Harthbasel

25. Juni 2017

fugenpoet

Filed under: — klaus @ 16:51

negativer enzensberger:

JEDERORT/NIRGENDS

besserer Titel: ÜBERALL

 

die nacht zeigt eine kleine schwäche

sie ist schon fast dem boden nah

die wirtin stellt die gläser weg

so leise sie das kann: man hört fast nichts!

die bräute rutschen sanft zu boden

an leitern, brav und schwach

die hüte kleben fest am kopf

(wer immer heute hüte trägt)

die bienen summen lohnlos frei

(und sind nicht träge, gerne)

am boden kauern, stimmenlos: arbeiter

und angestellt´, freiberufler sowieso,

ohne plan.

hinter den festverschlossenen rollläden:

fest verstummte katholikerinnen

ohrfromm und mundlos

anarchie aus ungerührtheit, unterwurf

und depression.

kein geldschein mehr enthält 1 segelschiff

kein flugzeug lässt sich falten

am schluss kommt keine null heraus

(hat man sich denn daran schön gewöhnt?)

ein ganz normaler alltagswähler wählt

1 münze aus der mütze des vorangestellten

der vorgestellten bank.

der hass wird ohne polizei verboten,

die lügner werden in den knast gesteckt.

die brötchenwarter machen ein geschäft: verkaufen

all ihr mehl (zum stimmen) an all die hörer all

der dudelfunkstationen dieser welt (morgens)

kein pferd erhält ein kreuz aus blei.

das unglück wird erbeutet wie eine katze eine maus erspielt.

Dauersparer, dauerflüssig, führen wurzeln und apfelkerne mit sich.

Im sand verebben sie trockenzwang und verunstalten parkplätze.

nirgends fallen uns die dünnen selbstversager vom himmel.

unlustig sehen wir uns, gedämpft in allen gassen.

verlacht das schiff, verlasst die bahn, all ihr wirtInnen,

allein- und vorgestellten.

Ohnmacht in die pflicht!

Kraftlos liegt die nacht.

 

 

negativer rilke:

du wusstest um sein allzu lautes knie
darauf die birnen faulten. So
taub und faul erloschen sah man ihn noch nie, so
hört er, nur von draußen, ganz fest angeschraubt,
was haltlos ist und stumpf,

nichts greift und alles licht verschluckt.
Das ist der grund, weshalb man dich von hinten sieht,
nichts an, nichts ab, oder du, in einem lauten stand,
nichts als verstand, mit bitterem gesicht,
nur an die ränder denkst, wo gar nichts geht

das ist der grund, weshalb sich dieser schwamm ganz klar
befindet, entsetzt oder lieber dann doch undurchsichtig hebt
und leuchtet laut so wie die haut von einem toten tier;
und in der mitte dieses schwamms, zerquetscht durch raum
und zeit: die schwarzen löcher, deren stille stellen wahllos blind,
durch die man dich nicht sieht:
du musst so bleiben, wie sie sind!

 

 

 

das leben ist ein weiches und bequemes kissen,

das sich genau an der stelle befindet,

wo eigentlich mein platz gewesen wäre.

 

 

 

 

Hilde Domin, negatiV:

erzählung zur de-mütigung I

seit kurzem schicken sie mich überall dorthin
wo man die offnen türen sowieso schon einrennt.

dort steck ich fest und sammle alles,
was nichts heißen und bedeuten soll
und vor mir vor den füßen liegt

misstraue: so einfach: U vor dem X.

du nimmst kein zeichen aus der luft,
das alle sowieso dort sehen
dort wo die alten häuser stehen,
dort wo sie unten gräser mähen,
dunkel und stumpf
aus welchem etwas ist die welt gemacht?
und: was ist?
was ist: das gegenteil von
stuttgart, hamburg, london und jerusalem?

 

 

 

22.7.21

Ich trage mich
210fach
die treppe hoch
voll mit dehnbarem mut
in aller stille
fast bis unter´s dach

die fliege
am fenster
im flur
stirbt
derweil
einen lautstarken tod
sehr sachlich
und unbedacht
mit einem einzigen ton,
der
völlig zweifelsfrei
daherkommt.

