall ist ist nirgends, wer aber umgekehrt nirgends ist, ist nicht automatisch überall (wäre ja ein interessantes Problem für Weltraumforscher).
22.7.: Die Hecke wirft mit Regen um sich.
23.7.: Die Gräfin hatte sich bis zur Unkenntlichkeit verändert und es selbst noch kaum bemerkt: sie hatte eine neue Frisur
24.7.: Statt Elektrosmog riechen wir die Farbe weiter Hallen!
25.7.: Über dem See steht die Sonne und die Menschen paddeln und treten ihre selbstgebastelten Badewannen, während ein Kommentator des Rennens an einer langweiligen Stelle einen Witz erzählt, einen Witz mit einer dermaßen hahnebüchenen und ekelhaften Pointe, dass für den Bruckteil einer Sekunde die Abgründe des menschlichen Daseins als kollektives Schweigen über den Wassern greifbar werden.
26.7.: Plagende Müdigkeit und schlechte Organisation sind keine Freunde.
27.7.: Ich habe auf einem Stück Teppich musiziert und ein bekanntes Stück von Beethoven intoniert: einfach die Finger auf dem Stück Teppich hin und her bewegt als wäre es ein Klavier, und die Menschen waren beeindruckt (und ich selbst auch).
28.7.: Die Steigerung des Bodens-unter-den-Füßen-Wegziehens, um aus der Mücke einen fliegenden Elefanten zu machen, der aber trotzdem nicht gegen die Schwerkraft ankämpfen kann, abstürzt und uns unter der Spirale des Konfliktes zu begraben: die Hände gucken noch raus und man ist wehrlos!
29.7.: Hab mir mal den Spaß gemacht: Wenn ich 50 Mio Euro habe und das alles, schön abgezählt in 20 Euro-Scheinen, und ich rechne mal mit einer halben Minute, um einen Flieger oder ein Papierschiffchen zu falten, je nachdem, ob ich das Geld schwimmen oder fliegen lassen will, und angenommen, ich wäre schön ausgeschlafen, um rund um die Uhr arbeiten zu können, dann könnte ich in einer Minute zwei Schiffchen oder zwei Flugzeuge oder ein Schiffchen und ein Flugzeug falten, das wären insgesamt also 1.250.000 Minuten, die ich dazu brauchen täte, weil: bei 20-Euro-Scheinen habe ich 2.500.000 Scheine zu falten; das würde mich also die nächsten zwanzigtausendachthundertdreiunddreissigeindrittel Stunden beschäftigen, was umgerechnet 868 Tage oder 2 Jahre und 138 Tage bedeutet, ist es nicht?
30.7.: Das was näher ist bewegt sich schneller.
31.7.: Dies war der längste Juli seit Jahren!
1.8.: Der Mann hieß Claus mit „C“; für ein „K“ hatte es wohl nicht gereicht.
2.8.: Auf den FDP-Plakaten zur Landtagswahl wird jetzt immer eine Problem-Szene aus dem Alltag dargestellt, die der Kandidat Christoph Hartmann angeblich verändert wissen will, was ein wenig hilflos visualisiert wird, indem der Kopf der Problemdarstellerin/des Problemdarstellers mit einem Portraitfoto Hartmanns überdruckt ist, als ob er jetzt z.Bsp. zu dir nachhause kommt und deine Wäsche bügelt und auf die Kinder aufpasst oder die FDP sonstige Dinge für dich erledigt.
3.8.: Auf den SPD-Plakaten zur Landtagswahl machen die Werber überwiegend eine Heiko-Maas-One-Man-Show: in coolen Posen inszeniert, manchmal von schräg unten fotografiert, vor allem mit Drei-Tage-Bart soll er wohl groß, verwegen und kompetent erscheinen…
4.8.: Auf den CDU-Wahlplakaten zur Landtagswahl haben sie das Konterfei Peter Müllers ausgetauscht gegen die Konterfeie anderer Menschen; trotzdem steht da immer noch ein Slogan drüber, in dem der Name Peter Müller auftaucht – die abgebildete Person spricht sich nur für die Wahl Müllers aus: das sieht man allerdings erst auf den zweiten Blick und das macht auch nix: der irritierende Effekt dagegen ist ganz originell und verschafft im Vorbeifahren Aufmerksamkeit.
5.8.: Der Versuch der Erstellung neuer Verbindungen führt erst einmal zur kompletten Lahmlegung der Verbindung: des Fischers Frau im Internet-Zeitalter!
6.8.: Christoph Hartmann stellt auf seinem Wahlplakat die Frage, ob es nun Job heisse oder Kind, was ein wenig missverständlich ist, wie soll man es sonst nennen: Beruf oder Balg?
7.8.: Eine Ente alleine heißt vereinzelt; zwei Enten zusammen heißen deshalb noch lange nicht verzweifelt.
8.8.: Laut Duchamp: Der künstlerische Ausdruck ist der Ausdruck des Individuums, yesjawoll: deshalb heisst harthbasel ja auch HartHbasel!
9.8.: Eine Frau hält eine Schlange in die Höhe und durchsticht sich den metallbereiften Arm mit Messern: da sie es so unglaublich routiniert und interesselos tut, sieht man zwar was man sieht, denkt sich aber nur: das hat sie irgendwo gekauft und führt das jetzt vor (und einfach eine Schlange in die Höhe halten?)
10.8.: Der Rückwärtspfarrer mit dem Bartschwanz.
11.8.: Der kleine Hund hat Krebs und keiner kann helfen, während ich mit einem Schreibtisch und Computer auf dem Schulhof an der Wand der alten grundschule sitze und zu arbeiten versuche (es gibt allerdings kaum etwas zu tun und ich muss immer so tun als ob…).
12.8.: Ein ehemaliger Mitstudent ist bei uns auf Besuch: merkwürdigerweise weill er nicht mit mir reden, sondern bleibt erstmal bei den anderen in der Küche; etwas später, als er zu mir auf die Terasse kommt, immer noch grußlos, weiss ich immer noch nicht warum (wegen damals?): jedenfalls sieht er aus wie ein Ozelot mit einem zu langen Hals, hat kleine rote Äuglein und ernährt sich am liebsten von ziemlich ekelhaft aussehenden Insekten auf unseren Tomatensträuchern – (aber daran kann seine Zurückhaltung nicht liegen: es wirkt alles ganz normal, er will nur einfach nix mehr mit mir zu tun haben!)
13.8.: Ich fahre mit dem Zug nach Frankfurt, was ich gestern bereits gemacht habe, und sitze im Abteil und bemerke plötzlich, dass ich mein Fahrrad gar nicht in diesem Zug abgestellt habe und das dies auch gar kein IC ist, sondern ein normaler Bummelzug, und eine andere Frau zwei Reihen hinter mir bemerkt dies und meint nur, ja, da hätten am selben Bahnsteig zwei Züge nach Frankfurt gestanden und sie sei n un auch in den falschen eingestiegen usw. usf, nur: wieso sitze ich hier und mein Fahrrad befindet sich in dem anderen Zug, das scheint mir alles nicht logisch und hilft mir auch kaum weiter.
14.8.: Lauchzweifelblau.
15.8.: Ein frei improvisierendes Jazzquartett improvisiert frei vor sich hin, open-air, in einem öffentlichen Park, und es ist nicht nur interessant zu sehen, wie die Menschen darauf regieren, die sich nur zufällig und der Musik wegen an diesem Ort befinden, und man denkt, dass es gut ist, dass ein solches Konzert an einem solchen Ort stattfindet und man denkt aber auch, dass es doch auch heutzutage kaum sinnvoll ist, im Stile des Actionpainting zu malen, ohne dass ein Gedanke oder eine Idee dem zugrunde liegt, der oder die mit den Bedingtheiten des Lebens des frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts zusammenhängt.
16.8.: Gedanken über einen Tapir.
17.8.: Die Frau schreit: tu das Messer weg, und wenn man die Polizei ruft, kann es sein, dass nachher noch alles viel schlimmer wird, es kann aber auch sein, dass man Schlimmeres verhindert, jedenfalls meinte dann die direkte Nachbarin: gut dass das endlich mal jemand getan hat, da konnte man ja schon seit langem nicht mehr zusehen.
18.8.: immer im kreis laufen bringt einen auch nicht recht vorwärts
19.8.: trauerplusling
20.8.: ein plus am ärmel
21.8.: eine hand schleicht sich von einem monat zum nächsten
22.8.: hühnerdeutsch
23.8.: der vogel sitzt auf einem baum (obwohl der vogel doch auch auf mehreren bäumen sitzen kann, wenn auch nicht gleichzeitig), doch wenn sie sich nicht vorstellen kann, wie ein vogel sitzt, dann sitzt der vogel auf einem baum mit seinem hintern direkt auf der krone, weil sie noch nie einen vogel gesehen hat, und schon gar keinen, der sitzt, dann sitzt der vogel auf der krone mit seinem hintern direkt, streckt seine füße nach vorne und seitlich weg, und hat einen langen hals.
24.8.: arbeite an der form: forme an der arbeit
25.8.: eisnatz
26.8.: denken ist wohnen
27.8.: Das hätte es früher auch nicht gegeben: im Kino spricht der junge Mann hinter der Knabbertheke die Jugendlichen mit Sie an: War das bei Ihnen alles?
28.8.: ermüden ist arbeit
29.8.: Charlie Parker und Peter Maffay haben am gleichen Tag Geburtstag: irgendwie ist alles Musik
30.8.: Gestern war ich Gerhard Richter, Jura Gagarin und Lea Linster, wusste aber erstmal nix davon.
31.8.: Jesus muss schneller raten.
1.9.: zerfetzt von den taten der woche bleiben keine eigenen gedanken
2.9.: Der Mann aus dem Kino versteht die Welt in falschen Bildern und versteht nichts von sich überschneidenden Parallelen.
3.9.: Die Führungskraft beharrt auf dem ordnenden Prinzip umfassender Kommunikation, merkt aber selbst nicht, dass er sich gerade in diesem Augenblick nicht verständlich gemacht hat.
4.9.: Hopp-plärr die, hopp, plärr da!
5.9.: nach wochen die erste dusche, improvisiertes leben für ein bett weniger
6.9.: Man kann sich hinsetzen und die Landschaft vorurteilsfrei genießen und man kann sich hinsetzen und überlegen, wo man bleibt.
7.9.: Verteidigungsminister verteidigt den Angriff der Bundeswehr, so steht es heute morgen in einer Internet-Nachricht: deswegen heisst der also so!
8.9.: Ein aufgeblasener Film, der, aus den sechzigern überliefert, merkwürdige Zuckungen der Hauptdarstellerin beim Jazzmusikhören provoziert.
9.9.: Katzen fressen Mohnkuchen.
10.9.: Kuchen als Kauen ohne Papier.
11.9.: Teigklumpen, die an Monde erinnern.
12.9.: Viele Menschen, die ich nicht kenne, die mich aber an bekannte Menschen erinnern.
13.9.: Der schlaksige Ornitrop hat keine Milch mehr zuhause, denkt aber sowieso, Poesie sei nur mit Alkohol zu haben.
14.9.: respektfrei.
15.9.: Ich lese in der Zeitung eine Notiz über Schüler und ihre Bortboxen und denke sofort: soweit sind wir schon, dass sich die Schüler in mnachen Schulen um ihr Essen prügeln müssen.
16.9.: Ein Esel als schlechtes und überführbares Tapirimitat.
17.9.: AUF DIESER WIESE BITTE KEINE TAPIRE IMITIEREN!
18.9.: Eine Firma philosophiert, wie das heute unter Firmen ja so üblich ist, ohne Liebe zur Wahrheit geht nichts, man meint es ernst, und kapiert witzigerweise die wichtigen Sachen erst Jahre später.
19.9.: Die unstoffelige Bedienung (Laura) meinte, was ich denn da malen täte, weil es sieht aus wie ne Palme, oder auch ne Wiese, mal doch nochn Pferd dazu, hab ich früher auch immer gemacht, meint sie, und ich hab dann weitergekritzelt und einen Esel dazugezeichnet, was wohl mit den Tapiren zusammenhängt und den schreienden nächtlichen und täglichen Eseln hier in der Nachbarschaft, wo ich immer denken muss: Herz Esulein, wenn ich dran vorbeiradel, und beim Bezahlen dann: hast Dus fertig darf ich mal sehn was hastn da drangeschrieben Herz Esulein; mal mir auch eins das gefällt mir: mal mir ein Pferd und schreib dann Herz Pferdelein dran (das Christentum ist halt auch nicht mehr das, was es mal war.) …
20.9.: In Nichts zu lesen und gleichzeitig in Duchamps Gedankengängen zu wühlen, macht einem den Schlaf hoffentlich wieder möglich.
21.9.: Landschaft mit Streifen.
22.9.: Es nimmt Formen des Sinnvollen an.
23.9.: Schreipulverschlucker.
24.9.: Der schwarze Hintergrund ist besser als der weiße Hintergrund.
25.9.: Alle Menschen mit Musik auf dem Ohr, als ging es nicht darum, die Sinne offen zu halten.
26.9.: Antibiometrische Zeichnungen.
27.9.: Treppensteigen und von den unterschiedlichen Arten ein Ei zu essen sprechen.
28.9.: Ein junges Mädchen steigt in die Straßenbahn und stellt sich sofort mit dem Gesicht zum Fenster.
29.9.: Der asteigende Rauch as den Schornsteinen steigt bis in eine gewisse Höhe, um dann plötzlich einen Haken zu schlagen, der eine nach rechts, der andere nach links, aber beide in dieselbe Richtung, hier am Horizint bereits in der Nacht, dort am Horizont noch am Tag.
30.9.: Übermorgen werde ich mich im ehemaligen Sinn bewegen.
1.10.: Die Pinguine sitzen im Café und zeigen mir ihre Ausweise.
2.10.: Man sagt immer, man wisse nicht, was nach dem Tod kommt, das habe noch niemand gesehen; ich denke aber doch: was hat man denn vor seiner eigenen Geburt gesehen?
3.10.: Ein Gesicht begegnet dir nach dem anderen Gesicht im Einminutentakt, einen Nachmittag lang, und selbst am Schluss siehst Du immer noch Unterschiede (vielleicht sogar mehr als zu Beginn…)
4.10.: Nach so vielen Menschen sollte man vielleicht in den Zoo gehen, tut es dann aber doch nicht.
5.10.: Katze und Kopfweh: beides fängt mit k an.
6.10.: Das merwürdige an Beerdigungen ist doch auch, dass keiner auf den Gedanken kommt, bei einsetzendem Regen zum Beispiel zu sagen: komm wir warten, bis es weniger wird, nein, man macht es bei schlechtem und gutem Wetter, ohne Unterschied.
7.10.: Gib dem kleinen Mann endlich sein Geld und er wird erstrahlen und wachsen auf ewig und immerdar – naja. wenigstens für einen Tag.
8.10.: Je länger man manche Dinge nicht getan hat, desto fremder werden sie einem und detso unwahrscheinlicher, dass man sie je getan hat.
9.10.: Wenn etwas neu entsteht, heisst das noch lange nicht, dass das Alte aufgebraucht ist; es kann logischerweise auch heißen, dass von dem Alten noch ein wenig da ist, und dass man ausnahmsweise mal nach vorausschauend plant.
10.10.: Ein standardisiert-lieblos gemachtes Schnitzel ist manchmal amgebracht, die hilflos-unauflösbar-ausweglose Situation adäquat abzufedern.
11.10.: Zitternd verliere ich meinen Bart.
12.10.: Aus dem absouten Tiefschlaf geworden, die schrecklichen Bilder gesehen, trotzdem abends unglaublich konzentriert gewesen.
13.10.: Bei der allmonatlichen Wallfahrt war die Hölle los: fällt heutzutage keinem mehr auf, wenn man so etwas sagt.
14.10.: Gutgelaunt ins erste Missverstaändnis!
15.10.: Ein Hase, eine Kirche, ein Iglu, ein Baum mit einem Trabantengestirn…
16.10.: Ich komme in einem Traum vor und denke spontan, dass ich mich doch gar nicht daran erinnern könne, der Retter der Aquarelle gewesen zu sein.
17.10.: Die Menschen gehen spazieren und blicken dabei meist zu Boden.
18.10.: Ich sollte endlich mal was anderes tun.
19.10.: Das kleine Kind schlägt den Hund, der von der Schwester rasiert wird, wobei es undeutlich bleibt, welche medizinische Maßnahme dies nun wiederum sein sollte, jedenfalls fürchte ich um die Schwester und schreie das Kind an, wie alt es denn sei und wieso man mit gerade mal neun Jahren bereits so blöd und hirnverbrannt sein könne.
20.10.: Zwei Schenkel eines gleichschenkligen Dreieckes, worauf sich am Scheitelpunkt ein kleines Tümchen bäumt.
21.10.: Die Menschen staunen bereits darüber, dass eine ausgebildete Opernsängerin, die im Fernsehen auftritt, „genauso gut“ ist, wie der arienträllernde Gewinner einer Casting-Show (oder wie man es anders formulieren könnte: Deine handgemachte Pizza schmeckt fast wie eine richtige (eine aus der Tiefkühle nämlich))(die Kultur hat mich kaputt gemacht).
22.10.: …wie eine braune Gans, die, kopfüber, das Rohr hinabrutscht.
23.10.: Heute bin ich froh, denn das Wetter ist diesig, dann können die Leute endlich sehen, wie ich vor Glück an die Wand strahle.
24.10.: Ich kaufe eine Rose und bin doch kein Klavier; ich vergesse die Rose und nachmittags holt mich dann die Vergangeheit ein; ich kaufe aber nicht wildfremden Menschen Babynahrung.
25.10.: Die drei toten Fische in dem Plastikbeutel, später dann mit hochquellenden Augen und geblecktem Gebiss bei 180 Grad im Backofen (Grillen mit Umluft); und aus dem Radio fällt der Satz: Ich sah den Frieden…
26.10.: Picasso, Georges Bizet und Peter Rühmkorf haben am selben Tag Geburtstag (gestern).
27.10.: ein dreieckiges Gedicht, jemand hat mir gesagt, ich soll hier keine dreieckigen Gedichte lesen, zu spät (Bukowski meets Pythagoras)
28.10.: Ein kleiner umherspringender Vater, Dr. Nerv bis zum letzten Tag, und vielleicht nervt er auch noch Pastor und Gäste bei seiner Beerdigung, die ich wahrscheinlich leider nicht mehr erleben darf, denn der bringt uns alle ins Grab, und sein etwas größerer Sohn, Dr. Nerv junior, eingepfercht in der eigenen Kraft, saftspritzend vor Humorabsenz.
29.10.: Notherbst.
30.10.: Der Mann ist bekannt und sieht dann doch ganz unbekannt aus.
31.10.: Der bekannt unbekannte Mann hatte einen schönen Abend: wir greifen in den Fundus dessen, was wir sowieso aus dem Ärmel schütteln können und der Jubel fliegt uns zu, weil er eine so erfolgreiche und beeindruckende Verganenheit hatte.
1.11.: Drei bis vier Kisten sind teurer als das Auto, in dem sie transportiert werden.
2.11.: Wir bekommen Geld, das wir eigentlich doch nicht bekommen, wir haben es und müssen es für andere ausgeben, die sich darüber freuen, aber freuen wir uns auch?