 
 
9.7.21:
nach einem solchen tag
bin ich eine einzige platitüde,
eine ambiguitätstarantel &
grobberstende schuldmutter,
schmerzarm armselig
 
 
 
selbsterkenntnis:
wenn die falschen gelobt werden
sterbe ich
jedesmal 1 bisschen

weil ich der

einzige bin
den es
zu loben gilt
 

 

viele laien
kochen einen brei
und schenken mir
eine stunde, die
gut schmeckt,
weil ich sie
verschlafen kann,
kann ohne zu kauen -
geschmacksfreie zeit...


sie sind wichtig,
die radieschen!
doch:
zutiefst verwechselt sind
rechts und oben
links und grün
ein und unten
aus und vorbei
mutter und sohn
der sohn beißt zu und
präsentiert 
messer, gabel, scher und sich
der welt
sein biss
auf dem arm
welchem arm
?
sitzt angepasst

wenn es an der tür klingelt
öffnen wir nur den journalisten,
wir verlangen keinen eintritt
und sie werden darüber berichten

zutiefst verwechselt sind
der arm an der klingel
die welt und der biss
das ziehen und die wurzel
die mutter und der speisenplan
(6.6.21)







brutalismus im juni:
du bist ein mildfremder idiot
deine beine strampeln im magen-darm-takt
du hebst steine hoch 
- schmerz-rhythmus-störungen -
und legst sie wieder hin
warum willst du deine wurzeln schlagen?



abendspaziergang
warum bewegen sich die menschen in ihren häusern?
hier und da ein neuer vorgartenleugner
wohnhaft: straße der überflüssigen balkone 13
wohnhaft: appendicitisweg 12
wohnhaft: gonorrhoegasse 7a
warum heißen die straßen in den 
sogenannten sozialen brennpunkten
immer käthe-kollwitz-
nie aber helmut-kohl-
gerhard-schröder-
oder henry-ford- ?



negativer brecht
ich war gern, wo ich hinfahre
ich bin gern, wo ich herkomme
und falle staunend
über meine geduld



ekd
ein (oder der?) sprechsalamander
wirft seinem gott
alle seine sprechsalamandergedanken
entgegen, fest und
salamanderunerbittlich
...
wirft sein sprechsalamandergott
sie ihm zurück?


25.6. - kleiner buddhistischer zeichner 2
von der gegenwart befreit
mache ich in der zukunft alles richtig
an der spitze meines bleistifts 
gibt es weder früh noch spät
aber festhalten muss ich ihn trotzdem


störkatze bösencenter
wir hauchen den weg frei
12 köpfe denken mehr als zwei
7 striche zieh`ich in der nacht
7 striche morgens
7x7 ist 37
18
12
7 zyklopen schauen mit 1 auge


negativer goethe
an allen wurzeln lärm!
es bläst im keller: sturm
morgens, nirgends
& gern
auch ich:
ein schreiender wurm!


listen
niemand hört auf mein ohr.
hör auf mein ohr!
hör auf, mein ohr!
niemand hört auf,
mein ohr!
nobody nose.


1 mann in einem planschbecken

auf unserer windigen reise

sahen wir viel styropor –

fliegend, liegend

oder an die häuser genagelt

von wetterfesten schwiegersöhnen,

die sich ihre hemden

an die nackte brust klebten

flehend und flatternd

 

 

 

intelligenz:

das sind

die unmöglichkeiten

multipliziert

mit dem nicht gelungenen

geteilt durch

die verbleibende zeit




21.6. - tag des geburtstages mehrerer menschen

schwarzgekleidete menschen

werfen kleine sonnen in 1 korb

atheisten & ungläubige

dank ihrer statur

existentialisten

&

existenzartisten,

existenziell gefährdete

sie haben frisuren

& sie tragen sie auf dem kopf

sie zeigen ihre knie

& sie zeigen ihre brüche

& springen in die höhe & haben eine zukunft

& fangen

& greifen

& werfen

kleine sonnen in 1 korb

& zählen keine erbsen

 