3.11.: Die kleine Skulptur wiegt nicht nur schwer in der Hand, sondern lastet mit dem ganzen Gewicht ihres Preises auf unserer Leichtfertigkeit.
4.11.: Mit dem letzten Aufbäumen der letztverfügbaren Kraftreserven an morgen gedacht.
5.11.: klein und gekrümmt, mit Stacheln dran…
6.11.: ein Kringel, aus dem etwas hochzugucken scheint, ein Tier vielleicht, ein freundliches Tier, wenndenn, ein freundliches Tier, das durch einen Rettungsring guckt…
7.11.: Ein rollendes Verkaufsgestell kann man sich auch als Kreuzfahrtschiff denken.
8.11.: Die Menschen haben Geschmack und dann gleichzeitig auch wieder doch nicht; auf jedenfall sind ihre Wohnungen überheizt.
9.11.: Alle entdecken was Neues und ich bin froh.
10.11.: Im Radio erzählen sie was von Jamaika, einer kleinen armen Insel, isoliert und arm; und heute wählt im Saarland die sogenannte Jamaika-Koalition ihren Ministerpräsidenten, klein, arm und isoliert, aber ein Beispiel.
11.11.: Wenn man Bukowski liest (439 Gedichte auf 961 Seiten) kommt man unvermeidlich auf die Idee, Gedichte über Neunkirchen/Saar schreiben zu wollen.
12.11.: Ein alter Mann, den ich nicht kenne, führt mich durch das Schhwimmbad (ein Freibad) und ziegt mir das Wasserbecken hinter den Büschen, das ich bisher noch nicht gekannt habe, doch ich trage am Handgelenk, ob am rechten oder am linken, daran kann ich mich nicht mehr erinnern, einen extrem schweren Schlüsselbund.
13.11.: Aus Berlin kommen täglich Karten, doch mein Kopf will sich nicht bewegen lassen.
14.11.: Kann man gleichzeitig anwesend sein und sich Platz verschaffen?
15.11.: Auf dem Bahnsteig zwei jugendliche Basecap-Träger mit einer Zweiliterflasche Cola, im Zug eine blonde Frau, Endvierzigerin wahrscheinlich, die unter dem kurzen Mantel einen so kurzen Rock trägt, dass.
16.11.: Eier mit Weihnachtsmotiven bemalen.
17.11.: Es gibt große Städte, in denen ich noch nie war!
18.11.: ein ausgesprochen ausgefallenes Gespräch
19.11.: Eine Verletzung, die man nicht spürt und.
20.11.: ein kleines rennendes Gestrüpp im Gegenlicht
21.11.: Wenn man in den Ort einfährt, sieht man es gleich, hellerleuchtet neben der im Dunklen thronenden Kirche und: man kann dort sogar über Amerika sprechen!
22.11.: Die Großmütter tunken den Kuchen in ihren Kaffee, den sie auf die bemalten Teller stellen, darunter das Fotoalbum mit den Fotos, wie man das früher alles so gemacht hat, darüber dann das Handalbum mit Fotos der selbstgemalten Aquarelle.
23.11.: außenwestministerwelle
24.11.: Eine Schriftstellerin ohne Poesie und eine Kritikerin ohne Kritik, deren langer Arm bis überallhin reicht, die aber ihren Kopf nicht auf das Papier bekommt.
25.11.: das emotionsfreie Auto.
26.11.: Weihnachten sollte olympisch werden, d.h.: nur noch alle vier Jahre.
27.11.: Donnerstagsabende sind kürzer als andere Abende.
28.11.: In Gedanken an all die Menschen, die es noch zu sehen gilt bleibe ich heute abend zuhause.
29.11.: Vor uns die Brocken der Überraschungen.
30.11.: HEULE ALLES – HEUTE ALLES.
1.12.: Neben mir sehen alle harmonisch aus.
2.12.: Vier Menschen lesen und keiner will das Geld haben.
3.12.: Fünf oder sechs Waschbären krabbeln intuitiv und hinterlassen dabei einen guten Eindruck.
4.12.: Peter Weber ist tot und wir wissen es nicht.
5.12.: Peter Weber ist tot und wir wissen es nicht.
6.12.: Peter Weber ist tot und wir wissen es.
7.12.: Peter Weber ist tot.
8.12.: Peter Weber ist tot.
9.12.: Der blaue Himmel hängt über einer Welt, in der die Menschen Weihnachtsbäume kaufen im Topf mit Anwuchsgarantie; was wenn der Baum nicht anwächst: bringt man dann die Rechnung zurück und ein totes Bäumchen und spricht: Geld zurück?
10.12.: Kleine nervöse Männer mit nur Geld im Kopf rennen und rennen und rennen und brüllen ihren Unmut raus und werden uns alle überleben und sind unnütz und unhöflich und haben keinen Anstand.
11.12.: Alle Tage sind gezählt.
12.12.: „Viele Prominente schlossen 2009 den Bund für’s Leben; manche bereits zum wiederholten mal“, so stand es im Internetz zu lesen: das merkt wohl auch schon keiner mehr, oder?
13.12.: Der Körper hat nichts mit dem Tod zu tun.
14.12.: Binnenwachs.
15.12.: Ich fahre mit dem Bus irgendwohin, nur um anschließend zurückzulaufen.
16.12.: Er hätte auch Musiker werden können, wurde dann aber Ingeneur; hätte er wirklich?
17.12.: Das Polizeiauto hält direkt neben mir und die Stimme kommt heraus und fragt mich nach dem Weg zur örtlichen Justizvollzugsanstalt (wo geht es hier zur JVA?, ahja, jetzt weiß ich es wieder, an den Tankstellen dann rechts, jetzt kann ich mich wieder erinnern, Dankeschön): Fenster zu und ab.
18.12.: Eine Pausenwaage: welches Gewicht hat eine Unterbrechung?
19.12.: Entsorgungsohr.
20.12.: Die Arbeit wird gewogen, gewagt und gewiegt.
21.12.: Gerade eine Lücke bei Google entdeckt: wenn man sich an ein Gesicht erinnert und es innerlich vor sich sieht, so müsste man diese Vorstellung bei Google eingeben und nach dem Namen der entsprechende Person suchen können, der einem partout nicht mehr einfällt.
22.12.: Wie hört sich eine Tasse Kaffee an?
23.12.: runde Ecke: spitze Kreise: spitze Krise.
24.12.: Auch in stillen Nächten gibt es die Parallelwelten umherfahrender Menschen, irgendeiner bewegt sich immer.
25.12.: Das Grau der geschmolzenen Straßendecke.
26.12.: Doppelter nächtlicher Überschlag führt zu eingeschränkter Bewegungsfähigkeit, führt zu rührenden Szenen gegenseitigen Schuhzubindens, Anhebens und Abstützens, die man bei den Überschlägern kaum für möglich gehalten hätte: die Frage ist nur, ob das auch ohne doppelten Überschlag alles so zartfühlend wär‘.
27.12.: schneebilf.
28.12.: Unter geht die Haut.
29.12.: Ingenieur rein kraft.
30.12.: Seele – Wolf – Kostüm.
31.12.: Gegen Ende des Jahres sieht die Wiese alt aus.
1.1.: Der Sprung berührt, er gelingt, und wir sind die ngenieure unserer Seelen: so endet die Welt!
2.1.: EINRI.
3.1.: Arbeitsfisch.
4.1.: Ein Abend, an dem einfach alles gelang, an dem große und kleine Fortschritte gemacht wurden, dieser Abend war die Rettung für einen ganzen Tag.
5.1.: Der Tod als sanftes Ereignis; die Welt wird immer unwichtiger und muss sich eigentlich schämen.
6.1.: Zu nahe dran sein heisst ebenfalls: selbst immer leichter werden und der Welt abhanden kommen: OBACHT!
7.1.: Heute vor einer Woche ist eine lange Zeit her, dazwischen liegt ein Jahres-, aber kein Tapetenwechsel; ob die Wiesen noch alt aussehen, keine Ahnung…
8.1.: Mit nacktem Leibe an Menschen vorbeischleichen, die Essen essen.
9.1.: Ich ziehe um, habe meine Wohnung gekündigt, eine neue gemietet, Montag soll es losgehen, als mir sonntag nachmittags einfällt, ich hatte ja noch eine zweite Wohnung, die ich morgen ebenfalls leer, sauber und gereinigt abgeben muss, die hatte ich aber vollkommen vergessen!
10.1.: Was man alleine tut, hat man auf jedenfall getan; man muss nicht warten, bis jemand anderes es auch tut.
11.1.: Es gibt Menschen, die behaupten, Katzen hätten Kultur; ob sie das auch noch sagen, wenn ihnen ihre Katze täglich vor die Kellertüre scheißt?
12.1.: Sich lauthals darüber beklagen, wie lauthals die Menschen doch sind.
13.1.: Vierzehn Arten, den Schnee zu beschreiben.
14.1.: Das Gegenteil von Schreibkraft: Leseschwäche.
15.1.: Fernseher ist Antriebsschwäche.
16.1.: Kleiner Spaziergang über Nichts.
17.1.: Ich hab bereits eine Vergangenheit, an die ich mich erinnern kann.
18.1.: Das Eis is glatt, der Hund schlägt mit dem Schwanz gegen die Heizung, das Lächeln gefriert.
19.1.: Sorgenfalten, sorgfältig herbeigeführt.
20.1.: Wir kaufen eine neue Sorte Zahncreme, damit der Schnee nicht mehr so stinkt.
21.1.: Wenn der Wald läuft, hat er viele Beine.