 

 

 

ein tagloses leben

ein argloses beben

der tod ist keine figur in einem raum

der tod ist ein bleistiftstummel

ein scheu-seeliges rinnsal

ein hund ohne nase

ein hüpfendes etwas

ein maul voller bäume

wir

sie

er

du

ich

ein fallendes rot

ein springendes grau

kein tiefes schwarz

ein wachsender baum

ein zartrosa blau

das ankommen am strand

ein doppel-mercedes

ein audi tt (t)

ein stein ohne berg

ein krampf ohne muskel

ein stetes bergauf

ein argloses leben

ein tagloses beben

 
 

 

es ist

wie es ist

und es wird

wie es wird

aber

es war nie

wie es war

12.3.20

 

die tage sind nicht mehr durch worte formbar: ich verdrehe mein bein, um besser sehen zu können, ich will einfach zu viel, ich habe hunger und finde keinen tee, ich habe mut und finde keinen anfang, ich bin feige und finde kein ende

16.10.2019

 

 

 



sie ist die schwester von sieben halbbrüdern
18.8.19


 

rhythmus und kartoffeln

was hältst du davon, den rhythmus zu ignorieren? geht das? kann man den tag verzetteln? ohne ziel? ohne rhythmus? ohne verstand? man gibt sich selbst die hand. man steht sich selbst auf dem fuß. und hüpft. und wenn man hüpft, entsteht wieder ein rhythmus. kann man hüpfen, ohne einen rhythmus zu bilden? halte den fuß! stell dich auf deine hand. schließe die augen und höre zu. alles ist rhythmus. aber: kann man auch ohne? das herz macht, was es will.

 

die luft wird knapp im zimmer. die luft wird knapp an der luft. an der see. auf dem berg. wir wollen die luft loben, am abend, am morgen, am mittag, in der nacht. schlafe bei offenem fenster, deck dich gut zu und: atme! es zirkuliert der schnee, er fällt zu boden und steigt wieder auf. eine einzelne schneeflocke sucht zuflucht in meinem linken nasenloch. atme durch mund, nase und ohren!!

 

wir müssen nicht immer wieder von vorne anfangen. silvester ist ein tag im jahr. die sonne bleibt zuhause und die dinge fliegen durch die luft. etwas liegt am boden. es wird sich gebückt, geguckt und aufgehoben. wieder hingelegt. du kannst dich gerne wieder hinlegen, man muss nicht immer wieder von vorne anfangen. die dinge fliegen von alleine, du bückst dich und es fliegt. du stehtst und hebst nicht ab. das liegt daran, dass du nicht immer wieder von vorne anfängst. eigentlich würde man doch denken, wenn man immer wieder von vorne anfängt, dann würde man immer und immer schwerer werden. das gegenteil ist der fall. oder?

 

drei menschen schwer
durch die straßen
verteilen ihr gewicht
und halten ihr los
von dem niemand etwas wissen mag
kein spalt öffnet sich
niemand verschwindet
alles bleibt

 

es gibt gärten, in denen man nix anbauen kann: steingärten, falsch verstandene zen-gärten, richtig verstandene zen-gärten sowieso. mitten in der landschaft findet sich eine mit weißen bändern eingegrenzte pferdekoppel. zwei pferde darauf, sonntagsstimmung, obwohl montag ist. ein kleines häuschen daneben. am ortseingang ein haus, in dem wir vor 18 jahren ein paar tage verbracht haben. ein laufender fernseher, ein bauschuttcontainer und ein anbau lassen darauf schließen, dass es inzwischen wahrscheinlich privat genutzt wird. nebenan findet sich eine neubausiedlung. ein neugebautes blockhaus aus dicken holzstämmen. bewohnte mythen und bemühtes wohnen.