22.1.: Sehr sehr beruhigend: einer der Chefankläger und Allesscheißefinder der hiesigen Kunstszene zeigt eine, von der Chefkritikerin gelobte, Reihe von „wütenden Zeichnungen“; natürlich kann man auf derselben Ebene, auf der man sich gesamtgesellschaftlich angekotzt fühlt, auch zurückkotzen, das ist durchaus auch mal notwendig und schafft Luft, bleibt aber dann doch in seinem eigenen wütenden Geschimpfe stecken, und: aus der bildnerischen Übersetzung von Arschkriecherei mit Schwanzlutschen wird noch lange keine antibürgerliche Ästhetik, im Gegenteil.
23.1.: Kerne und gärne.
24.1.: Die unendliche Aneinanderreihung des Mannes mit der Schneefräse, abends kurz nach 23 Uhr.
25.1.: Wie eine Harfe oder ein Seepferd, gebogen, nur viel viel wulstiger und liegend; vorne ein Fortsatz, fast wie eine Hand.
26.1.: In Gegenden wandeln, die man kennt, die einem aber neu sind.
27.1.: Man merkt es selbst, wenn man mittags nicht da ist.
28.1.: Eine winzige Gedankennotiz mit dem Bleistift auf eine alte Kinokarte, mit letzter Kraft gezeichnet, und trotzdem ein Blättchen, das jemand anderem Mut gemacht hat.
29.1.: Öl auf, kann was!
30.1.: Bis zu 30 cm tiefe Spuren, die nach kurzer Zeit keiner mehr sieht.
1.2.: Eh das Interessanteste am Schnee: der Autofahrer landet mit seinem Gefährt im Graben, am nächsten Tag ist alles geschmolzen und jeder wundert sich: wieso?
2.2.: Die Bedienung aus dem In-Café frühstückt morgens im alteingesessenen Alternativ-Café.
3.2.: Klein sitzend.
4.2.: Die einen bekommen ein Verdienstkreuz, die anderen werden verlassen.
5.2.: Der Slogan zieht nicht automatisch den Inhalt nach sich (Binsenweisheit).
6.2.: Die Farbkombination schneeweiß und hallenbadblau, später dann draußen tauweiß und dunkelnaßgrün.
7.2.: Kräftig, in Reih und Glied nach oben zeigend, fünf nebeneinander, auf einem Podest: alles sieht ein wenig aus wie ein Tempel ohne Dach.
8.2.: formieren – informieren – deformieren
9.2.: Ich zahle mein Meer immer.
10.2.: Nach Jahren wieder einmal einen umgestülpten Fernseher herstellen!
11.2.: Ich war in der Straßenbahn engagiert als Fahrkartenkontrolleur, hatte aber eigentlich nur auf meinem Platz zu sitzen und zu warten; und immer wieder kamen Fahrkartenkontrolleurinnen in den Wagen, denen ich dann meinen Kontrolleursausweis zeigen konnte, statt einer Fahrkarte, freundliches Nicken, hallo: ah, ein Kollege, sozusagen.
12.2.: Ich lege das Buch in den Schnee, damit sich die schwarzen Buchstaben besser abheben können.
13.2.: Ein kleiner schwarzer Punkt bewegt sich durch das Weiß, wird größer und begrüßt sein Kind.
14.2.: Die Erinnerung an eine starke Steigung aus der Ferne.
15.2.: Ich suche den Chef; eben noch war ich mit ihm Joggen, ich wurde neu eingestellt und kenne ihn noch nicht so gut, wurde aber durch einen Mann mit einer Kuh aufgehalten, der mich in ein Gespräch verwickelte…; jetzt bin ich in der Firma und alle begrüßen sich am frühen Montagmorgen, nur ich renne umher und finde sein Büro nicht.
16.2.: In Anbetracht unserer plötzlichen Ratlosigkeit veranstalteten wir einen spontanen Konfusionsabend.
17.2.: Erhöhen Sie die Panik an Ihren Maschinen!
18.2.: In dem Wald, in dem sich kaum ein Heiliger je einfinden wird, früher nicht und jetzt auch nicht, werde ich, zu Fuß unterwegs, plötzlich und unerwartet von meiner eigenen Frau aufgegabelt.
19.2.: Es findet sich kein Sinn, ob ernsthaft gesucht oder locker konstatiert.
20.2.: Das Weiß hinter dem Blau hat sich zurückgezogen, sodass das Grün zum Vorschei kommt: sechsundvierzig dann trotzdem locker und unbeschwert.
21.2.: Nicht immer tropft und blubbert es in dem, was es zu hören gibt, zum Schluß allerdings ein wunderschön hellblau gefärbtes Stückchen Meerwasser zum essen, schwabbelig aber salzig.
22.2.: Der Kopf bewegt sich seitlich und schmerzt.
23.2.: Auf der kleinen ausklappbaren Guckkastenbühne guckt uns die Sängerin entgegen, schöner als in Wirklichkeit.
24.2.: Das Thematisieren eines Themas mit mehreren betroffenen Menschen kann auch ganz leicht und schnell am eigentlichen Thema vorbeiführen.
25.2.: Das spontane Erklimmen des künstlichen Berges aus einer Notdürftigkeit entwickelt führt zum Betrachten einer Leiter, die aus der Nähe betrachtet das Vorurteil wiederlegt, sie reiche einfach nicht tief genug.
26.2.: Wenn man in der Stadt zufälligerweise fünf bekannte Gesichter fast gleichzeitig trifft, dann kann das den Eindruck von Berühmt- zumindest aber von Bekanntheit erwecken.
27.2.: Gestern abend in der Stadt durch Dreharbeiten gestolpert, wohl für den nächsten Saar-Tatort: der Fehler beginnt wohl bereits dort, wo zwei Schauspieler im Rinnstein sitzen, um zu zeigen, dass zwei Menschen im Rinnstein sitzen, um zu zeigen, dass solche Menschen normalerweise, und jetzt wahlweise: im Rinnstein sitzen oder nicht im Rinnstein sitzen.
28.2.: Die unglaublich leckere Speise war an einer Stelle allerdings derart hart zu kauen, dass die Menschen ganze Stücke ihrer Zähne verloren; um diesen Verlust auszugleichen, malten sie später fliegende Schweine an die Wand.
1.3.: Husten wird verstanden, Niesen nicht.
2.3.: Das Klagen über die Ablehnung führt zu einer Verzögerung der Trauerrede.
3.3.: Wenn man an seinem Geburtstag nach dem Portraitieren niedlicher Tiere ungebremst auf den Kopf fällt, was hat einem das nun zu sagen?
4.3.: Ein Tag in der Vorstellung wie eine festgefügte Schachtel und wenn dann auch noch die Sonne scheint und es gleichzeitig klar und kalt ist, dann steht dem nichts mehr im Wege, dass man denkt: ich und dieser Tag und diese Schachtel gehören alleine mir – es sei denn der Baum hinterm Haus und der Himmel hintendran wollen sich nicht ganz in diese Schachtel einfügen lassen, so dass einen das Gefühl beschleicht, woran liegt es bloß, es scheint doch wohl nur ein ganz normaler Tag.
5.3.: Aber jeder sollte und muss sein eigenes Geheimnnis entdecken und dies bleibt, wann immer und wo immer wir an Peter denken mögen, als Vermächtnis und als unsere Aufgabe.
6.3.:niewiederwirddiesonnescheinenallekinderwerdenweineneswirdwinterseindasganzejahr
7.3.: Die Menschen wollen ernst genommen werden, aber trotzdem Autos bemalen: das wird lustig und endlich ein Zeichen setzen!
8.3.: Kapitalismusrisikoversicherung.
9.3.: Laut wachsen die Dinge noch nie.
10.3.: Mitten in einer alten Wiese, ca. 15 Meter vom Wegesrand eine alte Holzbank mit Tisch zum Ausruhen, verwittert, mindestens so alt wie die Wiese selbst, ebensolange nicht mehr besessen und betreten, fast wie ein japanisches Schriftzeichen: hat Goethe jemals die Saarschleife gesehen, so wie man davon ausgehen kann, dass die Wasser beim Rheinfall bereits zu Jesu Zeiten ebenso laut waren wie heute?
11.3.: Die Gemüter haben sich wieder beruhigt und es wird wieder langsamer gearbeitet.
12.3.: Die Menschen spannen Spannseile durch eine Halle und stellen auch damit natürlich keine Verbindung zwischen drinnen und draußen her.
13.3.: Keiner Würde geblickt.
14.3.: Eine merkwürdige Landschaft mit Kraterseen ohne Krater und einer Autobahn, die man sogar sehen kann.
15.3.: Die Fortführung der Vergangenheit mit anderen Mitteln.
16.3.: Viele hunderte mit immer denselben Wörtern betippte Zettel erinnern an immer dieselben Jahre vor vierzehn Jahren, gelbe Flecke ab und an.
17.3.: Ein junges Mädchen mit lockigem Haar, kurzem Kleid und modischen Stiefeln singt tapfer halbstündlich ihre Lieder, danach überraschende Pause (halbe Stunde).
18.3.: Von ferne denkt man unwillkürlich an die Muppet-Show oder Sesamstraße, was aber eindeutig an der Frisur liegt.
19.3.: Wie ist das, wenn man vor Jahrzehnten mehrere gute Lieder geschrieben hat, diese auf der Bühne seit Jahrzehnetn immer wieder interpretiert, älter wird und sich verändert?
20.3.: Die Menschen kommen zum Mittagessen, füllen den Raum und wissen nichts von den Sachen, die wir uns abends, wenn sie weg sind, an gleicher Stelle angucken werden.
21.3.: Jakopf.
22.3.: Wir starten eine Verdummung.
23.3.: Kaum ist der Winter abgetaut, wird das Eis im Auto vorbeigebracht.
24.3.: Der erhöhte Farbdichter.
25.3.: in einem Raum, in einer Zahl: im Handumdrehen
26.3.: klein und schwierig: fast wie kleine Goldnuggets
27.3.: wie eine Schleife, sehr entspannt
28.3.: wie zwei zusammengehaltene Beine, unentspannt
29.3.: Helmut Kohl war im Jahre 1976 so alt wie ich jetzt.