 

der tag hatte seinen rhythmus. morgens war es früh. mittags war es bereits um elf. und um vier uhr nachmittags kam das bäckerauto. der tag hatte seinen rhythmus. der ofen. der stuhl. das bild. manche gingen abends schwimmen. wir nicht.

anstatt meine zehen ins gras zu stecken, sollte ich sie an die ohren halten. ein kurzschluss der gedanken wäre der fall. und die augen gegen den himmel gerichtet, wo irgendetwas demnächst passieren wird. ganz weit oben, weniger weit oben, zum greifen nah. fällt etwas vom dach, brauchen wir eine leiter.
wir brauchen keine leiter, wenn wir unsere zehen im grase lassen. wir brauchen keinen vater, wenn der blick auf dem boden bleibt.

wir trinken die milch aus dem beutel und essen selbstausgedachte kartoffeln dazu. gekocht. nicht roh.
den salat selbst gezupft. traurig. nicht froh.

 

im rückspiegel die zukunft. im scheinwerferlicht die vergangenheit. links ist rechts. und wir fahren rückwärts auf die autobahn.

 

 

 

 all zusammen, jetzt (zuviele gedanken an zu weniges gleichzeitig):

eine nächtliche fabrik wie ein präpariertes klavier vor einem dunklen berg dunkelheit: bei zunehmender d. wird die festung zu einer dekorativen lampe vergisst man – wenn man jemandem die einfachen dinge erklärt, all das komplizierte, das man je gewusst hat? wenn alle lichter ausgehen (z.b. abends) bleiben nur: die klavierähnlich leuchtende fabrik, der tunnel, der die eisenbahn verspeist, die festung als deko-lampe über dem tal (tiffany), das geräusch eines tiefladers auf der leidigen landstraße (werde ich also zwangsläufig zu einer glasmalerin, wenn ich in dieser landschaft aufgewachsen bin?)

 

 

barfusspfad

zwischen zwei brettern stehend,

den wind auseinanderbalancierend,

fällt mir auf,

dass es mich gar nicht gibt

in die welt hineingeschnitten

setze ich mich zwischen die grashalme

und säge mir einen ungenießbaren salat

 

 

minutenkleber ich kann mich teilen addieren malnehmen potenzieren reduzieren von mir abziehen doch zwischen den einzelnen minuten bleibt keinerlei zeit

 

ich bin jandl! und alle anderen sind auch jandl. oder wollen zumindest auch jandl sein. und das ist dann das unerträg unverträg unvermeid unzumut bare und liche (11.8.19) 


auf der stelle in der mitte gehen bohren die schlösser zählen, abschließbare schlösser, drei, fünf, sieben, sieben... sieben sand sieben sand :die amsel präsentiert ihre selbstgesammelten insekten (9.8.19/21.8.19) 


es gibt häuser ohne musik 
es gibt städte ohne musik 
köpfe 
komplette menschen ohne musik 
es gibt humor es gibt humor ohne musik 
es gibt musik ohne humor 
es gibt müdigkeit müde augen 
& wache körper 
wache körper ohne humor und ohne musik 
rhythmus und blut ohne humor 
es gibt autofahrer 
und kaum jemand, der das nicht tut. 


(1.8.19) ein abend in sicherheitshausen: 
autonom - autark - autistisch 



(31.3.15) 
mitnehmen sich mitnehmen 
mich mitnehmen mitgenommen 
die fahrgäste sehen sehr mitgenommen aus 


22.7.2002 
keiner ihrer geburtstage vergeht ohne einen wolkenbruch. 
die tasse auf dem tisch verschüttet ihren inhalt ganz von selbst 
jahr für jahr (wobei letzteres ist neu) 


10.6.19 angesicht und abgesicht, angesichts und abgesichts, angesichtlich und abgesichtlich, absichtlich und angesichts ansicht abgesichert angesichtlich nichts garnichts absichtlich nicht lob institution lob intuition lob lob antilob lob Nichts ist unmöglich. Nichts ist möglich. Das ist etwas Mögliches. Das ist etwas möglich. Das Nichts ist etwas möglich. Das Mögliche ist etwas Nichts. 


für saul steinberg: 
oben: die ratten 
fünfzehnuhrfünfzehn 
zweiundachzigkommaneun 
einhundertvierundzwanzig/zweiundsiebzig 
siebenundachzig 
unten die sterne. 