30.3.: Alles Grüne sollte man sich hier weiß vorstellen, und alles Graue grün?
31.3.: Die Menschen diskutieren im Fernseher: jeder darf, jeder kann, jeder wird unterbrochen, bevor es in andere Bahne läuft, als das Schema vorgibt.
1.4.: Wir stellen uns mit einem Schild, auf dem groß „Acryl-Acryl“ steht an den Straßenrand und keiner wird es verstehen!
2.4.: Lars von Triers „Dogville“ sollte über die Ostertage im TV gezeigt werden.
3.4.: Ein plötzliches abendliches Tommeln und Bügeln als Formen der Völkerver- und Völkermißverständigung; anschließend Essen.
4.4.: Der verlorene Sohn kommt pünktlich und zu Fuß.
5.4.: Dortsein und nicht dort sein, bei sich sein und bei jemand anderem sein.
6.4.: Fast im rechten Winkel: groß und lang senkrecht, am oberen Ende nach rechts ab.
7.4.: Vor einem Jahr werde ich in meine Vergangenheit reisen und Bärlauch finden, massenweise Bärlauch, den ich früher dort nicht bemerkt habe und den ich in ein paar Wochen pflücken will, dort muss ich noch einmal hin!
8.4.: Morgens im Radio Sendung über Komazustände gehört und abends in Tiefschlaf gefallen.
9.4.: wie zwei Hörner, die nach rechts und links ausschweifend, auf einem leicht erhöhten Zentrum montiert, auch auf einem Sockel stehen könnten
10.4.: völlig gelb, aus völlig anderen Welten, eines unscharf in seiner Erscheinung, aber groß und präsent, das andere klein und mit scharfen Augen
11.4.: Eine Marathonläuferin erfindet die Stürzstrümpfe.
12.4.: nach unten fächerförmig ausgreifend, fünfärmig
13.4.: Einmal zuviel links und schon dehnt sich die Zeit in die falsche Richtung.
14.4.: Richard Tuttle kommt auf Besuch und bringt Vanessa Beecroft mit.
15.4.: Parkbankkrise?
16.4.: Heute vor 32 Jahren wurde ich konfirmiert; es hat geschneit, als wir aus der Kirche kamen, was mir heute abend, komplett übermüdet und ausgelaugt, beim Käsekuchenbacken aber überhaupt gar nichts geholfen hat.
17.4.: Werde müde wach, bin ausgelaugt, habe einen langen und anstrengenden Tag, backe nachts noch einen Käsekuchen, während Malcom McLaren im Fernsehn über Radikalität erzählen darf.
18.4.: Je länger der Tag, desto mehr stören die Geräusche.
19.4.: Die Muscheln ordnen sich nicht zu einem Tag.
20.4.: Eine Tasse seitwärts gestemmt.
21.4.: Eine Ampel als Zimmerpflanze.
22.4.: Wie eine gekrümmte Madonna mit Kind, die eine Nabelschnur zwischen ihren Schulterblättern trägt.
23.4.: Den Übergang ins Gespräch müssen wir noch üben.
24.4.: Im Radio: Austrittswelle auf Missbrauchsfälle (das reimt sich!)
25.4.: Die Großmutter lebt, die Mutter lebt, der Wald ist vertraut, der Abend ein Abend mit vertrauter Dunkelheit, das Flugzeug kommt hinter dem Wald hervor, es ist feindlich, stürzt ab und der Wald brennt und wir geraten in Gefahr.
26.4.: Der Staub liegt auf allen verbogenen Büchern und die Schallplatten sind aus ihren Hüllen gekrochen, nicht alle, nur die, die mich wirklich interessiert hätten: wir erinnern uns.
27.4.: Länger jung und gesund mit Nina Ruge: das ist fast ein wenig wie Raucherentwöhnung mit Helmut Schmidt.
28.4.: Dass die Scientologen immer wieder verstärkt in den Medien auftauchen und als gefährlich dargestellt werden, kann natürlich auch durch die Deutsche Vermögensberatung gesteuert worden sein, die von ihren eigenen Schandtaten ablenken will, und in Wirklichkeit bereits alle Fäden hinter den Kulissen in der Hand hält.
29.4.: Es sind die Mißverhältnisse, die einen ärgern.
30.4.: Der Mann schickt die Vögel durch die Luft und redet dabei zuviel (wie soll man sonst bei einem Uhu hören, dass man bei einem Uhu nichts hört?)
1.5.: wie eine kleine Krone, seitwärts gelegt, verschnörkelt und in mehreren Schichten
2010/2011
2.5.: Haus Birke Müll
3.5.: ein seitenverkehrtes Q mit einem zusätzlichen Verschluß am unteren Ende des Kreises, dieser Verschluß aber nach links weggehend
4.5.: Nichtraucherbahnhof Neunkirchen/Saar: ein komplett weiß gekleideter Jugendlicher mit viel zu kurzen Beinen besteigt das einzige Mädchen der Vierergruppe im wahrsten Sinn des Wortes, d.h. sie sitzt auf der Bank und er krabbelt immer wieder auf sie drauf und verteilt seinen Kuss, die anderen beiden amüsieren sich, zerren ihn aber trotzdem immer wieder runter, wahrscheinlich einzig nur, damit er wieder draufkrabbelt.
5.5.: der Berg ist so überarbeitet, dass er ganz dünnwandig geworden ist und am liebsten alle unter sich begraben möchte: platt sein und platt machen
6.5.: wie ein Fingerzeig nach oben, gleichzeitig ein Hase mit nur einem Ohr, das Maul wülstig und in sich verdreht
7.5.: Viele Dinge tun, die von außen bestimmt werden, selbst wenn sie Spaß machen, lässt die Zeit rasen, man guckt auf die Uhr, und schon wieder ist Weihnachten; man hatte zwar Vergnügen an diesen Dingen, aber das Jahr ist um-.
8.5.: Wie stelle ich mir einen Ferdinand vor?
9.5.: Im Fernsehprogramm der FASZ muss man lesen: ARD, Anne Will: Schicksalswahl in NRW; merkt das noch irgendjemand?: eine Wahl ist eine Wahl ist eine Wahl und ein demokratischer Prozess wie immer der auch läuft und was man davon halten mag, also ist und bleibt eine Wahl, ist aber kein Schicksal, bei dem man meistens keine Wahl hat (oder immer keine Wahl?):
10.5.: Früher hatte ich immer Angst, die Bilder sind kurz vor der Ausstellungseröffnung alle von der Wand gefallen, heute stelle ich sie freischwebend in die Landschaft und gucke was passiert: ein Fortschritt?
11.5.: Haus Birke-Müll
12.5.: Nun ist man denn Kabarettist und Moralist und bringt das doch locker und geistreich, aber man bringt das seit Jahren, in leichter Veränderung, manche Witze bleiben, andere gehen, mal spielt man Klavier, mal nicht, ganz nach Stimmung und abendlicher Verfassung, aber trotzdem weiß man, wenn ich jetzt dieses Wort sage, dann werden sie lachen, und irgendwie sind sie heute abend ein wenig zäh und jetzt sage ich das dann und dann lachen sie und: komisches Gefühl doch auch, oder?
13.5.: Ich interessiere mich ja nicht so sehr für Rohre.
14.5.: Tun als Tätigkeit
15.5.: Der Juniorchef spielt in einem öffentlichen Federballturnier, in dem zwei Mannschaften gegeneinander antreten, das Publikum wird derweil durch eine Rockband unterhalten, deren Gitarrist sich grade neue Seiten aufzieht, während ich versuche, die Situation dadurch zu retten, indem ich neuen Zucker hole.
16.5.: Es geht nicht in erster Linie um Häutungen, sondern um Verspannungen in der Welt, aber auch um das unaufhaltbare Altern, die Gegenstände bleiben jung und begehrenswert, während die Hauptfigur mit sich ringt.
17.5.: lila Leuchtturm bringt auch nix
18.5.: ütrur
19.5.: Der Moralist, der an der Welt gescheitert ist, bringt Verdruss: man kann auch einfach mal nur gucken!
20.5.: Wir wollen durch die Kiste gucken, doch müssen wir feststellen, dass das, was gestern noch möglich war, heute nicht mehr geht.
21.5.: Von morgens halb neun bis abends viertelvorelf das erste Radioprogramm des SR zu hören (in der Eigenwerbung als „Ganz großes Radio“ gebrandmarkt) verstößt mit Sicherheit gegen die Genfer Konvention.
22.5.: Wenn es uns gefallen würde, hätten wir ja was falsch gemacht…
23.5.: Im neuen Operndorf von Christoph Schlingensief wird das erste Kind geboren, es ist männlich, relativ groß (für sein Alter auf jedenfall) und trägt, untypisch für die Gegend, einen dichten, rötlichen Bart.
24.5.: spuren und nixspüren spüren und nixspuren pure nixspur gespurt und spuren und nix gespart
25.5.: Es wird mehr geträumt als gelebt.
26.5.: kurzweilig oder langristig – kurzfristig oder langweilig
27.5.: Öfter abends Wasser betrachten!
28.5.: Die Frau schreit nachts im Kino, rechts vor ihr sitzt jemand, den sie kennt.
29.5.: drin und nicht glücklich
30.5.: jahrelang die konzerte der rolling stones besucht und irgendwann ein buch entdeckt, in dem man auf einem der fotos zu sehen ist!
1.6.: groß und kompakt und fast wie ein Kopf mit Wülsten als Augen
2.6.: sich nicht mehr an das todesjahr des vaters erinnern können
3.6.: Busbewohner
4.6.: man kann nicht nur von der vergangenheit sprechen
5.6.: ein halbseitiger Artikel über ein niederländisches Rentnerpaar, das sich an einen Weiher hier in der Gegend verirrt hat
6.6.: Im Vorgarten ein älterer Mann oder eine Frau, eingehüllt in Plastikfolie, Mundschutz, Atemschutz, Schutzhandschuhe, fast schon in autistisch langsamen Bewegungsabläufen, links und rechts scheinbar nichts wahrnehmend, besprüht die Pflanzen mit Gift.
7.6.: Du stehst vor der Buchhandlung Kafka und heraus klingt türkische Musik.
8.6.: Kaffee-Service „Beethoven“: Tässchen mit Noten aufgemalt und die Henkel großgeschwungene vergoldete Engelsflügel (wie sähe ein Kaffeeservice „Bach“ aus, ein bisschen wie Bahuhaus?)
9.6.: Gestern morgen hat sich ein Vogel kurz vor halb sechs Uhr morgens auf das Fenstersims verirrt, sich aber nicht hereingetraut; ein zwei Tage später dann schreiende Pfaue im sich unvermittelt auftuenden Stadtpark.
10.6.: Im Prager KAUFLAND einkaufen ist ein wenig so, wie nach dem Schlaganfall: Die Produkte scheinen einem vertraut, man kann aber nicht mehr lesen, was sich innerhalb der Verpackung befinden soll…
11.6.: Das Kleinkind, dass, fasziniert von den Kirchenglocken, in die Richtung des Faszinosums rennt, immer wieder stehen bleibt und vergnügt in den Knien wippt.
12.6.: Oben die Staatsoper mit hochhackigen Abendkleidchen, unten die Unterführung mit spitzen Spritzen, und ich mache mir Gedanken, wie ich aussehe.
13.6.: Bei der Durchfahrt durch den Tunnel bei Idar-Oberstein plötzlich die Erinnerung an das Elbsandsteingebirge: einmal quer durch die Republik an einem Tag: Moldau, Elbe, Main und Rhein und man befindet sich körperlich irgendwoanders als – ja, als was?
14.6.: Man kann das Gras wachsen hören und man kann hören, wenn es einen Kopf kleiner gemacht wird.
15.6.: lehrfegen
16.6.: In einiger Entfernung der Berg im fast mitternächtlichen Sonnenuntergang mit seinem Turm, der, angestrahlt leuchtend, fast wie ein Nachttischlämpchen in der Landschaft wirkt.
17.6.: Der plötzliche Einbruch von Grün kann erst einmal zur Desorientierung führen.
18.6.: Der Besuch einer Freundin und einer Dresdner Suppenküche führt zu spontanen Veränderungen; die Suppe war gut, das war nicht abzusehen.
19.6.: außer kongruenz
20.6.: musikalische Früherkennung
21.6.: Mir ging es dabei immer nur um Momente der Freiheit, und darum geht es schlussendlich auch noch heute; immer wenn ich das Gefühl habe, ich werde eingeengt oder kontrolliert oder gegängelt, dann lass ich mir wieder die Zehennägel wachsen; ich finde es selbst scheiße, aber ich kann damit einfach nicht aufhören und es ist einfach immer noch wichtig.
22.6.: Der Erfolg kommt mündlich.
23.6.: Die Vorstellung von klaren Sätzen vor klarem Himmel.
24.6.: Bei großen Umdrehungen vergeht die Zeit langsamer, oder?
25.6.: Die beidseitige Konzentration hat auffallend zugenommen; auch dies verzögert den zeitlichen Ablauf.
26.6.: Die beidseitige Konzentration hält an und führt zu einer anderen Rollenverteilung.
27.6.: „Fremdschämen“ ist eigentlich ein ziemlich blöder Begriff, der sich in den letzten Jahren so eingeschlichen hat; was soll das heißen, wieso soll ich mich für andere schämen – ich bin doch nicht der Wahrer des vernünftigen Handelns anderer, wieso soll ich mich für deren Handeln, Fragen, Tun schämen (rassistische Übergriffe, touristisches Benehmen im Ausland vielleicht ausgeschlossen…, aber für Publikumsfragen nach einer Autorenlesung?)?
28.6.: günter netzer spricht: keinen videobeweis in der kunst – kunst ist drama – kunst ist fehlentscheidung – davoin lebt die kunst
29.6.: Ernst Jandl ist älter geworden und sitzt im Café – ich möchte ihn fragen und zeichnen, traue mich aber nicht; er hat sich äußerlich sehr verändert.
30.6.: die bundespräsidentenwahl füllt den fehlenden spieltag der fußball-wm
1.7.: der grinsende Musiker steigt aus dem Wasser und ich weiß nicht, ob er mich hören kann
2.7.: Die Verkäuerin verkauft mir alle Zeit der Welt und freut sich darüber; ich weiß nicht, wohin damit, und sie versteht nicht, dass ich die Freude erstmal nicht teilen will.
3.7.: Der Stand der Dinge als Gradmesser der Fähigkeit zur Konzentration.
4.7.: Heute vor einem Jahr war kein Sonntag.
5.7.: Hinter den Garagen sitzend, kann man den Zug vorbeifahren sehen, schattig, leicht, aber man tut es nur einmal im Jahr.
6.7.: Das Warten auf das Wochenende ist wie das Warten auf den Urlaub eine falsche Amtshandlung.
7.7.: Manchmal sieht man schon an den ersten fünf Minuten, dass es nix wird.
8.7.: Wohlsortierte Menschen verlieren keine Zähne.
9.7.: gleich bin ich anders
10.7.: ein kreuz, ein knoten, aber auch wie ein vom stein erschlagener mann mit ausgebreiteten armen
11.7.: Gipfelwürmer
12.7.: Kriecherdenkmal
13.7.: „mehr Verantwortung übernehmen“ ist auch so eine Worthülse im gehobenen Berufsleben – heisst das, nur auf etwas gehobeneren Etagen wird verantwortungsvoll gearbeitet und die unteren Chargen wurschteln nur gedanken- und verantwortungslos vor sich hin, deshalb bekommen sie ja auch nur einen Klicker und einen Knopp, also ist es einfach nur ein Synonym für „mehr Geld übernehmen“?
14.7.: Die SPD hat’s rausgekriegt und der Spiegel schreibt’s: schuld an der Finanzmisere der Krankenkassen sind die exorbitanten Ausgaben für homöopathische Behandlungen, weshalb diese Leistungen nun aus dem Angebot gestrichen werden sollen – wer hinter diesem fulminanten Ablenkungsmanöver steckt liegt wohl auf der Hand, ist aber durch wissenschaftliche Studien, an denen auch keiner interessiert ist, kaum zu belegen.
15.7.: In einer ansonsten recht hübsch gemachten Imagebroschüre findet sich der Satz: Differenzieren Sie sich vom Wettbewerb! – „Kommunizieren Sie sich vom Dialog“ wär‘ ja auch ganz nett…
16.7.: Rein räumlich nehme ich den Platz von zwei Luxemburgerinnen ein.
17.7.: Die Boote liegen wartend wie Wespen vor den Dudelsäcken auf dem Wasser.
18.7.: Im Fernseher fahren die Fahrer der Tour de France von links nach rechts, hinter uns der Motorradkonvoi von rechts nach links.
19.7.: Ausgesprochen junge Menschen, ausgesprochen im Geschäftsleben stehend, der eine verkauft die Küchen, der andere muss sie in den vierten Stock schleppen, sprechen sich über ihren Urlaub aus.
20.7.: Ist Resignation das Geegenteil von Kreativität?
21.7.: Internat und Internet: ein Buchstabe Unterschied!
22.7.: der beginnende regen ist angenehm, weil er den geruch des grüns intensiviert.
23.7.: ein bissen zu viel ist ein bissen zuviel.
24.7.: sich die ruhe nicht zu gönnen, weil man früher (oder erst nur vor einer woche) an diesem tag nicht ausruhen durfte, sondern sich anstrengen musste.
25.7.: der schnellste Spaziergang der Welt, nicht von der Dauer her gesehen, sondern tatsächlich von der atemberaubenden Geschwindigkeit…
26.7.: das i-ging des weisheits-zahns
27.7.: die kilometer versprühen gift, das nicht die kinder, vielleicht ein bisschen die mutter, aber auf jedenfall alle anderen aushalten müssen
28.7.: die luft, die vormittags die denkfähigkeit mindert, führt abends zu einer völligen entleerund des inneren, aber angenehm…
29.7.: das langsame erarbeiten der wirklichkeit im vergleichen der details
30.7.: manche werden bestochen – manche ausgesaugt.
31.7.: mein wille sei ein automatisiertes stück blech.
1.8.: Saueruntermbaum.
2.8.: ein loch und der mond haben viel gemeinsam
3.8.: ein loch und der mond haben nichts gemeinsam
4.8.: der verlust steht vor der tür und wir essen
5.8.: das grün der wiese denkt an die zukunft und wird dadurch gegenwärtig
6.8.: das gleichgewicht des lachens
7.8.: alle tun so viel und denken so wenig – und wie soll ich ein bisschen denken können, wenn alle so viel tun?
8.8.: in Räumen werden alle Dinge mittig abgestellt – auf Tischen dagegen alle Gegenstände am Rande des Abgrunds!
9.8.: gestern wurde der Vogel gestört, der heute als dunkelhaariger Mensch über die Bühne stakst und vor lauter ichweissnichtwohin in den Himmel guckt, während alle anderen nach durchgemachter Nacht neben dem Auto schlafen
10.8.: wir gehen und gehen und gehen und gehen und bekommen trotzdem unterwegs kopfweh
11.8.: ob friedrich schiller die schallplatten von georg danzer in seiner sammlung gehabt hätte?
12.8.: schlussendlich muss alle Auseinandersetzung immer eine Auseinandersetzung mit der umgebenden Welt sein!