(21.6.2018) ein halber Mond hängt am Himmel jemand hält einen Stuhl bereits für einen Planeten wie soll das gehn? 
die Welt ist ein warmer Ziegel, der vom Dach fällt ich laufe 5x um den Block, um mich einmal im Leben wie ein Komet zu fühlen… die Zeit eine geschlossene Kugel in der Hand eines Freundes… ich komme also nie als erster an. 


26.12.2013 keines ihrer organe befindet sich am richtigen platz. der einzige Lichtblick: ein himmel voller humorloser wolken. 




21.6.2018 9 Uhr 17 + 9 Uhr 17 = 18 Uhr 34 5.5.2018 der mann, der einen garten hat, nie einen garten haben wollte und auch nicht viel damit anfangen kann, oder, weitergedacht, der mann, der nun einmal da ist, eigentlich nie da sein wollte und auch gar nichts damit anfangen kann. 




14.5.2017 in amerika sind bereits mehrere tausend geräte in gebrauch 
und zum schluss noch eine sehr erfreuliche meldung: ohne gongschlag 
wird es achtzehnuhrfünfzig wir berichten über goldenes und 
bunt-bizarres bleiben sie dran speziell von der insel hierher 
wieso eigentlich kekse im museum? 
sehr sehr widersprüchlich, aber von daher stellt es natürlich auch eine 
herausforderung dar ganz traditionell kann jeder, aber schon in den 
sechzigern kam der ausbruch wie man viel freier mit farben und formen 
umgehen kann ein brustschmuck anstelle eines kleidungsstückes ist auch 
sehr apart aber auch nix neues dieser trend ist übrigens auch bereits 
auf den kontinent übergeschwappt kleine rote tragbrüste angefertigt und 
für die zeit, wo sie sie nicht mehr tragen können, gibt es auch das modell 
aus stahl, trägt züge des bekannten englischen humors alles absolut 
sehenswert vielleicht auch für sie eine anregung 


(1995) Köstlichkeit (Jandl-Paraphrase - as you can sie)
es da davon hat welche 
denken
was kopf und dämpfen
man nicht kann
die vermengen
tun welche irres!
(30.7.95)




leere
klopapier-rollen
fortschreitend, tag für tag
woche für woche
einer zehner hunderter
schön gestapelt auf dem
abzugskasten
könnten was bedeuten
eine bedeutung tragen
(recycelt zurückgekreist
mit dem namen: happy end)
die könnten:
klage führen
o wie schlimm
über die gesellschaft
(society)
des ex und hopp
könnten aber auch einfach nur
lustig sein
(guck mal die da!)
wie`s so aussieht
warten sie aber wirklich nur
auf den kreisverkehr der
wiederherstellung die
reinkarnation der pappmasse
was aber noch mögliche andere
berufe im diesseits nicht aus-
schließen sollte
(15.12.95)



wir
sie
er
du
ich



darf man überhaupt an den gleichen krankheit sterben
wie der eigene vater?
jemand zupft an deinem bauch
jemand verbrennt holz in deinem garten
du unterbrichst die kette der regelmäßigen anrufe
die nachbarn graben ein loch
du bist der gefangene keines einzigen gedankens
(6.7.16/28.9.17)


john cage
hätte als
hans käfig
in deutschland
keine 
Karriere
gemacht.
(1996)