13.8.: Seit einiger Zeit tauchen ihre roten Haare systematisch in der Zeitung auf, jetzt, auf den Wahlplakaten ist es vielleicht des Rots zuviel, man treibt es bunter und engagiert im Geste Andy Warhol, der ihr Gesicht, photoshopvereinfacht, plakativ durch alle Grundfarben zieht.
14.8.: die erste Veranstaltung der Metzer Zwangschirmsvereinigung fand an diesem Nachmittag unter Beteiligung von vielleicht 12 – 15 Interessierten in der rue des Allemands statt
15.8.: Unterschiedliche Zugänge zur Welt, z.B. das schwäbische Ehepaar fortgeschrittenen Alters, das alles fotografiert und katalogisiert (er macht die Fotos, sie notiert in einen Block) – dieses Bild ist leider zu groß, um es ganz abzulichten, so kommt nur ein Ausschnitt auf’s Foto („Ich mach nur des Schiffle, gell?“ ) – aber was passiert dann zuhause?
16.8.: LUST – LUFT – LUFT – – –
17.8.: TAN – TUT – TÄT – – – TUN – TAT – TÖT
18.8.: Die Zahlenerinnerung ist eine Möglichkeit, sich die Welt ausgiebig zu strukturieren.
19.8.: Gefälle und Gesteige, das fällt auf , das steigt ab.
20.8.: Die Politiker sitzen unter sich, selbst wenn das Land nur knapp 1 Million Einwohner hat.
21.8.: Alle müssen sich der Legitimationsfrage stellen: auch die frei improvisierte Musik (energetisches Verhalten reicht da alleine nicht).
22.8.: Es ist nicht generell verboten, an Sonntagnachmittagen gute Filme zu gucken, man sollte aber anschließend nicht mit schlechten Fahrrädern durch den Regen fahren.
23.8.: Der künstlische Rhythmus provoziert zu diszipliniertem Verhalten.
24.8.: Die Menschen werden vermessen und sind plötzlich größer, als gedacht (wenn auch nicht viel).
25.8.: wie ein Herz mit einem etwas zu wulstigen Mund über der Spitze unten
26.8.: Ein morgendlicher Spaziergang durch die erhitzte Stadt und abendlicher Spielfilm über gescheiterte Existenz – – – tut sich gegenseitig nicht weh…
27.8.: Wenn zwei etwas tun, was eigentlich vier tun müssten, dann stimmt an der ganzen Sache von Anfang an etwas nicht.
28.8.: Da gibt es Menschen, bei denen sieht man auf den ersten Blick, dass sie nichts auf die Reihe kriegen, man erkennt sie aber auch sehr leicht daran, dass sie genau wissen, wo es lang geht.
29.8.: Reproduktionspech
30.8.: Warum sollten sich Verantwortungsträger nicht auch ein weniger vermehren in der Zukunft, oder ist es so, dass die sowieso keine Zeit für Vermehrung haben, weil sie soviel Verantwortung tragen, immer mehr und mehr?
31.8.: Denk-Discount
1.9.: Zimmermann ist nicht das Gegenteil von Stubenmädchen.
2.9.: Jan Gabarek spielt mit Meredith Monk.
3.9.: Amtrunk – Umdrunk.
4.9.: wie ein Siegeszeichen, gekrümmt, wulstig liegend, am vermodern
5.9.: Der leise Mann ist ein böser Mann.
6.9.: wie zwei parallele Münder, der obere mehr wie ein Häkchen
7.9.: zwei Kringel – einer zum Durchstechen mit dem Finger
8.9.: die Hitze inwendig verträgt nicht die Hitze auswendig
9.9.: Bei uns hatte er oft flecken, zählte aber alles bis zur übersicht
10.9.: Ich lasse die äste fallen, berühre mit meinem zeh gerade einmal das dach
11.9.: die übersicht aus der vergangenheit über die landschaft aus der froschperspektive, sechs stunden lang, länger als gedacht und als erinnert
12.9.: so sagt man, wachse das gras, doch meine zehen sprechen eine andere sprache
13.9.: der bahnhof befindet sich im wald, und doch fahren dort die züge, und doch sprechen dort menschen über pferde und krebs
14.9.: profis arbeiten mit wasserwaage langsamer als amateure ohne
15.9.: ich starre dumm und sperre das maul auf und jede widerrede ist zwecklos, weil anschließend falle ich in einen komatösen schlaf
16.9.: opfer statt oper
17.9.: zerschlafen
18.9.: wie Hammer und Sichel; nur in die andere Richtung gebogen…
19.9.: der frühe gast bekommt das erste stückchen brot
20.9.: der Leidensuntersteller
21.9.: warum müssen sich die Sportler der Tour de France immer dopen, statt sich einfach so ein tolles und schnelles Rad zu kaufen, wie ich es habe?
22.9.: der Leidensuntersteller vermutet sein eigenes Leid auch bei allen anderen
23.9.: die niedrige Decke führt zu einem Gefühl des Langgestreckten
24.9.: mit meinen zehen erreiche ich das gras, das grün ist wie immer, aber sinkt und bald verschwindet…
25.9.: in grasgewittern wälzt sich der ältere mann,
wälzt sich um sein leben, das selten aufsteht,
gedreht und gewälzt, während die gräser zittern,
um einen Blick auf den rasenmäher zu werfen,
den schnitter, den man noch selbst in der hand führt,
hin, hin zum grase!
26.9.: der kleine Italiener freut sich und spircht mir fast eine Stunde von meinem Fahrrad ab: so hatten wir nicht gewettet!
27.9.: Sternschnupfen
28.9.: ein sehr sehr kleiner Friedhof, daneben vier normalgroße Autogaragen
29.9.: der Hubschrauber bringt die Gedanken an einer langen Schnur punktgenau zwischen die Häuser
30.9.: Angstschweiz
1.10.: unvorstellbar, wie hoch etwas an einem berg kleben, und wie tief es in die tiefe reichen kann…
2.10.: St. Gottharth
3.10.: etwas durchsichtiges aber festes über etwas schwarzes aber weiches: dies hilft nicht bei nervengift, oder etwa doch?
4.10.: schafft es das menschliche gehirn, ein geräusch erst in einen traum einzubauen und es erst danach akustisch wahrzunehmen?
5.10.: der Empörkömmling
6.10.: Einen Empörkömmling möchten wir uns nicht als Staat vorstellen: er wäre strenger und kontrollierender als alles das, über das er sich jetzt empört.
7.10.: jetzt, wo du es sagst, habe ich es auch gesehen, hinter der hecke, die schwere nuss auf dem leichten pferd…das eichhorn springtsich in sicherheit und die drei vögel picken ins leere.
8.10.: wir brauchen dringend jemanden, der auf die nachbarin acht gibt: das ist leichter getan als gesagt… ein ganzes jahr lang sollte man auf sie aufpassen müssen, dann ist es wieder herbst und der sommer edlich vorbei; wir fangen wieder von vorne an und schenken der nachbarin eine kerze, sie friert – im tessin aber war sie alt.
9.10.: der Kellner trägt eine Art Trainingsanzug und auffallend dichtes, schwarzlockiges Haar: er bringt die Dinge auf den Punkt und dahinter sieht man den Dom: die Welten wandeln sich
10.10.: der weg ist nicht weit genug und sieht genauso aus wie immer, wenn auch spiegelverkehrt: das alles macht nicht glücklich
11.10.: wut wegen heute und wut wegen morgen, wobei ich früher eigentlich noch viel wütender war
12.10.: die wut löst sich in eigeninitiative
13.10.: Abraham David Christian hat mit 12 Jahren einen Katalog der Dokumenta gezeichnet; das ist eine sensationelle Idee.
14.10.: die verbliebenen mücken sind nur abends sichtbar.
15.10.: Das Auto zum Bahnhof gebracht, nachhause gelaufen und in der Einfahrt steht es bereits wieder (Lassie kehrt zurück).
16.10.: die großeltern waren die einzigen menschen mit künstlichem baum damals weltweit: das wiedererkennen des baumes hatte etwas beständiges und außergewöhnliches.
17.10.: Sonntagabend in der mittelgroßen Großstadt: Die lärmenden Männer in der Kneipe streiten sich immer noch über die Sozialpolitik der „Sozis“ in der fünfziger Jahren, die die Abtreibung erst möglich gemacht hätten und deshalb heute so viele Zuwanderer nach Deutschland kämen – und die fünfte Kolonne Moskaus stünde immer noch irgendwo bereit.
18.10.: wie Zündhölzer dicht nebeneinander geordnet, aber mit einem Querschläger wie bei der römischen Fünf
19.10.: die tür nach draußen bleibt samstags verschlossen.
20.10.: überhaupt haben die ganzen bäume alles größer wirken lassen; jetzt wo sie weg sind, genügen ein paar schritte und ein langer blick vom friedhof bis zum haus.
21.10.: Vorwärtsverteidigung ohne Zähne.
22.10.: Regale schaffen Arbeit.
23.10.: Der Druck der morgendlichen Planung.
24.10.: Als Bürgermeister von Sandhofen bemühte ich mich um eine Städtepartnerschaft mit Sonthofen.
25.10.: im rückspiegel die zukunft, im scheinwerferlicht die vergangenheit – links ist rechts, und wir fahren rückwärts auf die autobahn.
26.10.: am stammtisch eine konspirativ politische gruppe bei der tagesarbeit, am billardtisch die heranwachsende dorfjugend, vor den kartoffeln die kassiererinnen aus dem supermarkt, in der dorfchronik das bild vom brennenden haus
27.10.: Der buddhistische Hummer im kochenden Wasser: der tote Bruder ist rot (Gegenteil von Winnetou).
28.10.: eigentlich würde man doch denken, wenn man immer wieder von vorne anfängt, dann würde man immer und immer schwerer werden – das gegenteil ist der fall, oder?
29.10.: drei menschen schwer
durch die straßen
verteilen ihr gewicht
und halten ihr los
von dem niemand etwas wissen mag
kein spalt öffnet sich
niemand verschwindet
alles bleibt
30.10.: Ich studiere bei Herbert Marcuse, der ein ziemlich großer und schlaksiger Typ ist; die Vorlesungen sind interessant und es kann vorkommen, dass er plötzlich neben einem Studenten steht und mitten in seinem Vortrag einen unvorhergesehenen Schrei ausstößt.
31.10.: Was für die einen ein Tierpark, ist für die anderen ein Stück Land mit Autobahnanschluss.
1.11.: Bewohnte Mythen und bemühtes Wohnen.
2.11.: Plötzlich überraschend unangestrengt aber trotzdem viel Herbstluft im Kopf.
3.11.: Wenn man sich anguckt, wie dumm manche Sachen ablaufen, ist dies doch eigentlich ein Indiz dafür, dass die Dinge nicht zentral gelenkt werden.
4.11.: Selbstversager.
5.11.: Gestern an einem Ladengeschäft aus dem Augenwinkel das Wort INTENSIVTÖTUNG gelesen; gestutzt, nochmal zurück: INTENSIVTÖNUNG…gerade nochmal Glück gehabt…
6.11.: Die Bilder entstehen in einem eigentlich zu kleinen Zimmer, vollgestopft mit Büchern, Schallplatten, Zetteln, dem Computer usw. usf. – anders als bei anderen Menschen, die ein Atelier besitzen, in dem nichts passiert, als dass die Bilder entstehen und die Bilder auch den Raum dominieren – vielleicht sind die Bilder, die in dem vollgestopften Raum entstehen aufgeladen mit all den sie umgebenden Dingen, und wenn sie dann in die Welt hinausgehen, schwingt dies alles mit, obwohl man es nicht sieht?
7.11.: Arbeitsamtgegenherbst.
8.11.: Kontrastbirne.
9.11.: Zuerst begegnet uns ein kleiner Mann mit merkwürdigem Bart und Schirm, danach finden wir einen fast ganz aufgegessenen Hasen auf dem Waldweg.
10.11.: Den Königen eine Freude gemacht!
11.11.: Ein großer weißer Ballon sitzt auf dem Rücksitz, wackelt ein wenig von links nach rechts und zeigt, dass es auch anders gehen kann.
12.11.: Ist es nun zu warm für die Jahreszeit oder haben wir früher die Kinder an diesem Tag zum erstenmal warm agnezogen oder ist das überhaupt ein Widerspruch?
13.11.: Die Tagessätze weiterdenken und zu Tagesfragen umgestalten?
14.11.: Langsam muss weitergehen.
15.11.: fertig ist fertig und nicht der Anfang
16.11.: Den Menschen in seinem Schmerz ernst nehmen, das ist alles.
17.11.: ein durchsichtiges Arbeitsamt
18.11.: der Abbau von Betten führt zu weniger Schlaf?
19.11.: Ein Friedhof ohne Bäume, man sieht nur die Grabsteine und hört die Autobahn und hinter der Hecke das Silo eines mittelständischen Betriebes.
20.11.: der keller ist zäh, die treppe ist zäh, das holz und die musik; manche spuren sind zu deutlich…
21.11.: der Ort ist dunkel, die Menschen kommen abends aus den Häusern, um zu sehen, wie die Brücke gewachsen ist, vorsichtig, ganz vorsichtig sehen sie sich um
22.11.: ein uninspirierter farbkreis
23.11.: Ich fahre mit dem Bus zum Flughafen und hätte Lust, den Pilotenschein zu machen, nie vorher bin ich auf diese Idee gekommen, also stelle ich mich am Büroschalter an, doch ist einfach zuviel Betrieb, also besteige ich den nächsten Bus und fahre einfach erstmal weiter; die Landschaft wird gebirgiger und unwegiger und an einer Stelle gibt es den ersten Schnee, wir können nicht weiter und müssen aussteigen, wntdecken weiter vorne ein einsames Haus, keiner da, wir klettern drumherum – und auf einmal wird geschossen.
24.11.: wir tauschen ein kaputtes telefon gegen einen zugeklebten brief
25.11.: wir müssen jetzt mehr von links nach rechts gucken, dabei aber darauf achten, den überblick nicht zu verlieren
26.11.: die menschen sprechen und sprechen und erzählen sich dinge, die manchmal eine verbindung schaffen, manchmal einen punkt machen, sie essen zusammen und trinken und haben das gefühl gesprochen zu haben und gesprochen und vielleicht verbinden sie damit auch eine angenehme erinnerung – mit ziemlicher wahrscheinlichkeit sogar
27.11.: blau im becken und blau im himmel und blau im und auf dem wasser und das weiß nicht zu vergessen durch spiegelung und schnee
28.11.: die kälte drängt
29.11.: die welt bleibt an ihrem platz, nur ich alleine bewege mich
30.11.: plötzlich wieder in einer raucherkneipe gelandet, wenige alte männer vor ihren gläsern und: wie schreibt man eine bibel?
1.12.: ab jetzt: jeden tag ein tierchen öffnen!
2.12.: vor jahren bei -14 grad durch göteborg, als wäre die stadt nie gewesen
3.12.: das nächtliche gehen auf dem dorf ist ein zielegrichtetes gehen, in die kneipe, zum auto, nachhause; eingehend ausgehen ohne durchzudrehen
4.12.: die todesfrage ist eine frage von zeit und wahrnehmung: wir, die überlebenden, bemerken, wie schnell das jahr wieder ins land gegangen ist; für den toten ist dies (hoffentlich) egal.
5.12.: morgen: versuch der darstellung der fußstellung ohne direkte darstellung der füße!
6.12.: winterbagger
7.12.: spuren und spüren: jemanden wieder auf seine spur bringen
8.12.: im nichtraucherbahnhof neunkirchen/saar finden sich in einer scheinbar leeren vitrine kleine fundstücke: alte fahrkarten, ausgedruckte verbindungsanfragen, eine 10 cent-münze, ein abgebrochenes stück metermaß: als wäre das hier ausgelegt, dass es von einem verzweifelt suchenden gefunden werden könnte
9.12.: ein zugeschneites werbe-eis an einer eisdiele mit dem namen merano:eis im schnee
10.12.: die stadt in der weihnachtlichen vorzeit
11.12.: man erwartet einen leeren zug und es kommt ein voller
12.12.: das system ist überholt und verkommen, deshalb passt es ja auch so gut in unsere zeit
13.12.: hier lässt man keinen gedanken treiben
14.12.: wunderwirtschaftskraft
15.12.: das zauberwort heisst umgehungsstraße
16.12.: im garten des krankenhauses gibt es immer noch diese volière, die papageien sind alt geworden, geben jedoch niemandem die schuld, während drinnen im warmen die menschen sterben
17.12.: rechts ein toter bagger, hinter uns die steinerne frau mit ball und kind und das polizeipräsidium, das über all dem thront wie ein barockes schloss
18.12.: sonntags schleicht der professor durch die stadt und tarnt sich durch sein äußeres
19.12.: große schneeschippensolidarität
20.12.: wenn man jeden tag eine linie (einen strich) malen kann, dann kann man auch jeden tag einen vogel malen, oder?
21.12.: wo früher ein buchladen war, befindet sich jetzt ein copyshop – immerhin noch was mit buchstaben…
22.12.: müdigkeit ist kein weg zum glück
23.12.: die lichter auf dem vorweihnachtlichen friedhof und die lichter an den häusern des neubaugebietes gehen ineinander über
24.12.: der schnee löst die zungen
25.12.: die heute geschippte schneemenge wird in drei wochen keine rolle mehr spielen
26.12.: gebirgszüge am straßenrand
27.12.: was, wenn baumärkte nicht praktiker, sondern amateur oder gar stümper hießen?
28.12.: wer hier kein auto hat, wird niemals eines fahren
29.12.: die stadt als versager: vom dienstleist abhängig, bietet sie kostenlose parkplätze
30.12.: eine junge frau hat ihre mütze vergessen, wir setzen sie auf und hören musik
31.12.: ein älterer mann klopft vor seiner haustür die fußmatte aus: wir verändern die welt und bleiben doch, wie wir sind
1.1.: hilflos hilfsbereit
2.1.: ein loch aufreißen, in das man sich setzt und kurz zur ruhe kommt
3.1.: gestern ein tarnschwan
4.1.: Dezent und abwechslungsreich tänzeln ein paar Ehefrauen, Ceranfeld-Ballerinen gleich, bis sie ihren Platz im Universum aufgefunden haben
5.1.: Niemals wieder wird die frischgebackene Ehefrau etwas ohne ihren Mann unternehmen, sie ist standhaft und erzŠhlt uns von ihrer neuen Klugheit.
6.1.: die verkäuferin erkennt mich immer wieder an meiner ec-karte, obwohl sie selbst ständig ihre identität wechselt
7.1.: ich krabbele unter dem tisch und werde beim wiederauftauchen gekrönt
8.1.: sprechen und gehen
9.1.: viele köpfe, zwei davon wollen so sein, wie sie sind
10.1.: unterschwellig wieselflink
11.1.: was haben courbet und meese gemeinsam?
12.1.: es finden dinge statt, die man sich wünscht, die aber so unwahrscheinlich sind, das man sie nicht für möglich hält
13.1.: in der Zeitung steht: Bildungsabschluß (sprich: mit welchem Bildungsabschluß man wieviel Geld verdienen kann usw. usf.) — das Wort verrät immer noch viel davon, wie es um die Bildung bestellt ist, und was wir wirklich darunter verstehen wollen…