der kleine liebegott liegt einmal schlafend
liegt bei seiner seite sein herzflammender feuerbrand,
weil viele nymphen die versprachen keusches leben zu nehmen
kamen leichtfüßig bei; aber in ihrer mädchenhaften hand
die lieblichste anhängerin nahm auf dieses feuer
mit vielen legionen von wahren herzen hatten gewärmt;
und so der allgemein von heißem wunsch
war schlafen bei einer fungfrau hand entwaffnet.
diesen feuerbrand sie löschten in einem kühlen gut bei,
das von liebes feuer nahm hitze fort immerwährend,
wachsen ein bad und gesund heilmittel
für männer krankheiten; aber ich, meiner gebieterin leibeigener,
kamen da für heilung, und dies bei das ich pfeife,
liebes feuer heizt wasser, wasser kühlt nicht liebe.
(23.7.96, nach Shakespeare)


wild
wald
welt
wollt
wullt
(23.11.95)


am fenster stehen
in der nase bohren
wenn bekannte gesichter draußen vorbeigehen
verstohlen mit den zehen wackeln
ansonsten nix
(28.6.96)

wetterbericht:
der nebel hat eine so schwere dichte,
dass er im verlauf des tages die sonne freisetzt,
die wieder einmal mehr unter beweiß stellen wird,
dass sie einen knall hat.


tun
tut
tutst

haben
hab
habst

papen
pap
papst


darmstädter ferienkurse für neue musik:
strwainsky
bach 
rachmaninoff

rimsky
krimsky
korsakoff

wagner
orff
und zender

singen:
love me tender


für Stephan (24.11.95):
mäkthelein fein
o
mäkthelein fein
o
vor lauter lußt und wonnen
fühl ich mein sprach
geronnen
steif und fest
wie eischnee
scheiden tut weh
(den vater den ich haben mag
schick ich nicht auf den
vatertag)


nach shakespeare:
wenn vierzig winter werden belagern deine brauen
und graben tiefe furchen in deine schönheit feld,
deiner jugend stolz kleid, so starrt auf jetzt,
wird sein ein zerfetzt unkraut, von klein wert gehalten:
dass gefragt wo all die schönheit liegt,
wo all der schatz von deinen lustigen tagen,
zu sagen, innerhalb deiner selbst tief-gesunken augen,
waren eine alles-essende scham und verschwenderisches lob.
wie viel mehr lob verdient deiner schönheit gebrauch,
wenn du könntest antworten "dieses schöne kind von mir
wird addieren meine rechnung und machen meines alters entschuldigung,"
beweisen seine schönheit bei aufeinanderfolgen dein!
     dies waren zu sein neu gemacht wenn deine kunst alt,
     und siehst dein blut warm wenn du fühlst es kalt.


der
minister
beiden
legen
heckler
der
fern
weinbergen
dass
dieses
abfeuern
radar
sein
von
(16.9.95)

im fernsehen zappelt die welt.
im radio erzählen sie von einem hundeerschießungskommando, so wie es scheint, irgendwo in der nähe von teschernobyl.
die hunde haben in dem evakuierten gebiet schon lange keine menschen mehr gesehen und laufen freudig erregt auf das 
kommando zu. bellen. schwanzwedeln.
elf, zwölf jahre später ist die welt wieder weiß. man kann aus dem fenster sehen, wie draußen die vögel zappeln.
seit langem wieder weiße weihnacht, weißes silvester und weißes neujahr. heute nacht im
fernsehen sogar der weiße wal.
wenn die sonne scheint, so wie gestern, spiegelt sich der blaue himmel sogar im schnee.
weiß und blau und braune hundekacke auf dem waldweg.
irgendjemand im radio meinte, er hielte gregory peck als käpt`n ahab für die größte fehlbesetzung
der filmgeschichte.
naja, immerhin winkt auch er zum abschied.
(1.1.2002)

manche dinge muss man besser alleine machen
manche dinge gehen besser zu zweit
manche besser zu dritt
zu viert kommt nicht so häufig vor - - - 
bei familien vielleicht.
als bergsteiger
läufst du immer nur bergauf
ein merkwürdiger beruf
allein,
zu zweit,
zu dritt,
schritt für schritt,
stunde um stunde,
tag für tag,
woche um woche,
jahr für jahr
bergauf
bergauf
bergauf
bergauf
(24.11.18)

 

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